Aus dem Klinikum wird ein Uni-Klinikum

Von Peter Rauscher
Aufwertung für das Klinikum Bayreuth: Hier werden bald Medizinstudenten ausgebildet. Foto: Archiv/Markus Künzel Foto: red

Viele neue Ärzte, mehr als 100 neue Arbeitsplätze, bis zu 400 Studenten: Das Klinikum Bayreuth kann  sich  auf seine Zukunft als Medizincampus Oberfranken vorbereiten. Der Beschluss der Bayerischen Staatsregierung am Dienstag in Kulmbach bedeutet einen „riesigen Durchbruch“  für die Versorgung der Region mit Ärzten, sagt Thomas Rupprecht, Ärztlicher Direktor des Klinikums.

 
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Rupprecht zeigte sich  am Mittwoch im Gespräch mit dem Kurier „hoch erfreut“. Seit Jahren bemühe man sich um dieses Projekt. Das Kulmbacher Kabinettsvotum vom Vortag bedeute eine Förderzusage im zweistelligen Millionenbereich für das Klinikum – pro Jahr.  Wie gemeldet, hatte die Staatsregierung eine Intensivierung der Kooperation zwischen dem Universitätsklinikum Erlangen und dem Klinikum Bayreuth beschlossen. Demnach soll eine universitäre Medizinerausbildung am Klinikum Bayreuth etabliert werden. „Durch diesen Medizincampus Oberfranken können ganz gezielt angehende Ärztinnen und Ärzte dafür gewonnen werden, auch nach der Ausbildung in Oberfranken zu bleiben“, heißt es in dem Beschluss.

Starkes Signal für Oberfranken

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sprach auf Kurier-Anfrage von einem „starken Signal“ für Oberfranken. „Als Oberfränkin und als Gesundheitsministerin freue ich mich über die Stärkung des Gesundheits- und Universitätsstandorts Oberfranken.“ Bisher habe es in Oberfranken keine staatliche Medizinerausbildung gegeben. Im nächsten Schritt müsse ein tragfähiges Konzept für die Zusammenarbeit erstellt werden.

Kulmbacher Pläne, eine Medizinerausbildung in Zusammenarbeit mit einer ausländischen Universität anzubieten, werden demnach von diesem Kabinettsbeschluss nicht berührt.

Mehr als 100 neue Jobs

Um eine Medizinerausbildung nach deutschem Standard im Dreiklang Forschung, Lehre und Patientenversorgung durchführen zu können, müssten am Klinikum universitäre Strukturen etabliert werden, sagte Rupprecht. „Ich gehe davon aus, dass allein im nicht-medizinischen Bereich mindestens 50 bis 100 Stellen geschaffen werden.“  Im medizinischen Bereich würden „mehrere Dutzend“ neue Stellen geschaffen.  Von Professoren mit Lehrbefähigung über Oberärzte bis zu Assistenzärzten -  alle, die mit Studenten arbeiten könnten. Ob  bauliche Veränderungen erforderlich würden, sei noch zu diskutieren.  Bei  einer teiluniversitären Anerkennung des Klinikums kämen die Gelder nicht mehr aus dem Gesundheitsministerium, sondern aus dem Wissenschaftsministerium.

Bis zu 400 Studenten

Ein Teil des Klinikums werde künftig zum  Universitätsklinikum Erlangen gehören. In Bayreuth sollen Studenten künftig nach dem Physikum im vierten Semester ihr gesamtes Medizinstudium absolvieren können, sagte Rupprecht. Bis jetzt gebe es in Bayreuth nur einige wenige Studenten im Praktischen Jahr. Im Endausbau sollten 200 bis 400 Studenten in Bayreuth medizinisch ausgebildet werden.

Wann es losgeht mit dem Medizincampus hänge davon ab, wie schnell die Planungen vorankommen und Stellen besetzt werden könnten. Schon Ende 2018? Rupprecht sagt: Lieber möglichst bald.

Krebs erforschen

 Drei Forschungsbereiche kann sich Rupprecht künftig am Klinikum Bayreuth vorstellen:

 

  1. Vor dem Hintergrund der deutlich erhöhten Krebsrate in Oberfranken die Frage: Wie kann man die Krankheit besser erkennen und wie können mehr Patienten überleben?
  2. Ursachen der hier häufig vorkommenden chronischen Erkrankungen von Kindern und mögliche Hilfen
  3. Die Erforschung telemedizinischer Anwendungen mit Datenaustausch böte sich bei einem Universitätskrankenhaus in zwei verschiedenen Städten geradezu an.

 

Die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende  Gudrun-Brendel-Fischer aus Bayreuth nannte die Kooperation zwischen der Uniklinik Erlangen und dem Klinikum Bayreuth einen „besonders wichtigen Erfolg.  Damit wird für angehende Ärztinnen und Ärzte die Region bereits während des Studiums erlebbar und als berufliche Heimat ins Auge gefasst“.

Gegen den Landärztemangel

Auch der Sprecher des Vorstands des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Heinrich Iro, und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Jürgen Schüttler, begrüßten den Kabinettsbeschluss: Die Staatsregierung habe einen Weg aufgezeigt, wie dem drohenden Landärztemangel begegnet werden kann, ohne die hohe Qualität der universitären Medizinerausbildung zu gefährden. Mit der Kooperation zwischen Erlangen und Bayreuth werde ein qualitativ hochwertiger, starker fränkischer Ausbildungsverbund für angehende Ärztinnen und Ärzte in Nordbayern geschaffen.

 

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