Auch beim Umzug: Schnell wie die Feuerwehr

Von Renate Allwicher
Handwerker raus, Feuerwehr rein, heißt es bald in Weidenberg: Der Umzug der Wehr ins neue Haus steht kurz bevor. Foto: red

Ein Feuerwehrumzug? Das ist doch nichts Besonderes, den gibt‘s doch jedes Jahr – mit Fahnen, Reden und Tamtam? Weit gefehlt. Diesmal geht es in Weidenberg um einen Umzug, den aller Voraussicht nach kein Feuerwehrmann zwei Mal in seiner aktiven Laufbahn mitmacht: Die gesamte Feuerwache wird noch vor Neujahr in das neue Feuerwehrhaus in der Warmensteinacher Straße umziehen.

 
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Eines ist klar: Wenn eine Feuerwehr umzieht, dann machen die Feuerwehrleute jeden Handgriff selbst. Und wenn eine der größten Stützpunktfeuerwehren des Landkreises umzieht, muss jeder mit anpacken. Die Weihnachtszeit als Vorbereitungszeit findet Kommandant Heinrich Schmidt dafür ideal. Denn viele seiner Leute hätten noch ein paar Tage Resturlaub zum Jahresende. Oder freie Tage, die sie noch abfeiern müssen. Wenn auch vorerst ohne Feier: Die offizielle Einweihung ist erst am 20. April geplant.

Vor dem großen Hau-Ruck stehen viele kleine Schritte

„Ein Feuerwehrumzug geht nicht in Kisten“, sagt Schmidt. Dazu sind die meisten Materialien entweder zu sperrig oder zu sensibel. Er geht vielmehr in vielen kleinen Schritten. Seit Wochen werden sämtliche Gerätschaften sortiert. Die Vereinssachen, Geschirr und der Papierkram verpackt. Das gesamte Schlauchmaterial aller Fahrzeuge und der Lagerbestand gereinigt und  überprüft. Die Einsatzkleidung gewaschen. Denn im alten Feuerwehrhaus gibt es keine Absauganlage für die Dieselabgase der Einsatzfahrzeuge. Und die Kleidung soll selbstverständlich sauber sein, wenn sie ins neue Haus kommt.

Die Crux dieses Umzuges: Endgültig kann die Wehr erst dann umziehen, wenn im neuen Haus die letzte Abnahme des letzten Gewerkes vollzogen ist. Planung und Logistik ist bis dahin alles. Denn das wichtigste für Schmidt ist: „Wir bleiben trotz des Umzugs zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzfähig.“

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Deshalb kann unter anderem Ausrüstungen und der Werkstattbedarf  noch nicht vollständig eingepackt werden. Die neue Werkstatt steht noch komplett leer – ein großer Raum mit Durchgang zur Waschhalle. Beides gehört zu den Neuerungen, auf die sich die Feuerwehrler sehr freuen. Denn beides ist fortan mit ins Haus integriert. „Bislang mussten wir die Fahrzeuge und Schläuche  bei jedem Wetter im Freien waschen“, sagt Schmidt. Das Beste daran: Beides ist nicht nur für alle Wehren im Gemeindegebiet, sondern auch für die Bauhoffahrzeuge nutzbar, sagt Herbert Langsteiner aus der Gemeindeverwaltung.

Jederzeit einsatzfähig - während des Umzugs allenfalls noch schneller als sonst

Die Vorbereitungen sind langwierig, der endgültige Umzug wird aber eine Hau-Ruck-Aktion. Die Logistik dafür steht längst. Wenn es soweit ist, gilt es schnell, zügig (und zum Teil in Einsatzkleidung, um auch während des Umzugs einsatzbereit zu sein) alle zehn Feuerwehrfahrzeuge, Anhänger und Einsatzausrüstungen auf einen Schlag umzuziehen. Sollte dann ein Notruf eintreffen, wären sie sogar trotz laufendem Umzug noch schneller am Start als sonst.

Die große, lichtdurchflutete Fahrzeughalle, wird dann voll sein – es gibt zehn Stellplätze für zehn Fahrzeuge und Anhänger. „Endlich mit ausreichend Sicherheitsabstand dazwischen“, freut sich Schmidt.

Auch bei der Feuerwehr: Ein Umzug spült vieles wieder hoch

Manches ist aber doch wie bei jedem anderen Umzug auch: Lange nicht gesehene Dinge tauchen auf. „Viel Altes kommt weg“, sagt Schmidt. Aber nicht alles. Denn manchmal kamen beim Räumen Sachen zum Vorschein, die bei seinen Leuten Erinnerungen an alte Zeiten weckten. „Mensch, das gibt’s noch“, freute sich einer, als er ein altes Stammtischrad hervorzog.

Ein Fundstück bekommt im neuen Haus sogar einen Ehrenplatz: Eine sehr alte Fotografie. „Noch mit Steigern drauf“, sagt Schmidt. Steiger, das seien die Feuerwehrleute gewesen, die einst, als es noch lange keine Drehleitern gab, mit  Haken-, Schiebe-, und Anstellleitern auf die Dächer durften. „Das wahren hochangesehene Leute‘“, sagt Schmidt, der vermutet, dass das Bild etwa im Jahr 1900 aufgenommen wurde.

Die Einsatzkleidung: Ein Schutzmantel der vor dem Sozialraum bleibt

Alle Teller, Pokale und Urkunden, die die Weidenberger Wehr im Laufe der Jahre sammelte, werden diese Ehre nicht bekommen. „Wir werden die neuen Wände hier nicht komplett einhängen“, sagt Schmidt. Schließlich können die Gemeinschaftsräume, der Schulungssaal und der Aufenthaltsraum seitens der Gemeinde auch für andere Veranstaltungen genutzt werden. Gemütlich genug werde es trotzdem, da ist sich der Kommandant sicher. Gerade der Aufenthaltsraum sei wichtig, sagt Schmidt. Denn hier werden künftig seine Leute zusammenkommen und sich aussprechen: Nach schwierigen Einsätzen das Erlebte verarbeiten. Immer in Zivil: Die Feuerwehrmontur soll aus den Sozialräumen draußen bleiben. „Die Einsatzkleidung ist auch eine Art Schutzmantel“, erklärt Schmidt. Schreckliche Bilder könnten im Idealfall daran abprallen. „Die lassen wir an der Jacke kleben und stellen sie in den Spind“, ist das Bild, das Schmidt darin sieht.

„Man muss aufpassen auf seine Leute“, sagt er. Und: „Ich bin stolz auf meine Feuerwehrler.“ Weil sie in großer Zahl dabei sind und für Hilfeleistungen und Brände bei der Stange bleiben. Sicher auch beim nächsten Feuerwehrumzug. Dann wieder mit Fahnen, Reden und Tamtam.

 

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