Banker erliegt dem Reiz des Zockens

Von Mathias Mathes
Ein früherer Banker steht in Coburg vor Gericht. Foto: dpa-Archiv Foto: red

Der ehemalige stellvertretende Leiter einer Sparkassen-Geschäftsstelle im Landkreis Kronach steht in Coburg vor Gericht. Er gesteht, dass er hemmungslos Geld von Kunden an der Börse verzockt hat. „Am Ende habe ich völlig die Kontrolle verloren“, so der 49-Jährige.

 
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Gut eine halbe Million Euro an Kundengeldern soll der Bankkaufmann für seine Spekulationen veruntreut haben. Dazu kommt verzocktes Geld aus erschlichenen Krediten der Landesbausparkasse (LBS) in Höhe von mehreren Zehntausend Euro sowie 60.000 Euro, die er von seinem Bruder erhalten hatte. „Es tut mir leid, dass ich meiner Familie und meinen Kunden solchen Schaden zugefügt habe“, sagt der 49-Jährige beim Prozessauftakt am Montag. Er sei dem „Reiz des Zockens“ völlig erlegen gewesen.

Auf den großen Wurf gehofft

Immer riskanter habe er spekuliert, immer habe er auf den großen Wurf gehofft. Doch am Ende standen horrende Verluste. Er habe einfach nicht aufhören können, obwohl ihm bewusst geworden sei: „Ich war nur noch ein Getriebener.“ Die zwanghaften Spekulationen hätten das ganze Leben des Angeklagten bestimmt.

Mit gefälschten Unterschriften

Laut Anklage hat der 49-Jährige zwischen 2011 und 2016 in rund 160 Fällen Geld aus dem Bestand der Sparkasse Kulmbach-Kronach entnommen. Dies soll er mit Barauszahlungen erreicht haben, die er mit von ihm gefälschten Unterschriften von Kunden veranlasst habe. „Mitunter entlockte er den gutgläubigen, ihm vertrauenden Kunden auch unter einem Vorwand ihre Unterschrift“, so Staatsanwältin Sarah Röll.

Um 500.000 Euro geprellt

An die 500.000 Euro soll sich der Angeklagte auf diese Weise von einer Vielzahl von Kundenkonten geholt haben, um seine Spekulationssucht zu befriedigen. Doch damit nicht genug: Mit der gefälschten Unterschrift seiner Ehefrau soll sich der 49-Jährige LBS-Kredite in Höhe von insgesamt rund 30.000 Euro erschlichen haben. Ein andermal habe er die Unterschrift eines seiner Söhne benutzt, um an einen Kredit in Höhe von etwa 9.000 Euro zu kommen. Auch dieses Geld „verbrannte“ der Angeklagte mit seinen risikoreichen Spekulationen. Dazu sei geschenktes Geld von seinem Bruder gekommen sowie Geld aus dem Vermögen des verstorbenen Vaters, das ihm seine Mutter zu treuen Händen gegeben hatte.

Ein Jahr in Untersuchungshaft

Nachdem die Veruntreuungen aufgeflogen waren, musste der 49-Jährige in Untersuchungshaft, wo er fast ein Jahr verbrachte. „In der Haft hatte ich Zeit über meine Taten nachzudenken“, sagt er jetzt vor der großen Strafkammer des Landgerichts Coburg unter dem Vorsitz von Richter Christoph Gillot. Der Nervenkitzel habe ihn in seinen Bann gezogen, erklärt er. Ob telefonisch oder in den letzten Jahren mit Handy-Apps - er habe alle Möglichkeiten für Spekulationsgeschäfte genutzt. Die eigentliche Arbeit in der Sparkasse sei zur Nebensache geworden.

Von all dem hätten seine Frau und seine vier Kinder über all die Jahre nichts gewusst, beteuert der 49-Jährige. „Meiner Frau habe ich ein heiles Leben vorgespielt.“ Jetzt bereue er, dass es so weit gekommen ist. Wenigstens halte seine Familie noch zu ihm. Jetzt wolle er einen Schlussstrich ziehen. „Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist“, sagt er.

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