Bad Berneck sucht den Super-Dirigenten

Von Ulrike Sommerer

Schlaflose Nächte hat Joachim Beth zwar nicht gerade. Aber besonders gut schläft er auch nicht. Sein Dirigent nämlich hat aufgehört und Joachim Beth muss jetzt einen neuen finden, für das Jugendblasorchester Bad Berneck.

 
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Das Jugendblasorchester ist eine Abteilung der Musikschule in Bad Berneck, Beth leitet diese Abteilung, die es seit 14 Jahren gibt. Aus der Taufe gehoben von Andreas Hein und Tobias Sebald. Hein war bis vor kurzem Dirigent des Orchesters. Jetzt wechselt er musikalisch nach Pegnitz, übernimmt dort die Leitung des KSB-Werksorchesters. Und Joachim Beth steht vor einem Problem. Denn: Ein Dirigent lässt sich nicht einfach aus dem Hut zaubern. Das Jugendblasorchester habe aber schon Verpflichtungen fürs nächste Jahr, auch in diesem Jahr stehen noch Auftritte an. Und dann fehlt der Dirigent plötzlich. „Das belastet mich schon, ich empfinde mich da in der Verantwortung.“

Beth hat Anzeigen in einschlägigen Fachblättern geschalten, fragt über den Nordbayerischen Musikbund bei möglichen Kandidaten nach, spricht mit Musikern, die vielleicht jemanden kennen, der jemanden kennt, der den Job übernehmen will. Bisher erfolglos. Drei Absagen seien ihm bereits erteilt worden.

Es dürfte, sagt Beth, nicht an der Aufgabe liegen, die 25 Musiker des Jugendblasorchesters zu dirigieren. Das Orchester hat einen guten Ruf. Es ist Kulturpreisträger des Landkreises Bayreuth, hat den Jugendpreis beim Arzberger Bergkristall gewonnen. Beth sieht das Problem anderswo: „Dirigenten sind nicht so breit gesät, viele haben auch schon zwei Kapellen, die sie dirigieren.“ Und es sei ja auch nicht damit getan, den Taktstock zu schwingen. Die Probenarbeit mit dem Orchester sei tatsächlich Arbeit, der Dirigent muss alle Stimmen im Überblick behalten, sie parallel abarbeiten.

Also sucht Beth weiter. Nach jemanden, der bestenfalls ein entsprechendes Studium hat („das ist aber nicht nötig“), der „es einfach kann“, der die Autorität hat um von den Musikern als Dirigent akzeptiert zu werden. Beth sucht einen, „der ins Orchester passt“. Einen, der die Aufgabe wegen des Spaßes an der Musik übernimmt. Denn reich werde man nicht. Es gebe zwar eine Aufwandsentschädigung, aber „viele Dirigenten machen das nebenher“, neben ihren eigentlichen Berufen.

Jasmin Panzer holt bis dahin die Kohlen aus dem Feuer. „Es geht ja weiter, wir haben Proben und Auftritte“, sagt Beth. Jasmin Panzer ist selbst Musikerin im Jugendblasorchester. Sie ist 21 Jahre alt, kommt aus Wasserknoden, arbeitet bei der Deutschen Rentenversicherung.

Seit ihrem neunten Lebensjahr spielt sie Klarinette, außerdem Trompete. In einer kleineren Bläsergruppe hat sie beim Jugendblasorchester angefangen, dann kam sie ins große Orchester. Seit 2008 ist Jasmin Panzer außerdem bei den Weidenberger Musikanten dabei.

Und jetzt hat sie ein neues Amt. Vorbereitet worden sei sie darauf nicht, sagt sie und lacht. Ganz neu ist die Aufgabe dennoch nicht. Denn schon seit einiger Zeit springt sie als Dirigentin ein, wenn Andreas Hein einmal keine Zeit hatte. Und jetzt eben erst einmal für länger. „Es bleibt mir ja nichts anderes übrig.“

Joachim Beth lobt Jasmin Panzers Arbeit, ihr Engagement und ihren Mut, „dass sie sich hinstellt und die Zeit überbrückt“, bis ein neuer Dirigent gefunden ist. Sorge, von den anderen nicht akzeptiert zu werden, hat Jasmin Panzer nicht. „Wir kennen uns ja alle schon sehr lang.“

Beth liegt daran, Jasmin Panzer zu fördern, beispielsweise mit Schulungen beim Nordbayerischen Musikbund. Langfristiges Ziel sei, sie als zweite Dirigentin des Orchesters zu etablieren. Wenn denn ein erster gefunden wurde.

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