Unzufrieden mit dem Saisonverlauf, aber die Formkurve zeigt nach oben Anne Haug: Form muss im August stimmen

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Auftaktdisziplin als Problemzone: Oft steigt Anne Haug weit hinter den Führenden aus dem Wasser. Foto: imago Foto: red

Japan, nun also doch Japan. Auf Anne Haugs Jahresplan stand das WM-Rennen in Yokohama eigentlich nicht, sie wollte sich am Samstag eine Wettkampfpause gönnen. Doch es läuft nicht nach Plan: Nach langer Verletzungspause ist der Weg zurück in die Weltspitze sehr steinig. Doch die Bayreutherin bewahrt sich ihren Optimismus. Schließlich kann ein Rennen die ganze Saison retten.

 
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Platz 16 in Abu Dhabi, ein Raddefekt in Auckland, 23. im australischen Gold Coast und Achte in Kapstadt – die vier WM-Rennen 2015 waren zwar kein Debakel, aber zufriedenstellen können diese Platzierungen die Vizeweltmeisterin von 2012 nicht: „Klar würde ich gern schneller laufen. Klar würde ich gern weiter vorne ins Ziel kommen. Aber ich hatte auch noch nie eine Verletzung, bei der ich ein halbes Jahr meine Beine nicht bewegen durfte.“

Ein Knochenödem im Oberschenkelhals stoppte im vergangenen Jahr Haugs Tatendrang. Die lange Zwangspause war die schwerste Zeit im Sportlerleben der quirligen 32-Jährigen: Die Beine ruhig halten, das ist nicht ihr Ding. Vor allem nicht, wenn Olympia vor der Tür steht. Die Spiele in Rio de Janeiro sind zwar erst 2016, doch aus Sicht der Triathletin flog die Zeit nur so davon.

Nur zwei Monate Vorbereitungszeit

Normalerweise bereitet sich Haug fünf bis sechs Monate auf die Saison vor, doch dieses Jahr blieben nur zwei. Erst im Januar konnte sie wieder voll trainieren – zu spät, um topfit in die WM-Serie zu starten. Aber nicht zu spät, um beim Saisonhöhepunkt die Bestleistung abrufen zu können.

Jetzt spielt Haug die Zeit in die Karten: „Gott sei Dank ist August noch ein Stück weit weg. Und es ist ja alles auf dieses eine Rennen ausgelegt.“ Ein Platz unter den besten Acht und zusätzlich beste Deutsche beim Qualifikationsrennen in Rio am ersten Augustwochenende, dann hat Haug das Olympia-Ticket in der Tasche.

„Aber das wird extrem hart“, sagt die Bayreutherin. „Ich muss jeden Tag an mir arbeiten, um in Rio in Bestform zu sein. Aber ich denke positiv, vor allem weil ich immer größere Fortschritte mache.“ So hat sie ihre Laufleistung kontinuierlich gesteigert: Von WM-Rennen zu WM-Rennen lief sie jeweils etwa 20 Sekunden schneller. Auch auf dem Rad – ihrer Paradedisziplin – gewinnt sie wieder die gewohnte Sicherheit.

Problemdisziplin Schwimmen

Bleibt die Problemzone Schwimmen: Steigt Haug aus dem Wasser, hat sie meist schon zu viel Rückstand, um ganz vorne angreifen zu können. Doch auch hier versprüht sie Zuversicht: „Ich habe meine Schwimmtechnik im Winter deutlich verbessert. Im Becken habe ich Bestzeiten aufgestellt, und es wurmt mich gewaltig, dass ich das bisher noch nicht ins Freiwasser rüberbringe.“

Dort muss sie im Positionskampf bestehen, Tritte der Konkurrentinnen einstecken, Wettkampfhärte ist gefragt. „Ich muss mich nach der langen Pause erst wieder in die Wettkämpfe reinfuchsen“, sagt Haug. „Das ist auch eine Kopfsache.“ In ihrer Hochphase 2012/13 habe sie im Wettkampf nicht nachgedacht, es lief einfach.

Wegen der fehlenden Wettkampfpraxis passieren aktuell aber noch Fehler – sowie in Auckland beim Sturz mit dem Rad. „Ich habe in einer Kurve gebremst, das macht man nicht. Aber O.k., abhaken und beim nächsten Rennen besser machen.“

Gute Erinnerungen an Yokohama

Auch deshalb fliegt Haug nach Yokohama. Bevor es anschließend in die Höhe von St. Moritz zum Grundlagentraining geht, will sie weitere Rennpraxis sammeln. Zwar kommt der ebene Kurs in Japan ihren Stärken nicht entgegen, aber Jammern gibt es nicht: „Ich bin bislang einmal dort gestartet und Zweite geworden. Das ist doch ein gutes Omen.“

Ein gutes Zeichen ist auch der nicht endende Optimismus Haugs. So wird sie sicher nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn sie beim Saisonhöhepunkt die Olympiaqualifikation verpasst. „Wenn man das Ticket frühzeitig in der Tasche hat, ist das ein Vorteil. Man kann sich voll auf das Olympiarennen konzentrieren. Aber sollte es im August nicht klappen, gibt es ja noch eine weitere Chance.“

Im kommenden Jahr wird es ein weiteres Ausscheidungsrennen geben, voraussichtlich gibt es dort dann für die deutschen Läuferinnen zwei Olympia-Fahrkarten zu gewinnen.

Info: Das WM-Rennen der Frauen im japanischen Yokohama startet am Samstagmorgen um 3.06 Uhr (Mitteleuropäische Zeit).

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