Bäder: Auf Kommunen lastet Kostendruck

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Viele Kommunen müssen sparen. Trotzdem versuchen die meisten, ihre Schwimmbäder zu halten. In Waischenfeld entschied man sich, das Freibad an einen Privatmann zu verpachten. Unterstützt wird es von der Stadt aber dennoch. Foto: Archiv Foto: red

Ein Freibad wirtschaftlich zu betreiben? Nahezu unmöglich. So lautet der einheitliche Tenor der vom Kurier befragten Schwimmbadbetreiber in der Region. Nur die Stadt Waischenfeld wagte etwas, was für viele Kommunen noch immer tabu ist: die Privatisierung ihres Freibads.

 
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Waischenfeld: Seit dieser Saison verpachtet die Stadt ihr Freibad an Mikro Helbig aus Pretzfeld. „Wir hätten zwei Bademeister einstellen müssen und das war für uns finanziell nicht möglich gewesen“, sagt der Waischenfelder Bürgermeister Edmund Pirkelmann über die Entscheidung. Ohne die Privatisierung hätte die Schließung des Freibades gedroht. Der Pächter betreibe eine Firma, die Schwimmbäder baut und mit Badetechnik und Zubehör versorgt. Somit verfüge er über eigenes Personal und könne die Öffnungszeiten flexibler gestalten, so Pirkelmann. Die Stadt sieht sich dennoch in der Pflicht, für den technischen Betrieb, den Unterhalt und Erhalt des Schwimmbades zu sorgen. Deshalb bezuschusst sie die Freizeiteinrichtung mit 60 000 Euro im Jahr. „So ist das für beide Seiten ein Gewinn“, sagt Pirkelmann.

Denn nicht zu vergessen sei, dass Waischenfeld Stabilisierungshilfe bekomme. Daher sei die Stadt angehalten, auf alle freiwilligen Leistungen ein genaues Augenmerk zu haben. Und da stehe schnell das Schwimmbad auf dem Prüfstand.

Kiosk wechselt Betreiber

Und was hat sich seit der Übernahme für die Besucher geändert? „Da ist alles beim Alten, außer dass sich der Service auf der Terrasse deutlich verbessert hat“, sagt der Bürgermeister über die positiven Reaktionen auf die neue Bewirtung. Das Kiosk betreiben Robert und Peter Weiß vom Förderverein des Freibades. Dessen Mitglieder kümmern sich um die Pflege der Anlage und sammeln Spenden für das Schwimmbad. Die Stadt achtet weiterhin auf die Sicherheit und ersetzte zum Beispiel auf eigene Kosten ein marodes Sprungbrett. Die Preise seien „ein bisschen angepasst“ worden, ansonsten laufe alles wie gehabt, sagt Peter Weiß auf Nachfrage. Robert Weiß hatte das Kiosk vor einigen Jahren bereits geführt. „Wenn der Mietvertrag ausläuft, haben wir jederzeit die Möglichkeit, das Schwimmbad wieder selbst zu übernehmen“, sagt Pirkelmann. Der Pächter war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Warmensteinach: In Warmensteinach indes wird eine Privatisierung nicht in Betracht gezogen. „Wir haben erst viel Geld in unser Waldschwimmbad investiert“, sagt Geschäftsleiter Matthias Dorner. Es sei klar, dass ein Schwimmbad niemals wirtschaftlich zu führen sei. „Neben den Kosten müssen wir aber auch sehen, was das Bad für Einheimische und Touristen bietet.“ Die Saison habe erst nach Pfingsten begonnen. Am heutigen Samstag kann sich jeder kostenlos ein Bild von dem wieder eröffneten Bad machen.

