Über die Arbeit eines Ferkelerzeugers und zwei Bauern mit Mastschweinen Auf Stroh schläft die Sau besonders gut

Von Martina Bay

Die Zeiten des lachenden Bauern in Latzhose, der sich zum Eigenbedarf ein paar Schweine hält, sind schon lange vorbei. Der Schweinezüchter muss in Massen produzieren, weil die Nachfrage groß ist. Ein Ferkelerzeuger, und zwei Landwirte für Mastschweine berichten aus ihrem Arbeitsalltag.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Drei Schweinebauern aus der Region und eine Gemeinsamkeit: Die Liebe zum Beruf.

Der Ferkelerzeuger

Eberhard ist der Star unter den Säuen: fünf Jahre alt, 350 Kilogramm schwer und Vater von rund 1000 Ferkeln. Alle zwei Wochen kommen neue Ferkel auf die Welt. Und Eberhard, der Chef im Saustall, ist noch lange nicht fertig. Eberhard lebt mit 300 Säuen im Schweinestall von Matthias Heilmann in Mistelgau.

Die Zeiten sind schon lange vorbei, dass der Eberhard jede Sau einzeln beglückt. Stattdessen springt auf ein Phantomschwein. Der Samen kommt in einen rund zehn Zentimeter hohen Plastikbecher, der zusammen mit destilliertem Wasser bei rund 17 Grad in einem Kühlbehälter gelagert wird. Im sogenannten Deckungszentrum werden die Säue alle vierzehn Tage besamt. Das Licht ist 16 bis 18 Stunden an. "Das soll stimulieren", sagt Heilmann. Das Licht täusche einen langen Tag vor und dadurch würden die Säue mehr Eizellen produzieren.

Während der Besamung ist Heilmann aber doch noch ein wenig auf die Hilfe seines Ebers angewiesen. Während jede Sau in ihrem eigenen Gatter steht, läuft der Eber im Gang  vor den Säuen auf und ab. "Die Sau wird dann schnell heiß und bewegt sich nicht mehr", sagt Heilmann. Jetzt kann Heilmann mit einer rund 30 Zentimeter langen Pipette, eine Art Saugröhre, den Samen des Ebers einführen. Rund 40 Säue werden in 45 Minuten auf diese Weise besamt. Nach drei Wochen testet Heilmann mit einem Ultraschallgerät, ob die Tiere trächtig sind. Die trächtigen Säue werden in Gruppen auf mehrere Stallungen aufgeteilt.

115 Tage ist eine Sau schwanger. "Es gilt die alte Regel: drei Wochen, drei Tage, drei Monate", sagt Heilmann. Bei der Geburt wiegen die Ferkel ein Kilogramm. Zehn bis 15 Ferkel pro Wurf bringt eine Sau auf die Welt. Zwei Mastbetriebe holen die Ferkel ab: Einer kommt aus Bindlach, der andere aus der Nähe von Hof. Aber Eberhard. Der bleibt.

Der Schweinezüchter mit Strohstall

968 faule Säule liegen tiefenentspannt im Stall von Matthias Hahn: Alle viere von sich gestreckt kuscheln sie sich aneinander. Der Schweinebauer aus Heinersreuth hat es ihnen besonders gemütlich gemacht. Sie liegen nicht auf dem herkömmmlichen Spaltenboden, sondern auf Stroh. Und besonders gut verstecken kann man sich dort auch. "Das Stroh hält die Schweine trocken und warm", sagt Hahn. Bis die Schweine ihr Schlachtgewicht von 125 Kilogramm erreicht haben, hat der 42-Jährige rund 80 Strohballen eingestreut, zwei pro Woche. 600 Kilogramm wiegt ein Strohballen - das entspricht dem Gewicht eines ausgewachsenen männlichen Eisbären.

Mit vier Monaten und einem Gewicht von rund 30 Kilo kommen die Ferkel zu Hahn und werden dort gemästet. In einer Bucht leben rund 100 Tiere. Der Mist, den die Tiere verursachen, wird jedes Mal mit frischem Stroh überstreut. Seit 20 Jahren verwendet Hahn für seine Tiere nur Stroh. "Ich mache es aus Überzeugung und wegen des Tierwohls", sagt Hahn. Er habe sich zwar auch einen besseren Verkaufspreis versprochen, aber das ließe sich nicht durchsetzen. Das ganze Stroh wird erst entfernt, wenn die Tiere zum Schlachter gebracht werden. Das Stroh kommt in die Biogasanlage und der Stall wird mit heißem Wasser gereinigt.

"Pro Jahr haben wir 50 000 Euro an Strohkosten. Aber es lohnt sich finanziell, weil wir den Mist später als Energieträger verwenden", sagt Hahn. Der konventionelle Schweinebauer verwendet kein Stroh, sondern einen Spaltenboden. Bei diesem Boden rutscht der Kot und der Urin durch die Spalten in den Güllekeller. "Wenn man Stroh verwendet, ist der Arbeitsaufwand höher, weil man zusätzlich noch ausmisten muss", sagt Hahn. Aber die Luft sei besser, wenn man den Spaltenboden verwende, weil die schlechte Luft durch die Spalten abgesaugt werde. Trotzdem hält Hahn am Stroh fest. "Die Tiere verteilen die Strohballen selbst und haben dadurch eine Beschäftigung", sagt er.

Der Selbstvermarkter

Auf Ballspiele haben die Schweine von Peter Steinlein gerade überhaupt keine Lust. In Zochenreuth misst die Temperatur 32 Grad, im Stall fühlt es sich trotz Lüftung an wie 40. Die Tiere heben neugierig den Kopf, aber das war es dann auch schon mit körperlicher Anstrengung. "Früher hatte man noch mehr Zeit sich mit den Tieren zu beschäftigen, heute geht das nicht mehr", sagt Steinlein. Steinleins 210 Mastschweine verteilen sich auf zwei Ställe. In einem Stall gibt es den Spaltenboden, im anderen liegen die Schweine auf Stroh.

Alle zwei Wochen kauft Steinlein die Ferkel. "Wir mästen nur. Für Zuchtschweine haben wir keinen Platz", sagt er. Im Durchschnitt werden die Schweine nach 100 Tagen geschlachtet. Bei Steinlein bleiben sie 130 bis 140 Tage. "Ich lasse mir Zeit, warum soll ich so schnell mästen? Ich brauche nicht die schnelle Produktion", sagt Steinlein. Am Montag ist Schlachttag. Dann werden zwischen acht und 15 Schweinen geschlachtet. Steinlein schlachtet jedoch nicht selbst. "Ich bräuchte dafür ein Schlachthaus. Das ist aber teuer. Ein Schlachthaus kostet über 100 000 Euro", sagt er.

Obwohl Steinlein in seinen beiden Ställen Spaltenboden und Stroh hat, bringt für ihn der Spaltenboden mehr Vorteile. "Beim Spaltenboden wühlen die Schweine nicht mehr mit dem Rüssel im eigenen Kot", sagt Steinlein. Allein schon wegen der Metzgerei könne er nicht nur auf Stroh umstellen, das sei viel zu arbeitsintensiv.

Bilder