"Barrierefreiheit ist ein Grundrecht"

Von Christina Holzinger
So sieht die Tauritzmühle nach der Sanierung und Erweiterung aus. Foto: red Foto: red

Ein Tagesordnungspunkt bei der vergangenen Gemeinderatssitzung sorgte für einige Diskussion bei den Anwesenden: Die Sanierung der Tauritzmühle soll plötzlich mehr als geplant kosten. Für die Gemeinde bedeutet das: Statt 10.000 Euro Zuschuss zahlt Speichersdorf nun 20.400 Euro an die Ortsgruppe.

 
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Bisher war die Tauritzmühle alles andere als behindertengerecht: Vom Vorplatz hinauf zum Gastraum sind es drei Stufen. Runter zur Toilette neun. Und vom Schankraum zum WC sogar 14. Deshalb nahm die Speichersdorfer Ortsgruppe des Fichtelgebirgsvereins die Sanierung und Erweiterung der in die Jahre gekommenen Tauritzmühle zum Anlass, barrierefreie Zugänge zu schaffen. Auch wenn das bedeutet, dass die Sanierung statt der anfangs geplanten 133.000 Euro mehr als doppelt so viel kosten würde: Die Gesamtrechnung belief sich nach Bauende auf 272.000 Euro. Ist die Sanierung und Erweiterung der Tauritzmühle zu teuer? Nicht, wenn man Dieter Kottwitz, den Vorsitzenden der Ortsgruppe, sagt: „Barrierefreiheit ist ein Menschengrundrecht.“

Behindertengerechter Ausbau

Innerhalb von 15 Monaten Bauzeit hat sich in der Tauritzmühle viel getan: Der große Keller, der Gewölbekeller und der Kellerabgang wurden trockengelegt, verputzt und isoliert, der Giebel auf der Westseite am Hauptgebäude verschalt, Gartenzaun und Fassade erneuert. Die Heizung wurde auf Gas umgestellt, die Leitungen zum Nebenhaus erneuert. Die Keller erhielten neue Zugänge und Türen, der Kellereingang eine neue Überdachung. Größere Heizkörper und barrierefreie Sanitäranlagen wurden eingebaut.

Neuer Wanderweg geplant

Einen barrierefreien Wanderweg rund um die Tauritzmühle will Kottwitz schon seit einigen Jahren realisieren. Er findet aber nach eigener Aussage keine finanzielle Unterstützung, da die Wanderwege zum Teil auch von Traktoren genutzt werden. Sein Traum: Rollstuhlfahrer, Senioren mit Rollstuhl und Familien mit Kinderwagen können rund um die Tauritzmühle wandern gehen. Und zu einem barrierefreien Wanderweg gehört für Kottwitz auch eine ebensolche Tauritzmühle. „Es wird ja im Behindertenbereich im Fichtelgebirge nicht viel gemacht“, sagt er. Und da es an dem 30 Jahre alten Gebäude ohnehin einige Mängel gab, wollte Kottwitz Nägel mit Köpfen machen.

Rückendeckung vom Gemeinderat

Hinter dem Projekt scheinen auch der Gemeinderat Franc Dierl und Speichersdorfs Bürgermeister Manfred Porsch zu stehen, immerhin verteidigten beide die gestiegenen Kosten vor dem Plenum. Dierl erklärte, dass ursprünglich nur die Sanierung der Sanitäranlagen im Keller und die Erneuerung der Heizung geplant waren. Zudem wurde der Kellerzugang überdacht und ein separater Zugang geschaffen. „Eigentlich handelt es sich um eine ganz andere Baumaßnahme als ursprünglich geplant“, sagt er.

Zuschüsse verdoppelt

Dass die Kosten sich mehr als verdoppeln würden, war für Bürgermeister Porsch schon lange erkennbar: „Wenn man sich die Bauanträge genau angeschaut hat, wusste man, was alles gemacht wird.“ Schon im Jahr 2016 bei Baubeginn war klar, dass die Kosten sich auf etwa 225.000 Euro belaufen werden. Deshalb entschloss sich der Gemeinderat einstimmig dazu, den Verein mit 20.400 Euro statt der bereits gezahlten 10.000 Euro zu unterstützen. Denn „der Verein stemmt zum Großteil die Kosten allein“, wie Bürgermeister Porsch sagt.  

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