Landesligist steht seit einem Jahr ohne Vorstand und nun auch ohne Trainer da ASV Hollfeld: Mannschaft und Verein führungslos

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Es brennt beim ASV Hollfeld: Noch 2012 feierten die Fußballer die Qualifikation für die Bayernliga (Foto), zwei Jahre später sind sie Schlusslicht in der Landesliga, der Trainer hat den Hut genommen und auch eine gewählte Vereinsführung fehlt. Foto: Kolb Foto: red

Nicht immer lässt die sportliche Situation der ersten Mannschaft Rückschlüsse auf den Gesamtverein zu. Beim ASV Hollfeld aber ist das so. Gerade erst mit Pauken und Trompeten aus der Bayernliga abgestiegen, sind die ASV-Fußballer auch in der Landesliga abgeschlagener Letzter. Seit dem Rücktritt von Michael Taschner in der vergangenen Woche steht Hollfeld ohne Trainer da. Und auch im Gesamtverein gibt es ein Führungsvakuum.

 
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Seit dem Rücktritt des Vorstandstrios Alfred Arnold, Heinz Weggel und Harald Hoch im Oktober vergangenen Jahres dümpelt der rund 550 Mitglieder starke Verein führungslos dahin. Entlastet ist der alte Vorstand noch nicht und potenzielle Nachfolger für eine neu zu wählende Vorstandsriege suchte man bislang vergeblich. Auch die beiden kommissarischen Vorstände Jürgen Fürst und Norbert Helfer haben bereits abgewunken. Sie waren trotz intensiver Bemühungen für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ihre Profile sind auch seit einigen Tagen von der ASV-Homepage verschwunden.

„Eine extrem schwierige Situation ist das momentan beim ASV“, sagt Kreisspielleiter Manfred Neumeister. Er gehörte bis 2010 dem Vorstand an, ist jetzt „nur noch Mitglied“, doch der Verein liegt ihm nach wie vor sehr am Herzen. Bei Michael Staudt ist das nicht anders. Der 74-jährige Architekt ist seit Jahrzehnten mit dem ASV eng verbunden, ist aktuell Sicherheits- und Ehrenamtsbeauftragter. Er leitete die Geschicke des Vereins zusammen mit Präsident Konrad Keilholz über Jahre hinweg. In ihre Ära fallen auch die sportlichen Glanzzeiten, als man mit der Verpflichtung von Trainer Heiko Gröger im Jahr 2004 zum Durchmarsch von der Kreisklasse bis in die Bayernliga ansetzte. Auch Staudt bezeichnet die derzeitige Situation als schwierig, hoffnungslos aber sei sie nicht. Vor allem weil die Finanzen geordnet seien. „Wir haben hohe Vermögenswerte, und die Verbindlichkeiten sind rentierlich.“

Mitgliederversammlung geplant

Ähnlich sieht es Konrad Keilholz, der Präsident signalisiert ebenfalls Licht am Ende des Tunnels. Wichtig sei, dass man die alte Vorstandperiode ordentlich abschließe, dann fänden sich neue Kräfte, lässt er wissen. Schon in den nächsten Tagen wollen Keilholz und Staudt zu einer Mitgliederversammlung einladen, die dann die beiden wesentlichen Baustellen beheben soll: die Entlastung des alten Vorstands und die Wahl eines neuen. Staudt schwebt eine Doppelspitze vor, der fünf Beiräte zur Seite stehen sollen, wobei er selbst einer dieser Beiräte wäre. Sein Personal, so lässt er durchblicken, hat er großteils schon zusammen. Dass es bei der Versammlung turbulent zugehen könnte, ist für ihn kein Problem. „Ich bin 40 Jahre beim Gericht Gutachter gewesen und hier im Verein schon eine Respektsperson. Ich traue mir durchaus zu, die Versammlung zu leiten. Dass es einmal laut werden kann – kein Thema.“

Was Staudt wesentlich größeres Kopfzerbrechen bereitet, als den Gesamtverein wieder in sicheres Fahrwasser zu manövrieren, ist die Situation bei den Fußballern. Die erste Mannschaft ist in der Landesliga Letzter, die zweite Mannschaft hat in der Kreisklasse erst einen Punkt geholt und musste zuletzt bei Wacker Bamberg wegen Personalmangel absagen.

