Ballnacht: Tanzen, Preis verleihen, tanzen

Wunner
Rauschende Ballnacht in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach. Foto: Alexander Muck Foto: red

Draußen Schnee und Minustemperaturen, drinnen in der Dr.-Stammberger-Halle eine rauschende Ballnacht, die Frühlingsgefühle weckt und dazu noch einem sozialen Zweck dient: Es ist wieder das gesellschaftliche Event des Jahres in Kulmbach. Und eine Jubiläums-Ballnacht, denn es gibt sie jetzt seit 20 Jahren.

 
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So präsentierte sie sich auch unter dem Motto „Es liegt was in der Luft“ schon im Foyer zur Begrüßung mit einem Jazz-Pianisten. Dann ging es für die Besucher hinein ins illuminierte Vergnügen in der Halle. Die Band Barfly spielte, und es herrschte bis nach Mitternacht gedrängte Enge auf dem Parkett bei Tango und Cha-Cha-Cha. Oder es senkten sich beim langsamen Walzer tiefe Blicke in die Augen des Tanzpartners, man himmelte sich an, kommunizierte mit lasziven Bewegungen. Die Ballnacht ließ da keine Wünsche offen. Zumal zwei Taxi-Tänzer aus Bayreuth ihren Service für Frauen anboten.

600 Besucher, teils von weit her

Die Ballkleider der Damen waren aufregend und mutig feminin: In italienischer Robe rückenfrei, Pailletten oben und der Rock geschlitzt bis zum Oberschenkel. Die Farben spiegelten den Frühling wider, von Apfelgrün bis Champagner, von Karmesinrot bis Azurblau. Die Herren waren wie immer eher konservativ gekleidet – im Smoking, wie Oberbürgermeister Henry Schramm, oder im schwarzen Anzug mit Fliege. Die über 600 Besucher kamen auch von weit her, zwei Pärchen sogar aus Wien und aus Zürich.

Höhepunkt des Balles wie jedes Jahr: die Verleihung des Kultur- und Sozialpreises, der mit 3000 Euro dotiert ist und den die Kulmbacher Serviceclubs ausloben, zu denen neben den federführenden Kiwanis mit Präsidentin Anja Gimpel-Henning an der Spitze, noch die Rotarier, Lions, Round Table und der Ladies Circle gehören. Strahlender Gewinner diesmal ist der Förderverein der Werkstatt für Behinderte in Melkendorf. Den Grund, warum die Wahl auf ihn fiel, nannte Laudator Rüdiger Baumann: Wegen der etwa zwölf Spieler umfassenden Theatergruppe der Behindertenwerkstatt, die sich dort etabliert hat und mittlerweile ein wichtiger Bestandteil für Integration und Inklusion geworden ist – angeregt vor Jahren von Lothar Seyffert und Klaus Drescher von der Vorstandschaft des Fördervereins.

„Unsere Märchen kommen an, werden überall verstanden.“

Der erfahrene Theatermann Baumann hat sich als Regisseur und Drehbuchautor den Belangen von Behinderten zugewandt. „Theater spielen bringt Lebensfreude und hilft der Kommunikation“, sagte Baumann. „Wir erreichen jetzt ein breites Publikum und sind medienwirksam geworden.“ Die Auftritte reichen über die Melkendorfer Werkstatt hinaus bis in das Landesamt für Umweltschutz in Steinenhausen, in die Stadthalle Kulmbach, ins Martin-Luther-Haus in Bayreuth, oder in die Rhön und zu den Gesamtfränkischen Mundarttheatertagen. „Unsere Märchen kommen an, werden überall verstanden.“

Der Regisseur hatte zur Preisverleihung vier Akteure mitgebracht: Markus, Lennart, Stefan und Milan. Sie gaben Kostproben ihres Könnens, tosender Beifall belohnte ihre schauspielerische Leistung. Einer freute sich besonders über die Auszeichnung, Fördervereinsschatzmeister Stephan Pröschold. „Ich sage aus tiefstem Herzen Danke, das ist für uns legendär und weiterer Ansporn.“ Das Geld werde zur Fortführung des Theaterprojekts verwendet. Pröschold machte deutlich, dass der Verein jährlich 20 000 Euro für Menschen mit Behinderung zur Verfügung stellt. Der bekannte Dixie-Frühschoppen, Flohmärkte und Spenden würden das ermöglichen. Mittlerweile gebe es Fußball- und Tischtenniskurse und Ernährungsangebote. Es wäre schön, so der Schatzmeister, wenn sich weitere Leute an den Projekten beteiligen würden.

Anspruchsvoll und dennoch leger

Nach der Preisverteilung, wie der gesamte Abend vom smarten Rainer Ludwig moderiert, füllte sich schnell wieder das Tanzparkett. Nebenan im Foyer ließ DJ Lobo Sanchez heiße Rhythmen laufen, bis in die frühen Morgenstunden feierten die Unermüdlichen. Fazit: wieder eine gelungene Ballnacht, die anspruchsvoll und dennoch leger war.

Vier junge Damen aus Kulmbach sagten, dass sie die Musik besonders genossen hätten. Sie würden sich mehr junge Leute beim Ball wünschen. Und ein Ehepaar aus Kronach meinte: „Wir sahen ganz tolle Tanzpaare, die Atmosphäre passte.“ Bei der Tombola, bestückt mit einem Wert von 12.000 Euro, gewann Annegret Pachner den Hauptpreis: einen Goldring mit fünf Brillanten zu 850 Euro, gestiftet vom Juwelier Kolanus.

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