Ausgeböllert in Bischofsgrün

Von Andreas Gewinner

Die Bischofsgrüner Böllerschützen kehren ihrer namensgebenden Gemeinde nach 20 Jahren den Rücken zu. Der aktuelle Grund: Eine Parodie auf die Böllerschützen im Rahmen des Schneemannfestes am letzten Rosenmontag. Doch der Böllersegen hing schon viel länger schief im Heilklimatischen Kurort.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

1996 gründeten sich die Böllerschützen als Abteilung der Bischofsgrüner Zimmerstutzenschützengesellschaft. Seither waren sie fester Bestandteil im Bischofsgrüner Festreigen, namentlich bei der Neujahrsbegrüßung, beim Schneemannfest oder beim Maibaumaufstellen. Auch, nachdem sie im Jahr 2000 einen eigenen Verein gründeten, auch noch, als die Mehrheit der Böllerschützen gar nicht mehr aus Bischofsgrün kam.

Schießen bei der GSG 9

Wer noch in Bischofsgrün wohnt, ist Kommandant Reinhard Fischer. Er erinnert sich gerne an Auftritte mit Stoiber, Beckstein und Seehofer, mit der GSG 9 oder im Haslingerhof. Die Mehrheit der zehn bis 15 Auftritte im Jahr finden außerhalb Bischofsgrüns statt.

Im namensgebenden Heimatort aber fühle man sich schon länger nicht mehr willkommen. „Wir sind geschnitten und von der Seite angegangen worden. Die Zahl der Schüsse wurde immer mehr eingeschränkt. Anderswo haben wir das so nicht erlebt. Wir haben sehr schöne Auftritte gehabt und immer positiven Rücklauf bekommen, nur nicht in Bischofsgrün“, schildert Fischer. Der Böllerschützenkommandant, der seit fast 40 Jahren Schütze ist, macht deutlich, dass Böllern eine uralte Tradition ist, eine ernsthafte Angelegenheit und keine Gaudi. „Wenn wir schießen, erweisen wir zum Beispiel denen, die den Maibaum aufstellen oder den Schneemann bauen die Ehre“, erläutert Fischer den Sinn der Tradition. Umso mehr ärgerte ihn, wenn dann beim Kommandogeben zum Böllern beim Maibaumaufstellen aus dem Kreis der geehrten Maibaumaufsteller unpassende Zwischenrufe kamen. „Ich geh doch auch nicht in die Kirche und red’ dazwischen, wenn der Pfarrer predigt“, macht Fischer die Bedeutung des Rituals deutlich.

Auch früher schon Böllerschüse in Bischofsgrün

In alten Kirchenbüchern sei nachvollziehbar, dass schon vor 100, 200 Jahren in Bischofsgrün geböllert worden sei, „sonst hätten wir die Genehmigung gar nicht bekommen.“ Damit widerspricht Fischer den Stimmen, die sagen, die Böllerei gehöre eigentlich gar nicht nach Bischofsgrün.

Und zum jüngsten Schneemannfest sei man erstmals nicht mehr eingeladen worden. Und im Nachgang zu dem parodistischen Auftritt am Rosenmontag habe man gemeinsam beschlossen: „Wenn sie es absolut nicht wollten, stellen wir es halt ein.“ Bürgermeister Stephan Unglaub nimmt er ausdrücklich aus, wenn er über seine Enttäuschung redet. Und für sich persönlich sagt Fischer: „Ich will weiter in Bischofsgrün leben, hier einkaufen können. Ich will mich nicht streiten und schwach anreden lassen müssen. Lieber ziehe ich mich zurück.“

Was war geschehen am Rosenmontag?

Was aber war geschehen an jenem eigentlich so lustigen Rosenmontag? Einer der Schneemannbauer – er möchte in diesem Zusammenhang nicht namentlich genannt werden – schildert, wie es zu dem Auftritt kam: „Wir haben nach dem Schneemannbau zusammengesessen und die Aktion Revue passieren lassen.“ Und weil die Böllerschützen zum Schneemannfest im Kurier angekündigt waren, habe einer die Idee gehabt: „Dann machen wir eben die Böllerschützen.“ Also ist die Zeitung mal wieder schuld? „Fake-News“, wie TI-Leiter Wilhelm Zapf am Abend des Schneemannfestes im Spaß sagte? In der Ankündigung der Gemeinde tauchten die Böllerschützen in der Tat nicht auf. Wohl aber in einer Pressemitteilung eines Münchner PR-Büros, das im Auftrag der TMO mehrmals jährlich Werbung macht für touristische Höhepunkte am Ochsenkopf.

Bei dem anonymen Schneemannbauer mischt sich Unverständnis für die Reaktion der Böllerschützen mit Betroffenheit über die Entwicklung: „Es war Fasching. Und unser Ziel war nicht, die Böllerschützen der Lächerlichkeit preiszugeben.“ Und dass man eben nicht die Bischofsgrüner Böllerschützen selbst darstellen wollte, macht er an einem Detail deutlich: Zwei der Parodisten hatten echte Böllerschützenjacken von ehemaligen Mitgliedern getragen. Aber es wurden extra vor dem Auftritt die Ärmelabzeichen mit dem Schriftzug abgetrennt.

Der Name bleibt

Die echten Böllerschützen jedenfalls wird es weitergeben. Als Bischofsgrüner Böllerschützen. Eine Namensänderung ist nicht geplant, so Kommandant Reinhard Fischer.

Bilder