Audi-Rückzug: Schlechtes Zeichen

Von Michael Weiser
Rückschlag für den Grünen Hügel: Audi zieht sich als Sponsor zurück. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Audi zieht sich aus Bayreuth zurück. Das ist, gelinde gesagt, bedauerlich – weil den Festspielen damit erst mal Geld fehlen wird. Natürlich. Der Rückzug ist über diesen Nachteil hinaus aber auch ein schlechtes Zeichen. Wir wissen nur noch nicht genau, für wen.

 
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Als beispielsweise BAT seinen Rückzug aus der BAT-Campus-Galerie ankündigte, ließ sich Ungemach für den Tabakstandort Bayreuth erwarten. Und nun Audi: Wie groß sind die Turbulenzen, in die der Autohersteller durch den Abgasskandal geraten ist? Welche Schmerzen bringt der Umbau des gesamten Konzerns für die Belegschaft? Sind die Zumutungen so groß, dass man den Arbeitnehmern einen Luxus wie die Förderung eines bedeutenden Festivals nicht mehr zumuten will?

 

Es gab schon mal den Rückzug eines potenten Sponsors aus Bayreuth: Als Siemens sich 2011 vom Grünen Hügel abseilte, traf der Konzern die bewusste Entscheidung, eine Partnerschaft zu beenden, die für ihn nicht mehr lukrativ war.

Bayreuth wirkte offenbar nicht mehr sexy auf die Münchner, die andererseits sehr wohl ihr Engagement bei den Salzburger Festspielen fortsetzten.

Salzburg ist, lassen wir die beachtliche künstlerische Qualität in Bayreuth mal beiseite, eine Festspielstadt anderen Kalibers, voller Leben, mit einem riesigen, vielseitigen und durchaus hochklassigen Angebot.

Audi wird zumindest noch die nächste Saison in Salzburg sponsern – weil der Vertrag noch so lange läuft. Das muss man aufmerksam beobachten.

Bleiben die Ingolstädter in Salzburg präsent, wäre ihr gleichzeitige Rückzug aus Bayreuth ein schlechtes Zeichen für die Wagner-Stadt. Dafür, dass man im Wettbewerb der nicht ganz so großen Top-Städte an Boden verloren hat.

Nächstes Jahr macht das Markgräfliche Opernhaus wieder auf, bald danach soll die neue glänzende Stadthalle folgen. Es gibt darüber hinaus noch vieles andere, was den Besuch lohnt.

Bayreuth tut gut daran, aus diesen Glanzpunkten ein glänzendes Paket zu schnüren. Um sich – von der Kultur über die Einkaufsmöglichkeiten bis hin zur Hotellerie und Gastronomie – dauerhaft als Festspielstadt zu etablieren, die sexy auch für die großen Partner bleibt.

Nur so bleibt Oberfrankens Hauptstadt eine Weltstadt wenigstens auf Zeit.

michael.weiser@nordbayerischer-kurier.de