Anschläge: Warum die Helfer weitermachen

Von Sarah Bernhard
In der Asylbewerberunterkunft im ehemaligen Gasthof Puchtler hat sich nach den Anschlägen von Ansbach und Würzburg überhaupt nichts geändert. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Zwei Asylbewerber verletzten Unschuldige - und die Asylhelfer in der Region machen einfach weiter. Und auch die Behörden verzichten auf hektischen Populismus. Wenn sie das Geld, das sie dadurch sparen nun den Helfern zukommen lassen, haben alles etwas davon: ein angstfreies Leben.

 
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Zwei Asylbewerber verletzen in Ansbach und Würzburg Unschuldige – und die Asylhelfer in der Region machen weiter, als ob nichts gewesen wäre. Weil sie helfen wollen, ohne Wenn und Aber. Das verdient unseren Respekt.

Und auch die Behörden reagieren klug: Sie verzichten auf den hektischen Populismus, den Politiker mittlerweile gerne einer vernünftigen, abwägenden Haltung vorziehen. Und der Geld kostet, ohne wirklich etwas zu bringen. Denn ob mehr Sicherheitspersonal, mehr Betreuer oder mehr Kameras (das sind die Stellschrauben, an denen Landratsamt und Regierung drehen können) in den Unterkünften geholfen hätten, die beiden Anschläge zu verhindern, ist fraglich bis unwahrscheinlich. Immerhin lebte der Attentäter von Würzburg sogar in einer Pflegefamilie. Es wäre, zumindest beim momentanen Kenntnisstand, sinnlos, für solche Kurzschlusshandlungen Steuergeld zu verschwenden.

Geld sollten die bekommen, die sich kümmern

Das Geld sollte man stattdessen denen zukommen lassen, die trotz ihrer Ängste immer wieder in Flüchtlingsunterkünfte gehen und ihre Energie in die Betreuung und Integration der Bewohner stecken. So wie Sagy Cohen, der sich zum Beispiel um die Weidenberger Flüchtlingsklasse kümmert.

Denn der Wahl-Weidenberger will  mehr: Er hat ein Konzept erarbeitet, laut dem Migranten, die schon länger in Deutschland leben, Asylbewerbern erklären sollen, worauf sie unbedingt achten müssen. Und, dass es Dinge wie die Gleichberechtigung der Frau gibt, die in Deutschland unverhandelbar sind. Den Deutschen sollen im Gegenzug gläubige Muslime erklären, dass auch ihre Religionen nicht nur Extremisten hervorbringen. Und zwar ganz direkt, von Angesicht zu Angesicht.

Nur Begegnungen lindern die Angst

Denn folgt man Sagy Cohen, können nur das Wissen umeinander und persönliche Begegnungen die Ursachen für gegenseitige Ablehnung und daraus entstehenden religiösen Fanatismus in Deutschland beseitigen. Und damit die Angst lindern, die uns alle nach den Anschlägen ergriffen hat.

Und vielleicht ist es gerade das, was die Asylhelfer den übrigen Regionsbewohnern voraus haben: Sie begegnen den Asylbewerbern bereits, ganz direkt, von Angesicht zu Angesicht. Vielleicht haben sie ihre Angst bereits abgelegt.

sarah.bernhard@nordbayerischer-kurier.de