Attentäter hatte Kontakt in Nahen Osten

Archivfoto: Daniel Karmann/dpa Foto: red

Bundeskanzlerin Merkel verurteilt die Attentate in Franken als islamistischen Terror. Bis kurz vor der Bombenexplosion bekam der Ansbacher Selbstmord-Attentäter wohl Anweisungen aus dem Nahen Osten. Nur - wer war der Hintermann?

 
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Der Ansbacher Selbstmord-Attentäter hat bis kurz vor seinem Bombenanschlag Anweisungen aus dem Nahen Osten erhalten. Der bislang unbekannte Hintermann habe dem 27-jährigen Syrer konkrete Aufträge gegeben, was er tun und wie er sich verhalten solle, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag in Gmund am Tegernsee. Wo sich der Chat-Partner aufhielt, mit dem der Attentäter in Kontakt stand, blieb unklar.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte die Attentate von Würzburg und Ansbach als «islamistischen Terror». «Diese Anschläge sind erschütternd, bedrückend und auch deprimierend», sagte sie in Berlin. «Es werden zivilisatorische Tabus gebrochen. Die Taten geschehen an Orten, wo jeder von uns sein könnte.»

Zugleich sicherte Merkel zu, dass die Behörden alles tun würden, um die Taten aufzuklären. Sie kündigte unter anderem ein besseres Frühwarnsystem für Bedrohungen neben dem organisierten Terrorismus an. Dass die Anschläge von zwei Flüchtlingen begangen wurden, «verhöhnt das Land, das sie aufgenommen hat», sagte Merkel - genauso die Helfer und Ehrenamtlichen und auch «die vielen anderen Flüchtlinge, die Hilfe vor Krieg und Gewalt bei uns suchen».

«Der Gesprächspartner wusste genau, worum es geht», sagte Herrmann mit Blick auf den unbekannten Chat-Partner des Ansbacher Attentäters. Er habe auch Kenntnis davon gehabt, dass der 27-Jährige Sprengstoff dabei hatte. Als dieser von Sicherheitsleuten in der Nähe des mutmaßlichen Anschlagsziels berichtet habe - einem Musikfestival -, habe der Unbekannte gesagt, der Syrer solle sich ein Schlupfloch suchen oder einfach durchgehen. Den genauen Wortlaut konnte Herrmann nicht wiedergeben.

Am Sonntagabend hatte der Syrer vor einem Konzertgelände in Ansbach eine Bombe gezündet. Er starb, 15 Menschen wurden verletzt. Wie bei dem Attentat in Würzburg am 18. Juli wird ein islamistischer Hintergrund für möglich gehalten. Dort hatte ein 17-jähriger Flüchtling - vermutlich aus Afghanistan - Menschen mit Axt und Messer angegriffen.

Der Attentäter aus Ansbach war wegen Suizidversuchen in Behandlung. Seine Therapie wurde jedoch monatelang unterbrochen. Im Januar 2016 sei sie zunächst beendet worden und habe erst vor wenigen Wochen fortgesetzt werden können, sagte die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU) in Gmund. Der Antrag auf Fortsetzung sei erst zehn Tage nach dem vorläufigen Ende zu Jahresbeginn gestellt worden. Nachdem ein notwendiges Gutachten eingegangen war, habe das Sozialamt Ansbach die Fortsetzung der Therapie sofort genehmigt. «Allerdings hat sich dieses Gutachten enorm herausgezögert», sagte Müller. Einen Grund dafür konnte sie nicht nennen. Eine Sprecherin der Stadt Ansbach wollte sich dazu nicht äußern.

Quelle: Bayerischer Rundfunk

In der Diskussion um die Weitergabe ärztlicher Gutachten über Flüchtlinge an Sicherheitsbehörden äußerte der Chef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Frank-Jürgen Weise, Vorbehalte. Er verstehe, dass nach dem Anschlag von Ansbach unter Sicherheitsaspekten darüber diskutiert werde. «Eine Empfehlung dazu würde ich dazu aber nicht abgeben.» Die Weitergabe ärztlicher Daten wäre aus seiner Sicht sehr schwerwiegend.

Ein von einer Flüchtlings-Hilfsorganisation beauftragter Therapeut hatte im Februar 2015 den 27 Jahre alten Selbstmordattentäter in einem Gutachten als suizidgefährdet eingestuft. Es sei ihm «durchaus zuzutrauen, dass er selbst seinen Selbstmord noch spektakulär in Szene setzt», hieß es darin.

Für die Betroffenen des Bombenanschlags war am Donnerstagabend ein ökumenischer Gottesdienst in Ansbach geplant. Auch Innenminister Herrmann wollte daran teilnehmen.

dpa

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