Zuschauer-Einnahmen fehlen

„Ich habe wirklich große Sorgen, dass der Spielbetrieb nicht mehr richtig funktioniert.“ Er selbst sei kein Fußball-Fachmann, komme eher vom Tennis, „aber ich halte das schon für bedenklich – die Tabellensituation und jetzt auch noch der Trainer weg.“ Staudt macht deutlich, dass die Sparte Fußball für den Verein auch große wirtschaftliche Bedeutung hat. „Früher hatten wir bei Heimspielen 1200 bis 1500 Euro an Zuschauereinnahmen, und danach noch 600 Euro Umsatz im Sportheim. Das ist natürlich jetzt nur noch ein Bruchteil.“

Als engagiert, aber wenig Erfolg versprechend bezeichnet Staudt den vor der Saison neu gegründeten Wirtschaftsbeirat um den Bayreuther Finanzberater Thomas Schindler. Schindler war vor über einem Jahrzehnt Vorstandsmitglied beim BBC Bayreuth und hat jetzt seine alte Liebe zum Fußball wiederentdeckt, nachdem auch sein Sohn Tom im Sommer beim ASV anheuerte. Schindler und seine Mitstreiter wollen Sponsoren gewinnen, um den Spielbetrieb in einer höheren Amateurklasse langfristig zu gewährleisten. „Sie werden es als Bayreuther hier aber schwer haben. Die Hollfelder gehen da erst einmal auf Abstand. Es dauert lange, bis man hier das Vertrauen der Menschen gewinnt“, sagt Staudt und fügt hinzu: „Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich war nämlich auch einmal fremd hier.“

Neuer Trainer soll Killerinstinkt wecken

Acht Jahre von der Kreisklasse in die Bayernliga: Der ASV Hollfeld galt bis zum vergangen Jahr als der Überflieger im gesamten Fußballkreis. Mittlerweile droht den Hollfeldern ein echter Sturzflug. Diesen zu verhindern und das Team mindestens in der Landesliga zu stabilisieren, hat sich der vor der Saison neu gegründete Wirtschaftsbeirat um Thomas Schindler auf die Fahne geschrieben. Zur Sponsoren-Akquise hat sich Schindler nun auch einer weiteren Baustelle angenommen: Er sucht einen neuen Trainer. „Michael Taschner hat uns da ja ein Ei ins Nest gelegt“, kritisiert der Wirtschaftsbeirat den plötzlichen Rückzug des ASV-Trainers im Vorfeld der letzten Partie in Veitsbronn. „Michael Taschner ist ein feiner, integrer Kerl, er war sicher die einfachste Lösung, aber war er auch die beste?“, fragt Schindler. Taschner hatte als einen Grund für seinen Rücktritt die fehlende Rückendeckung seitens der Vorstandschaft genannt.

Anders als der Ex-Trainer – der hätte auch den Gang in die Bezirksliga in Kauf genommen, um sich dort zu stabilisieren – will sich Schindler mit einem Abstieg so ganz und gar nicht anfreunden: „Wir haben auch vor der Saison klar formuliert: Ziel ist der Landesliga-Klassenerhalt. Alles andere ist Kokolores. Die Mannschaft hat auch das Potenzial dazu.“

Abrufen soll dieses Potenzial nun „ein erfahrener Trainer, der den Killerinstinkt weckt, die letzten zehn bis 15 Prozent herauskitzelt.“ Ob denn der in Fußballerkreisen kolportierte Name Ingo Walther nicht genau in dieses Anforderungsprofil passt? Thomas Schindler lacht. „Das ist das Matthäus-Syndrom. Immer wenn irgendwo eine Trainerstelle zu vergeben ist, taucht der Name Ingo Walther auf“, schmunzelt Schindler. Ob es der ehemalige Altstädter Kapitän und jetzige Altenploser auch wird, verrät er nicht. Mit einem potenziellen Trainer seien die Verhandlungen zwar weit gediehen, Vollzug könne man aber noch nicht vermelden.

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