Bayreuth: Auch das Kreuzsteinbad in Bayreuth macht wirtschaftlich Verluste. Laut Stadtwerke-Sprecher Jan Koch muss jährlich mit einem Defizit kalkuliert werden. Der Mittelwert für die jährlichen Verluste: 560 000 Euro. „Dafür haben wir ein attraktives Angebot zu vernünftigen Preisen.“ Der Eintrittspreis für Erwachsene liegt aktuell bei 3,70 Euro. „Das Kreuzsteinbad soll ein Bad bleiben, das sich jeder leisten kann“, sagt Koch. Eine Privatisierung komme daher nicht infrage.

Das Kreuzer hat in diesem Jahr ein neues Angebot für die Besucher: kostenloses W-LAN. Allerdings nur für 30 Minuten, damit das Netz nicht überlastet werde. „Mit Handys im Schwimmbad haben wir bisher gute Erfahrungen gemacht“, sagt Koch und weist auf die Badeordnung hin, die zur Achtung der Persönlichkeitsrechte ermahnt. „Ein Verbot wäre nicht schön und schwer zu kontrollieren“, sagt Koch. „Das Telefon dabei zu haben, gehört einfach zum Alltag dazu.“

"Alles ist in die Jahre gekommen"

Thurnau: Kostenloses Internet über Freifunk Franken gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal auch im Thurnauer Freibad. Das Becken wird seit 2007 mit einer solarunterstützten Wärmepumpenanlage beheizt. „Das ist einmalig in einem kommunalen Schwimmbad“, sagt Bürgermeister Martin Bernreuther. Vor der Saison seien das Haupthaus saniert und das Rolltor gestrichen worden. Auch die Sanitätsräume wurden überholt, weil „alles doch sehr in die Jahre gekommen“ ist. Die Gemeinde habe dafür rund 15 000 Euro ausgegeben. Vor zwei Jahren sei mit einem Kinderbecken begonnen worden.

In Thurnau sieht die Situation der Kommunalfinanzen ebenfalls alles andere als rosig aus. Beim Freibadbetrieb fielen vor allem die Kosten für das Personal stark ins Gewicht, so Bernreuther. Wenn noch große Investitionen hinzukommen würden, wäre ein geregelter Badebetrieb nur schwer aufrechtzuerhalten. „Deshalb haben wir uns für den Weg entschieden, Jahr für Jahr in kleinerem Umfang zu sanieren“, sagt Bernreuther. An eine Privatisierung sei allerdings noch nicht gedacht worden, obwohl Thurnau Konsolidierungsgemeinde ist. „Wir wollen auch nicht, dass der Eintritt unbezahlbar wird.“

Hallenbad und Freibad stark subventioniert

Kulmbach: In der Stadt Kulmbach werden das Freibad und das Hallenbad ebenso stark subventioniert. Jährlich seien das pro Bad rund 600 000 Euro, berichtet Stadtwerkeleiter Stephan Pröschold auf Anfrage dieser Zeitung. Dennoch sei eine Übergabe in private Hände kein Thema. Für Neuanschaffungen, Reparaturen und Pflege der Anlage seien vor dem Saisonstart rund 100 000 Euro ausgegeben worden. Kaputte Fliesen sind ausgetauscht, die Rutsche saniert und Wasseraufbereitung gewartet worden. Für viele Besucher gar nicht sichtbar, jedoch für die Qualität und Sicherheit unerlässlich.

Der Freibadbesuch war im Vorjahr wetterbedingt merklich zurückgegangen. Das defekte Becken an der Sprunganlage, die nach zwei unglücklichen Todesfällen gesprengt wurde, ist inzwischen verfüllt worden. Eine Liegewiese und eine Spielfläche befinden sich jetzt an der Stelle. Ein Planungsbüro prüft, ob dort oder an einem anderen Standort wieder eine Anlage mit Dreier- oder Fünfersprungturm errichtet werden könnte. Nach der Kostenschätzung berät der Werkausschuss darüber und danach entscheidet der Stadtrat. Pröschold könnte sich eine Umsetzung in den nächsten Jahren durchaus vorstellen. „Wenn es beschlossen würde, beginnt das Ganze voraussichtlich erst nach 2018.“

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