"Bamberger Fluch": Das Böse unter uns

Von Elmar Schatz
 Foto: red

Der Chefreporter liegt tot da – und er hinterlässt Rätsel. Der neue Krimi „Bamberger Fluch“ von Harry Luck pendelt von der Gegenwart in die Zeit der Hexenverfolgung vor 400 Jahren und wieder zurück in die heutige Zeit, mit der Botschaft: Das Böse ist unter uns, nach wie vor.

 
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Gewiss werden auf dem Bamberger Schönleinsplatz längst keine Frauen mehr verbrannt. Der Geist des Hexenkommissars Dr. Ernst Vasoldt taucht jedoch plötzlich wieder auf, als an der Oberen Pfarre in Bamberg ein Grab geöffnet und kurz darauf der Chefreporter der Lokalzeitung auf dem Schönleinsplatz, dessen Vergangenheit kaum jemand kennt, als Leiche aufgefunden wird.

Der Kriminalhauptkommissar mit dem Allerweltsnamen Müller, ein staubtrockener Typ mit altem Tasten-Handy, der mit der digitalen Zeit fremdelt, soll den Todesfall aufklären: Den smarten Chefreporter hatte er kurz zuvor getroffen, am geöffneten Grab an der Oberen Pfarre, in dem Dr. Ernst Vasoldt gelegen haben soll. Doch darin wurde merkwürdigerweise lediglich eine alte Waffe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Wer legt hier eine falsche Fährte?

Wodurch starb der Chefreporter? In Tatverdacht gerät eine Ärztin, die so erfolgreich alternative Heilmethoden praktiziert, dass sie von bösen Kollegen gleichsam als moderne „Hexe vom Jakobsberg“ verleumdet wird. Aber der Hauptkommissar und seine flippige Kollegin Paulina kommen lange nicht weiter. Der Leser reist mit beiden in ganz Oberfranken umher, nach Coburg, dort wirkt ein Experte, der gefälschte Doktorarbeiten entlarvt, nach Forchheim, dort lebt ein Nachkomme des Hexenkommissars Vasoldt, unter ganz anderem Namen. Hat der ein Motiv, weil der Chefreporter die Verwandtschaftsbeziehung dieses Großunternehmers zu dem Hexenkommissar aufzudecken drohte?

Aber der Fall liegt letztlich vollkommen anders, hat mit Hexenverfolgung nur mittelbar zu tun. Die Spur führt zurück nach Bamberg. Der Paukenschlag der totalen Überraschung kommt in Kapitel 17. Der Mord wird aufgeklärt. Aber wer wird da gefasst, hoch oben auf den Zinnen des Doms? Voll spannend, dieser Krimi!

Harry Luck, im Hauptberuf erzbischöflicher Pressesprecher, ist gebürtiger Remscheider, aber längst leidenschaftlicher Bamberger; davon zeugt jede Zeile des Buches. Schließlich ist das nach „Bamberger Hörnla“ schon sein zweiter Franken-Krimi und insgesamt sein zehnter Roman.

Ein fleißiger Schreiber. Und Genauigkeitsfanatiker, der gerne belehrt und verbessert. Da sagt die junge Sprechstundenhilfe zum Kommissar, er komme wohl „wegen dem Heuschnupfen“ und der Kriminaler korrigiert sie: „Ja, ich komme wegen des Heuschnupfens.“ Ein Hoch auf den Genitiv! So wird der Krimi nebenbei zum Grammatiklehrbuch.

Abschweifungen halten den Leser auf, weil Dinge haarklein erklärt werden, die – erst später ersichtlich – zum Handlungsstrang gehören. Einen Monsignore lässt der Autor sagen: „Die Hexenverfolgung wurde damals vom Hochstift betrieben. Hier war der Fürstbischof als weltlicher Herrscher verantwortlich. Der Staat hat also gehandelt, nicht die Kirche.“ Feiner Unterschied.

Harry Luck: „Bamberger Fluch“

Franken-Krimi, emons-Verlag. 192 Seiten, ISBN 978-3-95451-821-0, 10,90 Euro