Schödel sagt: „Ich wollte mit zehn Jahren schon Lehrer werden.“ Doch bevor er in München studieren kann, muss er sich in der teils kriegszerstörten Stadt als Bauhilfsarbeiter bewähren. Seine guten Noten an der Uni eröffnen ihm eine einmalige Chance: Ein Stipendium für ein Jahr an einer Universität in den USA.
"Ich bin ein halber Amerikaner"
Doch nur ein Prozent der Bewerber wird genommen. Schödel ist einer von ihnen. Vom einstigen Kriegsgegner, dessen Gefangener er vier Jahre zuvor war, wird er mit offenen Armen empfangen: „Ich bin bis heute gerührt von diesem Willkommen“, bekennt Schödel, bis heute hat er Kontakte zu Mitstudenten von damals: „Ich bin ein halber Amerikaner.“
Schödel wird Gymnasiallehrer für Englisch, Deutsch und Geschichte. Von 1956 bis 1992 unterrichtet er am Gymnasium in Pegnitz ganze Generationen von Schülern, vor allem in der Oberstufe, nimmt Abiturprüfungen ab. Seine erste Klasse hat 51 Schüler – heute undenkbar.
Auch an der Hotelfachschule und an der Volkshochschule gibt er Englisch. Stolz schwingt mit, wenn Schödel erzählt, was aus Schülern von ihm geworden ist: viele Lehrer (was für den Pädagogen Schödel spricht), Professoren – und Journalisten. Der Krisenreporter Till Mayer, der für Spiegel-Online schreibt. Oder Brigitte Grüner, die auch für den Kurier schreibt.
Schödel hat auch ein Fachbuch mit Praxistipps für Lehrer geschrieben, über den Einsatz des Tonbandgeräts im Englischunterricht: „Tonbänder gab es damals an den meisten Schulen, aber die Lehrer wussten nicht, wie sie es einsetzen sollten.“ Das 1964 erschienene (und 1973 erneut aufgelegte) Buch wird so etwas wie ein Standardwerk, aber heute ist es „megaout“, wie Schödel selbst sagt. Tonbandgeräte sind heute Antiquitäten. Das Buch kann man heute noch auf Amazon gebraucht kaufen.
Pionier des Mädchenfußballs
Als „halber Amerikaner“, der alle zwei Jahre in die USA reist, initiiert er eine Partnerschaft mit der American High School in Vilseck. Und wird unfreiwillig zu einem Pionier des Mädchenfußballs in der Region. An der AHS hat Mädchenfußball Tradition, also gründet Schödel am Gymnasium Pegnitz eine eigene Mannschaft – zu einer Zeit, als Mädchenfußball hierzulande noch ein exotischer Sport war: „Wir haben natürlich verloren.“ Zu seinem Bedauern schläft die Partnerschaft nach seiner Pensionierung wieder ein. Amerikabegeisterung ist offenbar auch eine Frage der Generation.
Im Ruhestand widmet er sich der Historie seines Heimatortes – Weiherhöfen, nicht Pegnitz. Er verfasst ein Dutzend Beiträge für die „Weißen-städter Hefte“, erforscht die Geschichte von Weiherhöfen. Das interessante Bezüge zu Bischofsgrün auf der anderen Seite des Schneebergs hat: Dort, wo Schödels Elternhaus steht, war vor über 300 Jahren der Standort einer Glashütte der bekannten Bischofsgrüner Glasmacherdynastie Greiner.
Seit drei Jahren lebt Schödel im oberbayerischen Erding, in der Nähe seiner Tochter. Dieser Tage war er das erste Mal seit damals wieder in der alten Heimat, hat erstmals das Gesundzeitresort Siebenquell gesehen: „Es steht heute genau dort, wo ich als Bauernbub auf dem Feld Kartoffeln geklaubt habe.“