Schon seit sieben Jahren ist Manfred Fehr Schulweghelfer – Obst und selbstgemachte Marmelade als Dankeschön Manfred hilft nicht nur am ersten Schultag

Von Lisa Schwendner
Manfred Fehr an seiner Haltestelle in der Schützenstraße: Mit seiner Kelle sichert er nicht nur für die Grundschüler in Laineck den Verkehr. Jeden Morgen schlüpft er deshalb in seine Schulweghelfer-Montur und macht sich auf den Weg zu seiner Haltestelle. Er freut sich, seine Schützlinge nach sechs Wochen wieder zu sehen. ⋌Foto: Ronald Wittek Foto: red

In seiner neongelben Warnweste, bewaffnet mit einer Winkerkelle, steht Manfred Fehr heute in der Warmensteinacher Straße, Ecke Schützenstraße. Es ist der erste Schultag, ein besonderer Tag. Aber nicht nur für die neuen Erstklässler, sondern auch für den 63-jährigen Schulweghelfer. „Die Sommerferien sind fast ein bisschen zu lang, ich freue mich, sie alle wiederzusehen“, sagt Fehr. Die Zeit an der Haltestelle hat ihm gefehlt.

 
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Er freut sich auf seine Schützlinge und ist gespannt, ob auch in seinem Gebiet neue Abc-Schützen dabei sind. Manche Kinder sieht er aber vielleicht auch nicht mehr wieder, da ihre Zeit in der Grundschule vorbei ist. „Es ist eine neugierige Vorfreude.“

Helfer seit sieben Jahren

Seit nun fast sieben Jahren ist Fehr zuständig für zwei Haltestellen in der Warmensteinacher Straße im Ortsteil Laineck. „Die Arbeit als Schulweghelfer ist etwas ganz Neues für mich gewesen. Ich möchte es auf keinen Fall mehr missen!“ Und auch seine Schützlinge sind froh, Fehr zu haben. Das zeigt sich an den kleinen Aufmerksamkeiten, die Fehr manchmal erhält. Zu Weihnachten schenken ihm die Schulkinder oft Schokolade, Plätzchen und selbstgemachte Marmelade, verpackt in kleinen Gläschen. Zu Beginn der Sommerferien bekommt er als Dankeschön auch manchmal Obst aus dem eigenen Garten. Tütchen voll Erdbeeren oder Brombeeren hat es da schon gegeben.

"Die Autofahrer kennen mich"

An der Haltestelle der Schützenstraße hat Fehr eine wichtige Aufgabe: die Straße absichern. Zwischen halb 8 und 8 Uhr in der Früh ist dort nämlich eine Menge Verkehr, viele Berufstätige und LkW kommen hier vorbei. Mit ausgebreiteten Armen, die Kelle sichtbar in der Hand, stellt er sich auf die Fahrbahn und hält die vorbeifahrenden Autos an. Jetzt können die vier Jungs, die jeden Morgen mit ihren Cityrollern vorbeikommen, ihren Weg in die Lainecker Grundschule sicher fortsetzen. „Es ist wirklich ein verständnisvolles Miteinander mit allen Autofahrern und sonstigen Verkehrsteilnehmern. Die Autofahrer kennen mich und die Situation schon“, schildert Fehr.

Ein "großes Hallo"

Neben den Grundschülern hat Fehr aber noch eine andere Gruppe von Schützlingen. Es sind ca. zehn Personen aus dem Wohnheim Laineck. Sie sind mit ihrer Begleitung auf dem Weg zu ihrer Arbeit in den Werkstätten für behinderte Menschen der Diakonie Bayreuth. Sie begrüßen Fehr immer mit einem „großen Hallo!“ Die Arbeiter, die mit dem Bus zu den Behindertenwerkstätten gebracht werden, holt Fehr an seiner ersten Haltestelle ab, nämlich in der Warmensteinacher Straße an der Abzweigung zur Lainecker Straße.

Pünktlich um 7.25 Uhr steht Fehr jeden Morgen an der Haltestelle und wartet auf den Bus. Sobald der an die Haltestelle fährt, sichert Fehr auch hier den Verkehr und die Wartenden können sicher in das Fahrzeug einsteigen. Fehr betritt als Letzter den Bus und fährt mit ihm bis zur Haltestelle in der Schützenstraße. Um 8 Uhr beendet er seinen Dienst als Schulweghelfer und widmet sich seinem Beruf.

Glückliches Lächeln

Denn eigentlich ist Fehr Verlagsvertreter bei einem Münchner Verlag. Doch schon länger überlegte er, sich ehrenamtlich zu engagieren. Da kam ein Inserat der Stadt Bayreuth vor sieben Jahren gerade recht: Im Nordbayerischen Kurier las Fehr, dass im Ortsteil Laineck dringend ein Schulweghelfer gesucht wird. Kurzerhand bewarb sich der heute 63-jährige Bayreuther für das Amt. Jeden Morgen von der Innenstadt raus nach Laineck zu fahren, macht ihm nichts aus. Und nach einer Einweisung durch die Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt ging es dann im Oktober 2009 los: Fehr trat sein neues Amt als Schulweghelfer an. Dass Fehr dieses Ehrenamt wirklich erfüllt, sieht man sofort. Mit glänzenden Augen und einem glücklichen Lächeln im Gesicht, erzählt er von seinen Erlebnissen auf der Straße.

Ein herzliches Miteinander

Vor allem die Bewohner des Heimes sind sehr offen und gesprächig. Da ist zum Beispiel Arno. Er erzählt dem Schulweghelfer oft von seiner neuen Freundin, die ihm „vor ein paar Tagen zugelaufen“ ist. Oder Ulli, die ihn jeden Tag mit dem Spruch „Guten Morgen schöner Mann. Ausgeschlafen?“ begrüßt. Und Inge plaudert immer sehr gerne. Übers Shoppen, Arztbesuche oder den Besuch einer Disco, den die Gruppe vor kurzem gemacht hat. Die schönen Grüße an seine Frau und seinen Sohn darf er auch nicht vergessen. Dieses Wochenende ist er sogar zu Kaffee und Kuchen bei der Gruppe eingeladen. „Das ist wirklich ein ganz herzliches und freundschaftliches Miteinander! Wir sind sogar per du.“

Ein geliebter Zweitjob

Fehr freut sich auf jeden Fall, alle wieder zu sehen. „Die Arbeit ist ein schöner Ausgleich zum Beruf, einfach etwas ganz Neues. Alle sind unheimlich freundlich, da macht mir auch schlechtes Wetter nichts aus“, berichtet Fehr. Und deshalb steht der Verlagsvertreter auch weiterhin um 6 Uhr auf, trinkt gemütlich eine Tasse Kaffee und macht sich gegen 7 Uhr auf den Weg zu seinem Zweitjob, zu seinen Schützlingen nach Laineck.

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