Axel Luther: Rückwärtssehen

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Das Jahr 2017 gehört Luther. Dem großen Luther und dem 500-jährigen Jubiläum der Reformation sowieso. Und dem kleinen Luther, Bildhauer und Maler, Kulturpreisträger und Geschichtenerzähler. Der Bayreuther Luther heißt Axel mit Vornamen und ihm widmet das Thurnauer Töpfermuseum aktuell eine Sonderausstellung mit dem Titel "Rückwärtssehen".

 
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Der Künstler Luther arbeitet zwar häufig mit Ton, hat jedoch nichts gemein mit einem klassischen Keramiker. Ihn interessieren keine Gebrauchsgegenstände, viel lieber widmet er sich Tierfiguren - Katzen, Schlangen, Eulen, Nilpferden und Pferden. Auch mythologische Figuren und fantastische Mischwesen entstehen zwischen seinen Fingern. In einer Vitrine entdeckt der Besucher der Sonderausstellung etwa eine Ratte mit acht Brüsten oder eine Pferdekatze. Auf einem Podest schlummert ein träges Nilpferd. Ein Panzernashorn erinnert an den berühmten Holzschnitt von Albrecht Dürer.

Charakter spiegelt sich im Körper wider

Verblüffend ist, wie genau Luther den Charakter eines Tieres über dessen Körper auszudrücken vermag. "Das ist nicht immer anatomisch korrekt, weil ich kein Bild und keine Zeichnung vor mir habe", erzählt Axel Luther bei einem Rundgang. "Ich versuche vielmehr, mich in das Tier einzufühlen." Es ist ein intuitives Arbeiten, das den 65-Jährigen auszeichnet und mit dem er eine hohe Kunstfertigkeit erreicht. Beim fortwährenden Kneten und Formen setzt Luther seine Energie gezielt ein, wodurch er sehr lebendig wirkende Wesen erschafft.

Filigrane Figuren aus Alufolie

Ein anderes bevorzugtes Material des Bayreuthers, der sein Atelier seit vielen Jahren im Blauen Turm in Hollfeld hat, ist Aluminiumfolie. Bereits als Kind spielte er damit, allerdings war es damals noch Stanniolpapier, das er knetete und formte. Im Töpfermuseum sind einige seiner silbernen Hirsche zu sehen, die er schon seit der Kindheit baut. Aber auch größere Engel zeigt die Luther-Ausstellung, stehend und schwebend, sowie Reiter mit Pfeil und Bogen, die einer Sequenz von der Decke baumeln. Das Grundgerüst besteht aus Draht, mal wird die Alufolie mit Blei, mal mit Lack übergossen. Die Extremitäten sind häufig dünn und lang gezogen, was die Figuren leicht und zerbrechlich wirken lässt.

Wandgemälde zur Verlosung

Axel Luther bemalt auch Fassade und Wände im archaischen Stil eines Höhlenmalers. Im Töpfermuseum ist in einem Nebenraum ein solches Wandgemälde zu sehen, das zugunsten des Museums verlost werden soll. Mit Land-Art befasst sich Luther ebenfalls. Einige Plastiken finden sich zum Beispiel im Ökologisch-Botanischen-Garten der Universität Bayreuth.

In einem begleitenden Text zur Ausstellung beschreibt der Künstler seine Herangehensweise: "Das Leben hat mir ermöglicht, ohne Führer einen Weg zu finden. So ist die Freude des Entdeckens nie versiegt. Kein Ziel, keine Absicht, kein Polarisieren, keine Gegensätze. Wittern, ohne zu formulieren. Fragen, ohne durch Antworten zum Schweigen gebracht werden... Fühle, ohne dass Worte dein Gefühl bändigen. Kein Urteil, nur Sein." Wer sich selbst von außen betrachte, dem gelinge es "rückwärts zu sehen".

Sich selbst von außen betrachten

Verkaufen will der Autodidakt seine in Thurnau ausgestellten Werke nicht. So steht auf seiner Internetseite: "Bis jetzt ist keine meiner Arbeiten im Museum of Modern Art in New York, noch im Saatchi Museum und auch in keinem Guggenheim Museum zu sehen. Solange das nicht geschieht, werde ich niemand mit Ausstellungslisten langweilen."

Info: Bis 27. August. Geöffnet Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr. Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.

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