Die 33-Jährige weiß, dass sie in Rio auf sich alleine gestellt sein wird. Sie weiß aber auch, dass sie perfekt vorbereitet in das Olympia-Rennen geht. Vergessen sind die vergangenen beiden Jahre, in denen eine Verletzung die Vize-Weltmeisterin von 2012 und WM-Dritte von 2013 aus der Bahn warf. Ein Knochenödem am Oberschenkelhals zwang sie zu einer halbjährigen Pause, Top-Ten-Platzierungen waren danach selten. Doch jetzt bereitete sie sich zehn Monate gezielt auf Olympia vor und will dort das Rennen ihres Lebens machen. Nach den Trainingslagern auf Lanzarote, Fuerteventura und in der Höhe von St. Moritz fiel Haugs Fazit immer positiv aus: „Ich habe die Belastungen körperlich gut verkraftet, war so schnell wie noch nie in meiner Karriere und bin top vorbereitet.“
Zuletzt standen beim Trainingslager auf Mallorca speziell auf den Kurs in Rio abgestimmte Einheiten auf dem Plan. So wurde unter anderem der sonst nicht übliche Landstart geübt. „Beide Athletinnen konnten ihre Programme individuell durchziehen“, wird Bundestrainer Dan Lorang auf der DTU-Homepage zitiert. „Anne und Laura ma-chen wirklich einen guten Eindruck.“
Gute Erfahrungenmit der Strecke
Auch mental sollte Haug gut gerüstet sein, denn ihre Erinnerungen an die Strecke in Rio sind hervorragend. Dort zeigte sie 2015 beim Qualifikationsrennen für Olympia ihre beste Vorstellung nach ihrer Verletzungspause. Nach dem Schwimmen gehörte sie sogar der Spitzengruppe an und legte so den Grundstein für Rang sieben. „Mit diesem positiven Erlebnis nehme ich den Wettstreit auf“, sagt Haug. Ihr kommt es entgegen, dass in Rio nur eine große Runde geschwommen wird und die erste Boje erst nach einer etwa 500 Meter langen Anschwimmgerade gesetzt ist. Die „Schlägereien“ im Wasser, die der 33-Jährigen oft Probleme bereiten, halten sich so in Grenzen. Danach folgt eine selektive und technisch anspruchsvolle Radstrecke – optimale Voraussetzung für Haug in ihrer Paradedisziplin. Und das abschließende Laufen? Um hier in der Weltspitze um die amerikanische Goldfavoritin Gwen Jorgensen mithalten zu können, hat Haug die Trainingsumfänge deutlich erhöht und fühlt sich „besser als je zuvor“. Ihre Marschroute für das Olympia-Rennen beschreibt sie in einem Satz: „Vollgas von der ersten Sekunde an. Ich will unter die Top drei laufen.“
Viele jagen Jorgensen
Die große Favoritin beim olympischen Triathlon ist unumstritten: Gwen Jorgensen hat nicht nur fast zwei Jahre in der WM-Serie ungeschlagen überstanden, sondern auch 2015 den Testwettbewerb in Rio gewonnen. An Konkurrenz für die Amerikanerin mangelt es allerdings nicht. Alle Medaillengewinnerinnen von 2012 in London gehören dazu: Nicola Spirig (Schweiz) und Lisa Norden (Schweden), die sich damals ein hochdramatisches Fotofinish lieferten, sowie Erin Densham (Australien). Dazu kommen die Ex-Weltmeisterinnen Emma Moffatt (Aus-tralien), Helen Jenkins und Non Stanford (beide Großbritannien). Anne Haug kann die WM-Plätze zwei und drei aus den Jahren 2012 und 2013 vorweisen.
Info: Der olympische Triathlon der Frauen startet am Samstag (20. August) um 16 Uhr (MESZ). Zu absolvieren sind 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und der abschließende 10-km-Lauf.