Aus Liebe zur Lok-Remise

Von

Schönheit entdeckt man ja oft erst auf den zweiten Blick. Und den möglichen Wert eines Gebäudes auch. So ist es mit der ehemaligen Lok-Remise am Bayreuther Bahnhof. Eisenbahner und die SPD-Stadträtin Elisabeth Zagel setzen sich für den Erhalt des Gebäudes ein, dem der Abriss droht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es ist erst wenige Tage her, da hat der Stadtrat den Weg frei gemacht für die Bebauung des Geländes, das Bebauungsplanverfahren läuft, in Kürze soll die Öffentlichkeit Stellung nehmen können. Auf dem großen Gelände gleich in der Nachbarschaft des Bahnhofs soll ein Supermarkt gebaut werden. Martin Kritzenthaler, der bei der Bahn AG arbeitet und der Mitglied der Gruppe Eisenbahngeschichte Bayreuth ist, sorgt sich ebenso wie Zagel: „Es könnte ein Gebäude verschwinden, das älter als der Bayreuther Bahnhof ist“, sagt Kritzenthaler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Moderne Fenster und Türen und kunstvolle Steinmetz-Arbeiten

Die Zeit hat dem Gebäude mitgespielt. Leidlich moderne Fenster und Türen, an einigen Stellen bröckelt Farbe vom gelblich und bräunlich gestrichenen Sandstein. Auch die drei Rundbögen, durch die einst Züge und Waggons in die Remise gerollt sind, sind längst zugemauert. Aber noch zu sehen. Die schönste Seite des Gebäudes ist die Giebelseite, die Bahnhof und Festspielhaus zugewandt ist: Sandstein, kunstvolle Steinmetzarbeiten, ein weit nach vorne gezogener Giebel mit geschnitzten Balken.

Zweiter Bau an gleicher Stelle

„Die Remise ist der zweite Bau an der gleichen Stelle“, sagt Kritzenthaler. Als Bayreuth 1853 zum ersten Mal Teil des bayerischen Eisenbahnnetzes wurde, „und im Prinzip da schon zum ersten Mal abgehängt war“, wie Kritzenthaler sagt, war Bayreuth Teil der König-Ludwig-Nord-Süd-Bahn. Damals baute man eine Remise für die leichte Wartung von Loks und Wagen - eine Remise mit zwei Toren. Nachdem Bayreuth, wie Kritzenthaler aus dem Buch „Bayreuth und die Eisenbahn“ von Robert Zintl zitiert, wenige Jahre später den Antrag gestellt hatte, an die königlich-bayerische Ostbahn angeschlossen zu werden, „wurde um 1880 herum eine dreigleisige Remise gebaut“. Die, die heute noch dort steht. „Zu Bundesbahn-Zeiten war dort noch die Werkstatt drin“, sagt Kritzenthaler, der - mit Unterbrechungen - seit 1986 Eisenbahner ist.

Andere Beispiele zeigen: Erhalt ist möglich

Kritzenthaler sagt, er habe sich „schon immer für die Eisenbahn-Geschichte interessiert“. Und gerade dieses Gebäude, das rund 20 Jahre älter sei als das Bahnhofsgebäude selbst, biete sich wegen seiner Geschichte an, „für die Nachwelt erhalten zu bleiben“, sagt Kritzenthaler. „Die Stadt hat doch immer einen Platz für ihr Stadtarchiv gesucht. Da wäre doch Platz dafür“, sagt der Eisenbahner. Zudem gebe es in der Nachbarschaft durchaus Beispiele für eine Nutzung von Bahngebäuden nach ihrer ursprünglichen Bestimmung: „In Harsdorf kann man das am Beispiel des Gesundheits-Bahnhofs ganz gut sehen, wie Bahngebäude eine Zukunft haben.“ Er wolle, sagt Kritzenthaler, das Bewusstsein schärfen, geschichtsträchtigen Gebäuden eine Zukunft zu geben.

Zagel: Leider kein Denkmalschutz

Ähnlich sieht das die SPD-Stadträtin Elisabeth Zagel. „Ich fände es gut, wenn man das Gebäude erhalten würde“, sagt sie im Gespräch mit dem Kurier. „Die Bayreuther wissen gar nicht, wie viele schöne Gebäude es gibt. Diese Halle ist zumindest von zwei Seiten sehr schön.“ Leider, sagt Zagel, bestehe bei der ehemaligen Lok-Remise „kein Denkmalschutz“.

Zwei Baufenster auf dem Grundstück

Wie Ulrich Meyer zu Helligen, der Leiter des Stadtplanungsamtes, auf Anfrage unserer Zeitung sagt, werde das vom Stadtrat verabschiedete Bauleitplanverfahren in Kürze öffentlich ausgelegt. Während der nördliche Bereich des Grundstücks laut Plan nicht verändert werde, wo ebenfalls ein älteres Gebäude steht, seien auf dem Rest des Grundstücks „zwei Baufenster vorgesehen“. Für Stellplätze und einen möglichen Discounter, „wobei der Bebauungsplan nicht verbindlich vorschreibt, dass dort nur ein Discounter entstehen wird“, wie Meyer zu Helligen sagt. Was jedoch geregelt ist: Die Zufahrt zu dem Grundstück werde weiter in den Norden verlegt, außerdem sollen „öffentliche Fahrradstellplätze geschaffen werden. Nahe an der Bahn-Unterführung“, sagt Meyer zu Helligen.

Autor

Bilder