Tiefpunkt seiner Vereinsgeschichte ASV Hollfeld: Rückzug in die unterste Liga

Von Stefan Wofrum
Der Höhepunkt der Hollfelder Vereinsgeschichte liegt gar noch nicht so lange zurück. Im Juni 2012 feierten die Rot-Schwarzen den Aufstieg in die Bayernliga. Schon drei Jahre später ist der Tiefpunkt erreicht: Rückzug aus der Bezirksliga, Neustart in der B-Klasse. Foto: Peter Kolb Foto: red

Nun also doch: Der ASV Hollfeld zieht seine Mannschaft aus der Bezirksliga West zurück. Damit hat die sportliche Talfahrt des Ex-Bayernligisten einen unrühmlichen Höhepunkt erreicht.

 
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Als Grund für den Rückzug nennt ASV-Vorsitzender Hans-Peter Härtl akuten Spielermangel. Nur noch fünf bezirksligataugliche Akteure hätten ihm am Dienstag zum Ende der Wechselperiode zur Verfügung gestanden. „Wir wären nicht konkurrenzfähig gewesen, wollten uns nicht abschießen lassen und haben die Reißleine gezogen.“

"Viele haben uns im Stich gelassen"

Der im Juni neu gewählte Vorsitzende hatte bis zuletzt Hoffnung, einige Spieler zum Bleiben bewegen zu können. Auch Gespräche mit möglichen Neuzugängen wurden geführt. Eigentlich sei alles angerichtet gewesen, sagt Härtl: Ein Trainer aus dem Kreis der JFG Jura Hollfeld habe seine Zusage gegeben – den Namen wollte Härtl nicht verraten –, ein bezirksligataugliches Umfeld mit Trainingsausstattung für die Spieler, einem Trainingslager und Fahrtkostenzuschuss sei gesichert gewesen.

Nur das Wesentliche fehlte: die Spieler. „Viele haben uns im Stich gelassen. Wenn vorne einer zugesagt hat, sind hinten wieder zwei abgesprungen – eine Sisyphos-Arbeit.“

Bis zum Schluss hätten er und seine Mitstreiter gekämpft. „Wir haben geredet und geredet.“ Und sogar eine zweite Option ins Auge gefasst: die Bezirksliga mit einer Mischung aus Alten-Herren und Jugendspielern anzugehen, kontrolliert abzusteigen und zu versuchen, den freien Fall in der Kreisliga zu stoppen.

Dagegen haben aber die Routiniers ihr Veto eingelegt. „Ihnen war der Aufwand zu groß, unter anderem wollten sie nicht zweimal trainieren.“ Nun in der B-Klasse müssen sie nur einmal ran, hinzu kommt eine freiwillige Einheit. Zusammen mit ehemaligen A-Jugendlichen der JFG Jura Hollfeld bilden die ASV-Routiniers um den ehemaligen Landesliga-Torwart Thomas Bornschlegel das Gerüst der Mannschaft, die ohne Trainer auskommen wird.

Neustart in der B-Klasse

Härtl spricht von einem Neustart, einer Konsolidierung in der untersten Klasse. Man werde alles tun, die JFG-Jugendlichen zu halten. Das sei in den letzten beiden Jahren versäumt worden. Immer wieder seien die Nachwuchsspieler abgewandert. „Da haben wir zu spät reagiert“, sagt Härtl und gibt als zusätzliches Ziel aus, ehemalige Hollfelder Fußballer wieder zum ASV zurückzuholen.

"Das war absoluter Quatsch"

Als großen Fehler bezeichnet er die Trennung von Trainer Michael Taschner im Oktober des vergangenen Jahres. Das Hollfelder Urgestein wollte den Abstieg aus der Landesliga billigend in Kauf nehmen und mit überwiegend Hollfelder Akteuren den Neuaufbau in der Bezirksliga wagen.

Der damalige Interims-Vorstand und der ins Boot geholte Wirtschaftsbeirat Thomas Schindler entschieden sich für einen finanziellen Kraftakt, um die Landesliga irgendwie zu halten – mit der Verpflichtung von Trainer Michael Schreiber und hochkarätiger Spieler. „Das war absoluter Quatsch“, sagt Härtl, der „diesen Spielern“ zumindest eine Teilschuld an der momentanen Situation zuschiebt: „Sie haben Geld kassiert, dafür aber nicht die erwartete Leistung gebracht.“