Australier hilft bei der Obsternte

Von Ralf Münch
Birnen, Kirschen, Äpfel und viele andere Früchte sammelt der Australier David Buckley auf dem Hof in Weingarts ein. ⋌⋌Foto: Ralf Münch Foto: red

Daniel Buckley kommt von weit her. Aus Queensland in Australien. Die Ortschaft heißt Bedessert. Jetzt verbringt er seinen Urlaub in Weingarts in der Fränkischen Schweiz. Aber nicht nur um die Füße hochzulegen. Er hilft bei der Obsternte.

 
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Es gibt ein Projekt, das „Ernteerlebnis Fränkische Schweiz“ genannt wird. Es wird von der EU gefördert und der Landkreis Forchheim nimmt daran teil. Es geht darum, dass Urlauber den Obstbauern bei der Ernte helfen und dabei freie Kost und Logis bekommen. Buckley ist einer dieser Erntehelfer. Was er aus Australien mitgenommen hat, ist sein Sonnenhut.

Drei Dackel

Zu Hause zurückgelassen hat seine Frau, seine drei Dackel Fritz, Helga und Liesl und außerdem knapp 243 Hektar Land mit einer Menge Kühen. Drei Monate lang arbeitet er beim Ehepaar Hans und Michaela Engelhardt. Sie führen ein Geschäft mit dem Namen Geist-Reich. Aus Birnen, Kirschen, Brombeeren, Äpfel, Quitten, Zwetschen, Mirabellen oder Nüssen stellen sie Obstbrände, Liköre oder Marmeladen her und vermarkten die Produkte ausschließlich direkt.    

  20 Stunden Flug

20 Stunden Flug muss Buckley für die Flugstrecke Australien-Deutschland einrechnen. Warum diesen Stress und die Investition für den Flug, nur um in seinem Urlaub zu arbeiten, wenn er mit seiner Farm in Queensland sowieso schon genügend zu tun hat? „Ich liebe Deutschland. Ich war auch schon öfter hier. Und mit meiner Frau habe ich auch schon einmal eine Mainfahrt gemacht. Und außerdem kann ich nicht still sitzen“, grinst der Australier, der mit seinem Hut tatsächlich ein klein wenig an den Kinofilm „Crocodile Dundee“ erinnert.

Flussfahrt nach Österreich

Für nächstes Jahr ist bereits auch eine Flussfahrt von Nürnberg über Passau bis nach Österreich geplant. Er war schon im vergangenen Jahr hier und hat auf dem Hof mitgeholfen. Die Arbeit beschränkt sich nicht nur auf das Pflücken. Der Urlauber wird auch in die Vorbereitungen für das Endprodukt mit einbezogen. Buckley sagt: „Ich kann mich dabei so richtig gut entspannen.“ Und auch wenn es sich komisch anhört: In diesem Projekt geht es tatsächlich auch um Entspannung.  Michaela Engelhardt: „Erntehelfer sind natürlich auch eine Hilfe. Aber hier geht es nicht darum, wie bei polnischen oder rumänischen Helfern, die dafür bezahlt werden, dass eine möglichst große Leistung gebracht wird.

Gestresste Menschen können abschalten

Es geht mehr darum, das gestresste Menschen auch einmal abschalten können.“  Sechs Tage in der Woche wird pro Tag sechs Stunden mitgeholfen – ohne Leistungsdruck. Und am Abend sitzt man dann mit der Familie zusammen und unterhält sich in geselliger Runde. Ein Tag in der Woche ist dann frei und an diesem Tag wird mit dem Urlauber auch etwas unternommen. „Wir waren schon in Gößweinstein, Forchheim und Nürnberg“, ist der Australier begeistert. Noch mehr begeistert ist er von dem Zwetschgenkuchen, der bei der Gastfamilie aufgetischt wird. In Australien ist so etwas eher unbekannt, auch wenn Buckleys Frau ein dickes, deutsches Kochbuch im Regal stehen hat. Zwetschgen sind auf der anderen Seite der Erdhalbkugel dann doch nicht so leicht zu bekommen.  „Wir beziehen unsere Urlauber in das gesamte Familiengeschehen mit ein. Wir zeigen ihnen die Fränkische Schweiz, die Menschen, die Mentalität.

Die Schafe kennen Buckley schon

Sie sind in dieser Zeit ein Teil der Familie und unserer Gegend“, so Engelhardt. Und da werden neben der Obsternte auch Schafe gefüttert. 14 dieser Tiere haben die Engelhardts auf einer großen Wiese stehen. Sobald Buckley mit Wasser, Obst und Gemüse ankommt, rennen sie wie verrückt auf den Australier zu – selbst die Schafe kennen ihn inzwischen schon. Auf die Frage, ob er denn seine Frau in dieser Zeit nicht vermisst lacht er: „Ne. Die fühlt sich alleine ganz gut. Da kann sie schließlich machen, was sie will.“ In einigen Wochen, am 10. September, hat sich die Familie Engelhardt für ihren Gast auch etwas ganz besonderes ausgedacht. Eine richtig schöne Geburtstagsfeier wird dann für ihn organisiert. Dann kommen auch viele Bekannte, die mit dem Australier feiern, wenn er 61 Jahre alt wird. „Das wird schön. Da wird er sich bestimmt riesig freuen“, so Engelhardt.