Autonomes Fahren kein Thema für die HUK

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Ein autonom fahrender Wagen. Foto: Federico Gambarini/dpa Foto: red

Werden in absehbarer Zeit Autos auf Deutschlands Straßen autonom fahren? Hans-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der HUK-Coburg Versicherungsgruppe, erwartet das nicht. Aber natürlich beobachte auch die HUK die Entwicklung. Versicherungsangebot für autonome Autos sind aber vorerst nicht geplant.

 
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Diese sei aber noch nicht so weit fortgeschritten, dass man sich schon über neue Versicherungsangebote Gedanken machen müsse. Dagegen setze man sich sehr wohl mit der Frage auseinander, wie zusätzliche Sicherheitstechnik, die in zunehmendem Maße in Autos Einzug hält, in die Tarifberechnung einfließen kann. Heitmann nannte als Beispiele Kollisionswarner, die den Fahrer beim Bremsen unterstützen, Spurhalteassistenten oder den Toter-Winkel-Warner.

„Die Kunden erwarten, dass solche Systeme honoriert werden“

Aber auch das ist noch Zukunftsmusik. Denn bislang fehlen dem Coburger Versicherer fundierte Informationen darüber, welche Sicherheitssysteme in welche Autoflotten als Standard eingebaut werden und welchen Einfluss diese auf Schadensverläufe – Unfälle – haben. Die HUK sei dabei, „sich darüber ein Bild zu verschaffen“. Denn klar sei: „Die Kunden erwarten, dass solche Systeme honoriert werden“, sagte Heitmann auf Nachfrage.

Bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Sprecher der HUK-Vorstände – er ist seit 1. August 2017 in diesem Amt – konnte Klaus-Jürgen Heitmann von einem erneut hervorragenden Jahr für das Versicherungsunternehmen berichten. Die Beiträge der Kunden erreichten 7,36 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,928 Milliarden Euro). Damit ist es der HUK erstmals gelungen, die Sieben-Milliarden-Euro-Grenze zu überspringen und mit 6,2 Prozent weit über dem Markt (1,7 Prozent) zu wachsen.

Jahresüberschuss von 358 Millionen Euro

Die HUK zahlte in der Schaden- und Unfallversicherung 4,01 Milliarden Euro an ihre Kunden aus (Vorjahr: 3,87 Milliarden Euro / +3,8 Prozent), in der Lebens- und Krankenversicherung 2,84 Milliarden Euro (2,83/+0,6 Prozent). Einen Rückgang auf 971 Millionen Euro (1,06 Milliarden Euro / -8,7 Prozent) musste die HUK beim Ergebnis aus Kapitalanlagen hinnehmen. Dies begründete der Vorstandssprecher mit den anhaltend niedrigen Zinsen an den Finanzmärkten. Trotzdem gelang es der HUK, ein Ergebnis aus der normalen Geschäftstätigkeit von 513 Millionen Euro zu erzielen. Im Vorjahr waren es 516 Millionen Euro (-0,6 Prozent). Mit diesem Ergebnis habe man fast eine „Punktlandung auf Vorjahresniveau hingelegt“, so Heitmann. Der Jahresüberschuss nach Steuern belaufe sich auf 358 Millionen Euro (Vorjahr: 411 Millionen Euro). Auch das ein „erfreuliches Niveau“, so Heitmann.

Der Bestand an Kapitalanlagen ist 2017 auf 32 Milliarden Euro angewachsen, eine Zunahme um fünf Prozent. Das Eigenkapital stieg um 6,6 Prozent von 5,4 auf 5,76 Milliarden Euro. Das sei eine sehr positive Entwicklung, betonte der Vorstandssprecher. Die HUK sei damit eine der finanzstärksten Versicherungsgruppen in Deutschland und „für alle Widrigkeiten, die da kommen könnten“, gerüstet.

Flächendeckendes Netzwerk in Deutschland

Bei der Kraftfahrzeugversicherung habe die HUK mit einem Rekord-Neugeschäft die Bestwerte aus den vergangenen vier Jahren übertroffen. Am Stichtag 31. Dezember 2017 hatte das Unternehmen 11,65 Millionen Fahrzeuge im Bestand; 3,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Beitragseinnahmen stiegen um 8,9 Prozent. Die Schaden-/Kostenquote der HUK lag bei 96 Prozent. Auch hier ist sie im Vergleich zur Branche (98 Prozent) ein Primus.

Die Coburger bieten ihren Kunden an, Unfallschäden in Partnerwerkstätten reparieren zu lassen. Mit 1500 Betrieben, die im vergangenen Jahr 540.000 Schäden bearbeiteten, verfüge die HUK über ein flächendeckendes Netzwerk in Deutschland. Die Zufriedenheit der Kunden liege in repräsentativen Umfragen bei der Note 1,29 auf einer Skala von 1 („vollkommen zufrieden“) bis 5 („gar nicht zufrieden“). Damit sei anfängliche Kritik an diesem Angebot widerlegt, betonte Vorstandssprecher Heitmann.

Eine Box, die Fahrdaten übermittelt

90 Werkstätten habe die HUK derzeit unter Vertrag, die Serviceleistungen vom Ölwechsel über den Reifenkauf und die Prüfung der Bremsbeläge bis zum kompletten Autoservice übernehmen. Diese „Innovation“ (Heitmann) mit 45.000 Kundenbesuchen und 73.000 Services im Jahr 2017 wolle man weiter ausbauen.

Im vergangenen Jahr ist die HUK mit ihren Telematikverträgen gestartet; 60 000 sind bisher abgeschlossen worden. Sie richten sich an Führerscheinneulinge, die im Regelfall bis zu 25 Jahre alt sind. Wer einen solchen Tarif nutzen möchte, muss eine Box in sein Auto einbauen lassen und zustimmen, dass anonymisierte Fahrdaten über ein Unternehmen an die HUK übermittelt werden.

So weiß das Unternehmen, dass die bei ihm versicherten Fahranfänger 2017 rund 300 Millionen Kilometer gefahren sind, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 39 Kilometern pro Stunde unterwegs waren und durchschnittlich elf Kilometer pro Fahrt zurücklegen. Die Auswertung hat auch ergeben, dass es einen statistischen Zusammenhang zwischen einem rasanten Fahrstil und einer erhöhten Unfallneigung gibt.

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