Appell an den Friedhofsdieb

Von Peter Engelbrecht
Der Südfriedhof in Bayreuth. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Diebstahl von Grabschmuck vom Grab ihres Vaters auf dem Südfriedhof hat Tochter Sissi Steinlein sehr stark erschüttert. Nun redet sie dem unbekannten Dieb ins Gewissen.

 
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Anfang Oktober hatte die Bayreutherin ein bepflanztes Birkenholz-Deko-Auto auf das Grab ihres Vaters auf dem Südfriedhof gestellt. Es war rund 20 mal 30 Zentimeter groß, relativ auffällig. „Nach zwei Wochen war es plötzlich verschwunden“, schilderte Steinlein. Sie fragte bei Besuchern des Friedhofs nach, doch niemand wusste etwas von dem dreisten Diebstahl. „Von einer Anzeige habe ich abgesehen, da sie höchstwahrscheinlich im Sande verläuft und nichts dabei rauskommt“, sagte sie.

"Das Gleiche erdulden"

Nun wendet sich das Opfer an den Dieb vom Südfriedhof: „Es wurde ein kleines, bepflanztes Deko-Auto aus Birkenholz vom Grab gestohlen. Ich finde dieses dreiste Verhalten pietätlos und den Angehörigen gegenüber nicht zumutbar. Man hat mit dem Verlust eines geliebten Menschen zu tun, den man in Ehren halten möchte und dafür das Grab dementsprechend mit Blumen dekoriert. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie das Gleiche erdulden sollen, wenn ein enger Angehöriger beziehungsweise ein geliebter Mensch von Ihnen geht!“ Die Sache lässt Steinlein keine Ruhe. „Warum kann man nur so etwa tun?“, fragt sie, denn für sie ist das schlichtweg Grabschändung. Verstorbene sollten doch in Ehren gehalten werden.

Drohung: Die Hand abhacken

Auch Marianne Bauer aus Bayreuth hat auf dem Stadtfriedhof schon ähnliches erlebt. Vom Grab ihres Sohnes Sven wurde 2015 mehrmals Grabschmuck gestohlen (wir berichteten). Nach einer Anzeige bei der Polizei erwischten die Beamte schließlich eine Frau, die offenbar psychisch krank ist. Bauer kennt die Frau vom Sehen, hat sie auch vor der Anzeige schon auf dem Friedhof angesprochen. Sie habe verwirrt reagiert. Über das pietätlose Vorgehen der Diebe ist auch sie empört. Sie brachte auf dem Grab einen Zettel an und schrieb darauf: „Sollte nochmals etwas vom Grab gestohlen werden, werde ich dem Dieb persönlich die Hand abhacken.“ Bauer glaubt, dass der Zettel abschreckt, denn seit dem Anbringen der Warnung wurde nichts mehr gestohlen. „Ich bin rigoros geworden“, räumte sie ein. Für Bauer ist es die einzige Möglichkeit, Kriminelle fernzuhalten. Denn Kontrollgänge der Friedhofsverwaltung schrecken offenbar nicht ab.

Polizei erwischte Täterin

Von einer Diebstahlserie auf dem Stadtfriedhof im Jahr 2015 sprach die Polizei in Bayreuth. Es seien mehrfach Schmucksteine beschädigt, Kreuze und weitere Gegenstände gestohlen worden, berichtete Pressesprecher Harald Stadter. Eine Frau mit psychischen Problemen sei ins Visier der Polizei geraten, bestätigt er. Den Beamten sei es gelungen, der Täterin mit „geeigneten Maßnahmen“ auf die Spur zu kommen. „Weitere Diebstähle sind bislang nicht bekannt“, berichtete Stadter. Er riet den Opfern, Anzeige zu erstatten.

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