Bad Berneck wird gesperrt

Von Ulrike Sommerer

Frans van den Heuvel blickt sorgenvoll auf das Regal mit den vielen Pralinen und Schokoladen. Extra fürs Weihnachtsgeschäft hat er die Ware geordert. Und nun: Sein Tabak-Geschäft in der Rotherstraße wird ab Montag nicht mehr erreichbar sein. Die Straße wird saniert. Und van den Heuvel wohl auf seiner Weihnachtsware sitzen bleiben.

 
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"Ich weiß nicht, was wird", sagt van den Heuvel. "Wir sind verzweifelt." Dass die Straße, die an seinem Geschäft vorbei führt, gesperrt werden soll, hat van den Heuvel zufällig erfahren. Weil er das Schild, dass die Sperrung anzeigt, gesehen hat. Das ist es, was ihn so aufregt. Dass ihm keiner etwas gesagt hat. "Es kann nicht sein, dass die Stadt nichts von der Straßensanierung gewusst hat." Was ihn auch aufregt: dass die Sanierung ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft läuft. Das Weihnachtsgeschäft ist wichtig für van den Heuvel. Wenn vor Weihnachten nichts läuft, könne man oft das ganze Geschäftsjahr vergessen.

Wer Bus fahren will, muss laufen

Die Straße, die mitten durch Bad Berneck führt, ist die alte B2, zuständig für die Sanierung ist das staatliche Bauamt Bayreuth. Ein Teil der Bahnhofstraße (etwa ab dem Schuhhaus), die Rotherstraße, der Marktplatz und die Hofer Straße werden saniert. Es wird asphaltiert, gepflastert, Entwässerungsrinnen werden saniert, teilte das Bauamt auf Kurier-Anfrage mit. Es teilt auch mit, dass abschnittsweise gearbeitet wird, dass Anliegerverkehr möglich ist. Zufahrtsmöglichkeiten und Umleitungen sollen entsprechend ausgeschildert werden. Umgeleitet werden in dieser Zeit auch die Routen der Schulbusse, Linienbus-Haltestellen im Bereich der Baustelle, werden während der nächsten Wochen verlegt. Wer mit dem Bus fahren will, muss zum Busbahnhof.

Bauphase dauert drei bis vier Wochen

Die Bad Bernecker Gastronomen müssen sich jetzt ans Telefon hängen, um ihre Gäste über diese Sperrung, die Umleitungen und die Behinderungen zu informieren. "Das ist eine Heidenarbeit", vor allem, weil die Information jetzt so kurzfristig kam, kritisiert Kai Seißer, Geschäftsführer des Hotels Lindenmühle. Auch er hält den Zeitpunkt der Straßensanierung für falsch. "Das Weihnachtsgeschäft ist sehr wichtig", ab Ende November sind Weihnachtsfeiern gebucht. Ob die Arbeiten, die 215.000 Euro verschlingt, dann abgeschlossen sind, wisse man nicht. Drei bis vier Wochen veranschlagt das Straßenbauamt. Doch die Geschäftsleute fürchten, dass es länger dauern wird, wenn das Wetter nicht mitspielt. 

Nicht nur die Gäste kommen dann nur noch schwer zu den Gasthäusern, auch die Lieferanten. "Uns wurde gesagt, dass man mit dem Auto teilweise durch die Baustelle fahren kann", sagt Wolfgang Teufel, Chef des Gasthofs Goldener Hirsch. "Der Lastwagen der Brauerei muss uns aber ja auch erreichen können." Teufel hat jetzt mehr Bier auf Vorrat als üblich. Vielleicht kommt er so über die Zeit der Sanierung. "Aber ich weiß ja nicht, was getrunken wird", die Getränkemengen seien schwer auf diesen Zeitraum zu kalkulieren. 

Rabatte für treue Kunden

Die Ware ins Geschäft zu bekommen - vor dieser Herausforderung steht auch die Chefin des Modeladens Seidel, Sandra Bugiel. "Wir werden dann ein Köfferchen packen, beim Hotel Bube parken und hinter laufen." Unangenehm sei das, aber was wolle man machen. Sie hofft auf treue Kunden und darauf, dass ein Baustellenrabatt trotzdem Käufer ins Geschäft bringt. Möglicherweise will sie die Öffnungszeiten während der Straßenbaumaßnahme etwas einschränken.

Verringerte Geschäftszeiten oder den Laden während der Bauphase ganz zu schließen ist für Friseur Bernd Huber keine Option. "Das können wir uns nicht leisten." Auch er bemängelt den Zeitpunkt der Vollsperrung, auch er sagt, dass gerade das Weihnachtsgeschäft wichtig sei, denn auch ein Friseur hat Saisonzeiten. Wie eben jetzt.

"Jeder jammert immer, dass nichts gemacht wird", sagt Rathaus-Geschäftsleiter Christian Hohlweg. Jetzt werde die Straße endlich saniert, danach sei sicher auch wieder jeder zufrieden. Und es sei ja nicht so, dass die Anwohner komplett abgeschnitten wären.

Die Stadt weist Anschuldigungen der Geschäftsleute und der Bad Bernecker von sich. Sie könnten nichts für diese Baumaßnahme, zuständig sei das Straßenbauamt, nicht die Stadt. Frans van den Heuvel: "Für die Straße ist die Stadt vielleicht nicht zuständig. Aber doch für uns."

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