Ex-Bruder Barnabas Michael Lerchenberg zum Zickenkrieg auf dem Nockherberg: "Blindes Huhn" sei aber auch keine Satire "Auch Frauen müssen Satire aushalten"

Von Susanne Will
Michael Lerchenberg war drei Jahre lang Bruder Barnabas am Nockherberg. Foto: red Foto: red

Zickenkrieg auf dem Nockherberg: Jüngst kündigte die Landtagspräsidentin und CSU-Vizevorsitzende Barbara Stamm an, sie werde nicht mehr zum Politiker-Derblecken beim Münchner Starkbier-Anstich kommen (der Kurier berichtete). Der Grund: Die Kabarattistin Luise Kinseher habe als "Mutter Bavaria" Frauen beleidigt. Der sonst so humorvollen Landtagspräsidentin war das Lachen im Hals steckengeblieben, als Kinseher die Parteikollegin Ilse Aigner als "Kellerprimel", Umweltministerin Ulrike Scharf als "Hendl"  und Sozialministerin Emilia Müller als "blindes Huhn" bezeichnete. Schützenhilfe erfährt Stamm tatsächlich von Michael Lerchenberg. Der Intendant der Luisenburg-Festspiele hat selbst drei Jahre lang als Bruder Barnabas Politiker derbleckt.

 
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Kurier:Was halten Sie vom Zickenkrieg auf dem Nockherberg?

Michael Lerchenberg: Dass Frauen dort nicht gut behandelt wurden, oder dass man den Derbleckern Frauenfeindlichkeit vorgeworfen hat, ist ja nicht neu. Auch Renate Schmidt war schon mal nahe dran, den Saal zu verlassen, auch damals gab es Unmut.

Haben Frauen keinen Humor, wenn Sie über "blindes Huhn" nicht lachen können?

Lerchenberg: Also mal meine ganz persönliche Meinung: "Blindes Huhn" ist nun wirklich keine Satire. Satire sollte etwas mehr sein, mir ist das zu wenig, denn das ist nun wirklich keine politische Aussage. Das ist schon ein Punkt, an dem man sagen könnte, dass man das als Beleidigung einstufen kann. Insofern kann ich das verstehen, möchte es aber nicht auf Frauen reduzieren.

Ihre Kritik trifft also eher Ihre Kollegin Luise Kinseher?

Lerchenberg: Ja, etwas raffinierter wäre besser gewesen. Aber die Grundproblematik liegt am Abarbeiten der Einladungsliste. Es ist zwar nicht so, dass die Brauerei Paulaner diktiert, dass jeder in der Rede genannt werden muss, aber klar ist, dass am besten alle genannt werden sollen. Dann kommt aber genau so etwas raus, wenn man dann im Takt der Halbsätze redet.

Und die Politiker wollen gemeinhin ja auch drankommen.

Lerchenberg: Ja! Christine Haderthauer beispielsweise war 2009 auch beleidigt. Aber deshalb, weil sie nicht derbleckt wurde.

Barbara Stamm sagt: "Es gibt so wenig Frauen in der Politik, da sollte man keine Witze über sie machen"...

Lerchenberg: ....und das ist ein Schmarrn. Ganz ehrlich: Entweder sind wir emanzipiert oder nicht. Wenn Frauen Politik machen, müssen sie auch Satire aushalten. Da gibt es keinen Frauenbonus, sonst gibt es demnächst wohl noch den Frankenbonus. Und ich finde das auch den anderen Frauen gegenüber nicht würdig - wenn, dann gilt die Veräppelung für alle.

Sie haben drei Jahre lang den Bruder Barnabas gespielt und sind 2010 nach Kritik an Ihrer Satire über Hartz-IV-Empfänger und den damaligen Vize-Kanzler Guido Westerwelle zurückgetreten. Haben Sie in Ihrer Zeit beleidigte Briefe erhalten?

Lerchenberg: Nein. Sie glauben ja nicht, wie viele Mitglieder des bayerischen Kabinetts mir sagten, wie schön das damals war.

Wollen Sie etwa wieder predigen?

Lerchenberg: Nein, das juckt mich nicht. Das ist Stress pur. Die Beleidigtkeitsschwelle liegt mittlerweile sehr niedrig. Wir haben eine sehr schlechte politische Diskussionskultur, was auch daran liegt, dass jeder möglichst politisch korrekt agieren will. Die Gedanken sind nicht mehr so frei wie früher.

Aber das war ja damals auch schon nicht gegeben. Ihre strittige Predigt 2010 wurde vom Bayerischen Rundfunkt auch zensiert.

Lerchenberg: ...was angesichts von youtube ein nutzloses Unterfrangen war. Mein Lieblingsbeispiel: Schauen Sie sich "Ein Herz und eine Seele" mit Ekel Alfred aus den 70er Jahren an. Herrlich, wie viele Unkorrektheiten damals rausgehauen wurden. Heute würden dafür Köpfe rollen, alle sind wahnsinnig empfindlich geworden. Und diese Political Correctness ist mir zu wenig als Debatte.

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