Ansbacher kämpfen gegen Helikopterlärm

Die US-Armee in Bayern. Archivbild. Foto: Thomas Mort/U.S. Army/dpa

Das US-Militär will im kommenden Jahr deutlich mehr Soldaten und Helikopter an zwei ihrer Stützpunkte in Mittelfranken stationieren. Die Bürger befürchten noch mehr Lärm. Doch wer kann die Amerikaner von ihren Plänen abhalten?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Werktags von 7.00 bis 23.00 Uhr und im Juni und Juli zweimal wöchentlich sogar bis 2.00 Uhr nachts: Wenn die Helikopter der US-Armee an den mittelfränkischen Stützpunkten Ansbach-Katterbach und Illesheim abheben, liegen so einige Bürger wach in ihren Betten. «Wir haben Leute bei uns, die Tag für Tag und Nacht für Nacht von dem Lärm betroffen sind», sagt der Vorsitzende der Bürgerinitiative «Etz langt's», Hansjörg Meyer. Die Mitteilung der US-Armee von Ende September war für ihn und seine Mitstreiter daher ein Schritt in die völlig falsche Richtung: Im kommenden Jahr wird die Truppenstärke in Franken deutlich vergrößert.

Die Zahl der Soldaten wird sich in etwa verdreifachen, die der Helikopter verdoppeln - so die Pläne der US-Armee. Derzeit sind rund 1000 Einsatzkräfte mit 56 Hubschraubern in Katterbach und 20 weitere in Illesheim stationiert.

Genauere Zahlen habe man selbst noch nicht vorliegen, sagt Captain Jaymon Bell, Sprecher der 12. Heeresflieger-Kampfbrigade. Doch er will beruhigen: Egal wie viele Soldaten und Helikopter nach Bayern kommen - eine größere Lärmbelastung gebe es dadurch nicht. Die zusätzlichen Soldaten kämen nach Deutschland, um die Nato-Truppen im Baltikum und in Südosteuropa zu unterstützen. Ansbach werde also zu einem Drehkreuz der Amerikaner, sagt Bell. Mehr Flugübungen solle es nicht geben. «Die Bevölkerung wird nicht viel mehr Helikopter sehen, da die meisten außerhalb Deutschlands eingesetzt werden», sagt Bell.

Die Bürgerinitiative glaubt das nicht und befürchtet eine «massive Mehrbelastung für die Bevölkerung durch Fluglärm und Abgase». Doch gibt es für die Bürger eine realistische Chance, die Situation und die Pläne der US-Armee zu beeinflussen?

Die Politik ist bislang wenig hilfreich. Selbst die Stadt Ansbach fühlt sich ohnmächtig. Vor zwei Jahren habe man sich mit einem Stadtratsbeschluss in der Hand an das Bundesverteidigungsministerium gewandt, teilt Stadtsprecherin Anne Ziegler mit. Maximal drei Flugtage pro Woche, keine Wochenendflüge und keine Flüge nach Mitternacht - doch sämtliche Forderungen wurden abgeschmettert.

Bürgermeisterin Carda Seidel (parteilos) versuchte es daraufhin persönlich und bat um einem festen Ansprechpartner im Verteidigungsministerium, dem sie die Situation schildern wollte. Doch die Absprache eines Termins für eine Besichtung vor Ort mit dem parlamentarischen Staatssekretär Ralf Brauksiepe scheiterte. «Eine Abstimmung dieses Termins wurde leider vom Staatssekretär nicht für erforderlich gehalten. Den tatsächlichen Termin erfuhr Frau Seidel trotz mehrfacher Nachfrage leider erst sehr kurzfristig», sagt Stadtsprecherin Ziegler.

Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums machte sich deshalb im April 2015 ohne Bürgermeisterin Seidel ein Bild von der Lage in Katterbach. Als Erklärung für dieses ungewöhnliche Vorgehen teilte das Ministerium später auf dpa-Anfrage mit: «Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Brauksiepe ist in dieser Angelegenheit nicht der direkte Ansprechpartner der Stadt Ansbach.»

Das Haus von Ursula von der Leyen (CDU) sieht zudem keinen Spielraum in der gesamten Angelegenheit: Eine Einschränkung der gesetzlichen Bestimmungen sei nicht möglich, konkrete Kenntnisse über mehr Soldaten in Ansbach lägen nicht vor. Alles entspreche den rechtlichen Grundlagen.

Mittendrin steckt Meyers Bürgerinitiative. Sie will «den militärischen Lärm aus der Region verbannen». Mit verschiedenen Veranstaltungen wollen die Bürger sich weiter Gehör verschaffen und damit den öffentlichen Druck erhöhen. So haben sie im Oktober die US-Botschaft in der Nähe des Brandenburger Tors in Berlin mit Originalaufnahmen der Kampfhubschrauber beschallt. Bislang ohne Reaktion. Doch Hoffnung auf eine Überraschung hat Meyer dennoch noch: «Es gab auch schon öfter Ankündigungen, die nicht umgesetzt wurden.»

dpa

Autor