Wie in weiten Teilen Oberfrankens standen am Freitag auch in Kulmbach viele Kunden bei ihrer Apotheke vor verschlossenen Türen. Arznei oder Hilfsmittel haben sie zwar bekommen, aber nur durch die Notdienstklappe oder wie in der Apotheke im Fritz direkt am Eingang über einen Behelfstresen.
Die Aktionen sind Auftakt eines Protestes der Apotheker, der in Nordbayern beginnt und auf den ganzen Freistaat ausgeweitet werden soll. Sie sollen den Menschen einen Eindruck vermitteln, was es heißt, wenn Leistungen eingeschränkt werden müssen oder nur noch weniger Personal beschäftigt werden kann.
Hintergrund sind die gescheiterten Verhandlungen mit den Krankenkassen, bei denen Arzneimittelrabatte ab dem kommenden Jahr vereinbart werden sollten. Zur Unterstützung des Protestes sammeln die Apotheker Unterschriften ihrer Kunden und verschenken dafür Zitronen nach dem Motto „Wir sind sauer.“ Zu erklären, warum das so ist, fällt in diesem Fall aber schwer. Der Kulmbacher Apotheker Dr. Hans-Peter Hubmann, der auch Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes (BAV) ist: „Es ist fast unmöglich, diese komplexe Materie in wenigen Minuten zu erläutern. Aber wenn wir den Menschen berichten, wie schwierig die finanziellen Rahmenbedingungen unserer Arbeit geworden sind, dann glauben sie uns das auch.“
Aktuell stehen die Apothekerverbände mit denen der Krankenkassen im Clinch um sogenannte Kassenabschläge bei Arzneimitteln, die sie „Zwangsrabatte“ nennen. Eigentlich stehen den Apotheken pro Arzneimittel 8,10 Euro plus drei Prozent des Preises für ihre Arbeit zu; bei gesetzlich Versicherten gibt es allerdings einen Abschlag von 1,75 Euro. Als Sonderopfer war dieser für die letzten beiden Jahren um 30 Cent erhöht worden, um ein zu erwartendes Defizit bei den Kassen teilweise zu kompensieren.
„Die Krankenkassen haben aber tatsächlich satte Überschüsse gemacht. Wir fordern daher, ab Januar wieder die alten Sätze von 1,75 Euro anzuwenden“, erläutert BAV-Vorsitzender Hubmann.
gem/Symbolbild: pa
