Deutsche Bahn saniert die maroden Brücken in Hersbrucker Schweiz – Ein Bauwerk nicht mehr zu retten – Behinderungen für Zugverkehr Bahnbrücken rosten vor sich hin

Von Ralf Münch

Die Bahn hat ein großes Problem am Hals. 19 alte Brücken rosten in der der Hersbrucker Schweiz vor sich hin. Immer wieder muss der Zugverkehr einseitig umgeleitet werden, was die Fahrpläne durcheinanderbringt. In den nächsten Jahren müssen sich die Bahnpendler auf einiges gefasst machen.

 
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Stefan Schuhmacher, Bauingenieur, befasst sich mit den Bauwerken. Er sagt: „Bis wir mit den Brücken fertig sind, wird es noch lange dauern. Ich schätze mal so zehn Jahre." Eigentlich könnte die Brückensanierung viel schneller ablaufen. Nämlich dann, wenn man die alten Bauwerke, die 100, teilweise 120 Jahre alt sind, einfach entfernen und neue bauen würde. Doch genau das Alter der Brücken ruft das Amt für Denkmalschutz auf den Plan. „Ich gebe es ja zu. Diese alten Fachwerkkonstruktionen sehen auf jeden Fall besser aus, als wenn wir hier neue Brücken bauen würden. Und passen auch wesentlich besser in das Landschaftsbild. Aber die Sanierung dauert wesentlich länger als ein Neubau“, so Schuhmacher.

Bereits heute wird ab 22 Uhr eine dieser Brücken nur noch einseitig befahrbar sein – bis Montag um fünf Uhr am Morgen. Das wird bei den Bahnreisenden nicht gerade auf Wohlwollen stoßen. „Wir haben an den Bahnhöfen, die diese Sperrung betrifft, Personal stehen und wir werden auch Durchsagen machen, damit kein Zuggast an einem falschen Bahngleis steht“, erklärt Schuhmacher und fügt hinzu, dass es schon sein könnte, dass es zu vermehrten Beschwerden von Reisenden kommen könnte. Und die, die das abbekommen, das Personal an den Bahnhöfen, seien diejenigen, die überhaupt nichts dafür können.

Die Bahnbrücke, die am Freitag halbseitig gesperrt wird, ist etwa drei Kilometer von Neuhaus an der Pegnitz in südlicher Richtung entfernt. Dort müssen Querträgerwinkel erneuert werden. Das sind Winkel, so wie man sie von Möbeln her kennt. Allerdings wesentlich größer und auch wesentlich stabiler. Sie verbinden die Längsträger der Unterbaukonstruktion mit den Querträgern. Halten müssen die unbedingt, denn auf der gesamten Unterbaukonstruktion liegt der Überbau mit den Schwellen und den Gleisen. Der Bautrupp, der in luftiger Höhe an der 26 Meter langen Brücke arbeitet, erhitzt die Nieten der alten Winkel, und schlägt sie dann mit einem „Nietentreiber“, einer Art Presslufthammer, heraus. Anschließend werden neue Winkel eingesetzt und mit zehn Zentimeter langen Schrauben in den Trägern verschraubt. Der Bauingenieur: „Wir machen die Arbeiten am Wochenende, weil wir dann weniger Fahrgäste haben. Würden wir das während der Woche machen, dann würde es die ganzen Berufspendler betreffen. Und das könnte dann richtig Ärger geben.“

Die Brücke hier ist ja nicht die Einzige, die in die Jahre gekommen ist, und der die Zeit zugesetzt hat. Bei einer anderen müssen die Stahlrolllager erneuert werden. Das sind die „Füße“ der Brücke, die etliche Tonnen Stahl tragen müssen.

Andere Brücken sind da noch wesentlich maroder. Etwa die rund 20 Meter lange Brücke bei Güntersthal. Sie reicht direkt über die Eckart Werke. Dort werden Farbstoffe hergestellt. Und als Schuhmacher unter der Brücke steht, und schließlich nach oben steigt, sagt er: „Die kommt komplett weg. Ein Gutachter hatte festgestellt, dass das Material so dermaßen kaputt ist, dass es nicht machbar ist, die zu sanieren.“

Und das hat sogar der Denkmalschutz eingesehen. Wann die Brücke ausgetauscht wird, kann Schuhmacher nicht sagen. Vielleicht so in ein oder zwei Jahren. Die Angst, dass die marode Brücke unter der Last eines Zuges zusammenbricht, sei unbegründet. Schon alleine deshalb, weil die Brücken jetzt in Abständen von sechs Monaten überprüft werden. „Ganz ehrlich. Ich hacke mir meinen Arm ab und werfe ihn für das Versprechen, dass die Brücke noch so lange hält, ins Feuer. Da braucht niemand irgendeine Befürchtung zu haben.“

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