Entscheidung über seine weitere Unterbringung erst in der nächsten Woche Anhörung beendet, Patient fast zufrieden

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 Foto: red

Gustl Mollath hatte drei Stunden Zeit, über das Wichtigste zu reden: seine Unterbringung. Er fühlt sich "schlimmer denn je" drangsaliert. Die Ärzte sehen das völlig anders.

 
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Es war ein langer Tag für Gustl Mollath (56). Einer, wie er ihn mag. Mollath im Blick der Öffentlichkeit. Sechs Kamerateams, Fotografen, Reporter. Seine Anhörung vor dem Landgericht Bayreuth gerät zum Einzug. Eigentlich ist es nur eine Formsache: Die Richter prüfen nur, ob er noch im Bezirksklinikum Bayreuth untergebracht werden muss. Ob er immer noch gefährlich ist. Jedes Jahr die gleiche Prozedur. Das Ergebnis: Es gab kein Ergebnis. Die Richter werden sich Zeit lassen für eine Entscheidung.

Drei Stunden Zeit

Dies sei ein Zeichen dafür, wie komplex der Fall sei, sagte der Gerichtssprecher. Mollaths Anwalt Gerhard Strate (63) rechnet dagegen mit einer Entscheidung Ende nächster Woche.

Drei Stunden hatte Mollath Zeit, seine Meinung zur Stellungnahme der Bayreuther Psychiater zu sagen: Die halten ihn nach wie vor für gefährlich. Die Länge der Anhörung sei ein Zeichen dafür, dass die Richter "ordentlich" gewesen seien. Das habe er auch schon anders kennen gelernt.

Mollath erlebt sich nach Angaben der Klinik in der „Endphase der Unterbringung" – und wirke daher gelöst. Sein Tagesablauf, wie ihn die Ärzte beschreiben: Um 8 Uhr steht er auf, holt sich seinen Kaffee vom Stützpunkt. Das Frühstück übergeht er. Manchmal schläft er auch bis 10 Uhr. Morgens telefoniert er meist mit Unterstützern oder Anwälten.

Kaum Interessen

Seinen Alltag gestaltet er „ritualisiert". Daneben beschäftige er sich „nahezu ausschließlich" mit dem Thema seiner Unterbringung. Andere Interessen? Außer  „Nahrungsaufnahme, Fernsehen, Schlafen, Korrespondenz mit Medienvertretern, Anwälten, Unterstützerkreisen und Akten lesen" - gäbe es keine, sagen die Ärzte. Unverändert sei auch, dass Mollath an keiner Therapie teilnehme; ganz aufgegeben habe er auch gelegentlichen Sport.

Mollath und seine Anwälte sehen das völlig anders. Anwalt Strate unterstellt den "sehr leichtfüßigen" Bayreuther Psychiatern, ein "neues Wahnsystem" gefunden zu haben: Mollath fühle sich schlecht behandelt. Tatsächlich beklagt sich Mollath massiv über die Behandlung in der Bayreuther Einrichtung.  Nach wie vor erlebe er den Klinikalltag als eine Folge von Repressalien, vor allem seit er offen im Fernsehen über seinen Fall gesprochen habe. Es sei "schlimmer denn je".

"Falsche Eingangsgutachten"

Mollath selbst ist seit sieben Jahren geschlossen untergebracht, aufgrund „falscher Eingangsgutachten", wie er immer wieder dem Kurier gegenüber betonte. Inzwischen liegen auch zwei Wiederaufnahmeverfahren vor, deren Ziel es ist, seinen Prozess aus dem Jahr 2006 wieder aufzurollen. Damals war er zwar wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung nicht verurteilt, aber in der Psychiatrie untergebracht worden. Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass das Verfahren in einigen Punkten nicht ordnungsgemäß abgelaufen sein könnte.

Foto: Wittek

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