Eigentlich will sie sich damit beschäftigen, dass Waschmaschinen und Trockner viel zu oft kaputt sind, weil die Kinder beim Spielen Sand und Steine hineinwerfen. Allein im vergangenen halben Jahr sind sechs Geräte ausgefallen, „Wäsche rüber und nüber“, wie waschen und trocknen bei den Bewohnern heißt, müsste neu organisiert werden.
„Bonbon, biiiiiitteeeeee!“
Doch schon kurz darauf steht der kleine Junge wieder da. Mit fünf anderen Kindern im Schlepptau. „Bonbon, biiiiiitteeeeee“, rufen alle durcheinander. „Immer das Gleiche“, sagt Steuer, gibt jedem eine Schlange – und schließt dann für einige Zeit die Tür ab. Ansonsten käme sie gar nicht mehr dazu, einen Schließplan für die Waschküche zu erarbeiten.
Langsam wird die Zahl der Bewohner aber wohl auch in den dezentralen Unterkünften wie in Warmensteinach sinken, da Asylbewerber seit kurzem bis zu sechs Monate in der Erstaufnahmeeinrichtung bleiben sollen (der Kurier berichtete). Zudem werden immer mehr Menschen anerkannt, die dann eigentlich aus den Unterkünften ausziehen müssen. Alleine im Puchtler sind das 13 Personen, im Landkreis 110. Die meisten finden aber noch keine Wohnung. Vor allem wegen der Sprachbarriere, sagt Gleißner-Klein.
Die Ideen von morgen: Landratsamt Bayreuth
Doch die ist nicht das einzige Hindernis, das überwunden werden muss, wenn Deutsche und Migranten zusammenleben wollen. Manchmal sind auch Vorurteile im Weg. Und Detlev Schmidt und Silvia Herrmann wollen sie ausräumen.
Die beiden stehen im Landratsamt vor einer Karte des Landkreises, die mit bunten Nadeln gespickt ist. Er ist Leiter der regionalen Entwicklungsagentur, sie koordiniert das Projekt „Demokratie leben“, das mit 85.000 Euro allein in diesem Jahr unter anderem die Integration fördern soll.
Rassisten erreicht man nur mit Kreativität
Zum Beispiel, indem Vorurteile ausgeräumt werden. „Aber die Frage ist: Wie kommen wir an die Leute ran, die rassistische Aussagen treffen?“, fragt Schmidt. Kreativ, emotional, witzig müssten die Aktionen sein, sagt Herrmann. Sie wollen es mit Videoclips versuchen. Und mit Flyern.
„Wie bringen wir die denn in die Haushalte?“, fragt Herrmann gerade. „Wenn wir sie mit der Post verschicken, gehen sie doch unter.“ Schmidt zeigt auf die Karte. Jede Nadel steht für ein Integrations-Projekt, für Menschen also, die man um Hilfe bitten könnte. Rund um Pottenstein aber steckt keine einzige Nadel. „Wenn wir die Ehrenamtlichen bitten, wird es in manchen Gebieten recht kompliziert“, sagt Schmidt. Sie werden sich später noch einmal zusammensetzen und überlegen, wen sie ansprechen könnten.
Das Landratsamt will die Gesellschaft kitten
Im Lauf des Jahres wollen die beiden noch ein zweites Projekt starten. Eines, das auf der anderen Seite ansetzt: Sie wollen den Neuankömmlingen demokratische Werte vermitteln. „Die Rolle der Frau zum Beispiel. Wenn man sich Köln vor Augen führt, sieht man, wie wichtig das ist“, sagt Schmidt. Es soll eine Vorbereitung sein, auf das Leben in einer fremden Gesellschaft. „Wie wir das machen, wissen wir aber noch nicht.“
Eines wissen die beiden aber sicher: Je mehr Migranten dauerhaft hierbleiben, desto wichtiger wird ihre Arbeit werden. Für die, die neu im Landkreis ankommen. Und für die, die schon lange hier sind. „Wir wollen beide Seiten zusammenführen“, sagt Schmidt. „Und damit den Kitt legen, der die Gesellschaft künftig zusammenhält.“
Die neue Serie
In loser Folge betrachtenwir in den kommenden Wochen verschiedene Aspekte des Themas Asyl näher. Die Teile werden die Aspekte Wohnen, Integration, Sicherheit und Fachkräftemangel behandeln.