Georg Gießner sucht nach einem Nachfolger Autohaus Gießner in Hollfeld schließt

Von Heike Hampl
Georg Gießner macht Schluss: Nach 35 Jahren sucht er einen Nachfolger für sein Autohaus in Hollfeld. Foto: Harbach Foto: red

Ein Hollfelder Traditionsunternehmen schließt seine Türen: das Autohaus Gießner in der Bamberger Straße. Chef Georg Gießner würde seinen Betrieb gerne in gute Hände übergeben - doch ihm fehlt ein Nachfolger.

 
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Seit 35 Jahren hatte Georg Gießner keinen Urlaub. Er hat rund um die Uhr gearbeitet, tagsüber in seinem Autohaus, in der Werkstatt, nachts im Abschleppwagen. Sogar an Weihnachten ist er nachts raus, seine mittlerweile erwachsenen Kinder sah er meist dann, wenn sie ihn auf der Arbeit besuchen kamen. Nun ist Gießner 57 Jahre alt und sagt: "Meine Großmutter hat immer gesagt: Man muss wissen, wann es vorbei ist." Deswegen hat der Unternehmer im Frühjahr beschlossen, sein Autohaus samt Werkstatt und Waschanlage zu schließen. Leicht ist ihm das nicht gefallen. Das Autohaus gibt es seit 59 Jahren, bevor Gießner es 1980 übernahm, war es eine Zweigstelle des Autohauses Moosmeier aus Bamberg. Wer in den vergangenen 60 Jahren in Hollfeld VW fuhr, der hat sein Auto höchstwahrscheinlich hier gekauft.

Mitarbeiter haben neue Stellen

Im Ausstellungsraum stehen jetzt Oldtimer, die Gießner hergerichtet hat. Der Verkaufsraum ist nicht mehr beheizt. In einer dicken Jacke sitzt Gießner am kleinen Tisch, an dem Kunden normalerweise abgewartet haben, bis die ihre Wagen repariert waren. "So ganz aufgehört habe ich noch nicht. Für Stammkunden mache ich noch was", sagt Gießner. Offiziell steht an der Tür, das Autohaus sei seit Anfang November dicht. Den Termin hat Gießner mit seinen drei Mitarbeitern vereinbart. "Ich habe gesagt: Wir machen nicht zu, bevor nicht jeder anderswo untergekommen ist. Das war ich ihnen schuldig."

Die Mitarbeiter sind seit einigen Wochen weg. Doch im Autohaus sieht alles so aus, als wäre nur Mittagspause. Autos auf Hebebühnen, Werkzeug in den Regalen. "Es ist alles da, das Geschäft könnte nahtlos weitergehen", sagt Gießner. Doch das tut es nicht. Weil Gießner bisher niemanden gefunden hat, der den Laden übernimmt. Dabei hat er vier Söhne, der älteste ist Kfz-Meister und Betriebswirt. Bessere Voraussetzungen gibt es eigentlich nicht. "Meine Söhne haben an mir gesehen, was alles an dem Betrieb hängt", sagt Gießner. Schließlich kannte nicht nur er seine Kinder fast nur aus dem Autohaus - wenn der Vater den Weihnachtsabend im Abschleppauto verbrachte, fehlte er daheim.

Suche nach einem Nachfolger

Gießner bereut nicht, so viel gearbeitet zu haben. Sein Geschäft war seine Leidenschaft, Autos haben den gebürtigen Schönfelder immer fasziniert. Er hat fünf Geschwister und sie alle teilen das Interesse des eigenen Vaters - der war Landmaschinen-Schmied. "Bei uns daheim gab es nur das Arbeiten, wir kannten das nicht anders", sagt Gießner. Einen Nachfolger vom selben Schlag, das würde er sich wünschen. "Einen mit Biss", nennt er das.

Dabei kennt Gießner die Herausforderungen der Branche. "Der Druck der Hersteller auf die Vertragswerkstätten ist enorm", sagt er. Bis vor einem Jahr war er VW-Partner. Der Konzern schrieb  vor, welches Werkzeug Gießner anschaffen musste, wie viel Verkaufsfläche er brauchte und wie viele Autos er verkaufen musste. "Ein gewachsener Betrieb auf dem Land kann da kaum stand halten", sagt er. Aber es klappte immer - auch, wenn es Rückschläge gab. Fände er einen Nachfolger, würde Gießner ihm Starthilfe geben.

Nun hofft er, dass in den kalten Räumen der Werkstatt bald jemand auftaucht, der neue Leidenschaft mitbringt. Er selbst richtet sich so langsam gedanklich auf seinen Ruhestand ein. Gießner will Oldtimer-Rallyes besuchen. Wer weiß, vielleicht sogar eine Rallye in der Region auf die Beine stellen. "Die Autos werden mich jedenfalls nicht loslassen."