Bahnhof: Hotel statt Schandfleck

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Nach Jahren der Brache will ein Investor ein Hotel und ein Parkhaus auf den Brachflächen am Bahnhof bauen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Neues Kapitel in einer bislang fast unendlichen Geschichte: Am Bahnhof tut sich etwas. Ein Investor möchte ein Hotel mit 180 Zimmern und ein Parkhaus mit 320 Stellplätzen auf Flächen, die ehemals im Besitz der Bahn AG waren, bauen. Der Bauausschuss diskutierte die Fortführung des Bebauungsplanverfahrens intensiv – mit einer deutlichen Empfehlung an den Stadtrat: Das Verfahren voran zu treiben.

 
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Vor gut zehn Jahren war das Gebiet schon einmal Thema im Stadtrat, sagt Stadtbaureferentin Urte Kelm am Dienstagnachmittag in der Sitzung des Bauausschusses. Ein wichtiges Ziel damals: Die Allee der Bürgerreuther Straße Richtung Festspielhaus auch hinunter zum Bahnhof fortzusetzen. Knackpunkt damals: der Grundstückseigentümer, der die alten Bahnflächen gekauft hatte, wollte keinen Grund abtreten, damit die Stadt Bäume pflanzen konnte. Inzwischen, sagt Kelm, hätten sich die Eigentumsverhältnisse erneut geändert. Der aktuelle Eigentümer möchte in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof das Parkhaus und im Anschluss das Hotel bauen. Das Hotel sei als fünfgeschossiges Gebäude mit extensiv begrüntem Flachdach vorstellbar, „Traufhöhe maximal 18 Meter, das gibt die Firsthöhe auf der anderen Straßenseite vor“, sagt Kelm.

Erschließung über neue Kreuzung

Die Haupterschließung würde über eine neue Kreuzung Bürgerreuther Straße und Goethestraße möglich. Ob es eine Ampel geben könnte, das bliebe einem noch zu erstellenden Verkehrsgutachten vorbehalten, sagt Kelm. Allerdings könnte eine alte Forderung erfüllt werden: Der neue Eigentümer, sagt Kelm, wäre bereit, der Stadt den nötigen Streifen abzutreten, um Bäume zu pflanzen – als Fortsetzung der Festspielallee. Rund 70 000 Euro setzt die Stadt für den Grundstücksankauf an. Für Umbauten, unter anderem für die Umgestaltung der Einmündung zur Wilhelm-von-Diez-Straße, würden rund 400 000 Euro fällig. Ebenso nötig, wie Kelm sagt: Die Umsiedlung der Zauneidechse, die als gefährdet gilt. Sie soll auf Flächen auf der anderen Bahn-Seite im Stadtteil Burg umziehen.

Schandfleck weg, sagen fast alle im Stadtrat

Fraktionsübergreifend sind sich die Stadträte weitgehend einig: Das Vorhaben mit Parkhaus und Hotel helfe, „einen Schandfleck zu beseitigen“, wie unter anderem Stefan Specht, der Vorsitzende der CSU-Fraktion sagt. Thomas Bauske, der Fraktionsvorsitzende der SPD, nennt das Vorhaben speziell mit Blick auf die sicher steigenden Besucherzahlen durch die Gäste, die das Weltkulturerbe besuchen werden, „eine Chance für Bayreuth. Wir brauchen Hotels, die auch busladungsweise Gäste aufnehmen können“. Auch das Junge Bayreuth steht dem Projekt „sehr positiv gegenüber“, wie Stefan Schuh sagt.

Low-Budget-Hotel "nicht was wir wünschen"

Wasser gießt Sabine Steininger, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, in den Wein. In ihrer Fraktion – wie auch in der Fraktion der FDP und der DU, wie Stephan Huttner sagt – gebe es unterschiedliche Meinungen, sie vertrete die kritische, während Stefan Schlags sagt, er sehe „durchaus Bedarf für das Hotel“, wenn er auch einen Tausch der Gebäude bevorzugen würde: Hotel näher ran an den Bahnhof, Parkhaus dahinter. Ein fünfgeschossiges Hotel „im Low-Budget-Bereich ist nicht das, was wir uns wünschen“. Sie habe Sorge, ob bei der Gestaltung Spielraum bleibe in der Kategorie zwei bis drei Sterne. Zudem sehe sie nicht die Erfordernis für eine Neugestaltung der Wilhelm-von-Diez-Straße. Eine Idee für die Fassade bringt Halil Tasdelen (SPD) ein: Verklinkert, mit Sandstein, das könne man dem Investor aufgeben.

Fernbushalt treibt die Ausschussmitglieder um

Das Thema Fernbushalt allerdings treibt die Mitglieder des Bauausschusses mit unterschiedlicher Vehemenz um. Vor allem Ernst-Rüdiger Kettel (BG), der sich als „alter Verfechter des Fernbushalts“ bezeichnet, sagt: Man dürfe den Erhalt das Fernbushalts nicht außer Acht lassen – und sich vor allem Entwicklungschancen nicht verbauen. Gegebenenfalls solle man über eine Haltespur vor dem Hotel auf der Bürgerreuther Straße nachdenken. „In der Goethestraße ist das eher eine Behelfssituation, die langfristig gelöst werden sollte“, pflichtet Bauske Kettel bei. Wobei, wie Ulrich Meyer zu Helligen, der Leiter des städtischen Planungsamts , sagt: „Die Fernbusse kommen von der Autobahn und wollen möglichst schnell wieder auf die Autobahn. Die finden den Standort an der Goethestraße ganz gut. Es gibt auch auf der angrenzenden Fläche Entwicklungspotenzial.“

Mit den Gegenstimmen der Grünen schickt der Bauausschuss das Thema weiter in den Stadtrat.

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