Amtsgericht stellt Verfahren gegen 23-Jährigen ein Angestellten geschubst und beschimpft

Von Gerd Emich
Das Amtsgericht Kulmbach stellte das Verfahren gegen einen 23-Jährigen aus Kulmbach ein. Foto: Archiv/Britta Pedersen Foto: red

Weil er einen Mitarbeiter der Stadt beleidigt und am Arm verletzt haben soll, stand ein 23-Jähriger aus Kulmbach vor Gericht. Tatort war die Treppe vorm Rathaus, ein beliebter Treffpunkt von jungen Leuten nicht nur beim Altstadt- und Bierfest. Oft wird dort allerdings auch verbotenerweise Alkohol konsumiert und es bleiben Flaschen und sonstiger Müll zurück.

 
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„Wir haben die Anweisung, darauf zu achten, dass das nicht passiert“, berichtete ein Mitarbeiter der städtischen Verkehrsüberwachung im Prozess, bei dem es um einen Vorfall von Mai vergangenen Jahres ging. Auf seiner Runde zum Aufspüren von Parksündern wurde der 37-Jährige auf drei junge Leute aufmerksam, die mit einer Flasche auf der Treppe saßen. Aus einiger Entfernung schoss er dann ein Foto: zur „Beweissicherung“, falls dort später irgendwelcher Unrat zurückbleiben sollte.

Angestellter stellte Gruppe zur Rede

Der Angeklagte hatte die Szene jedoch beobachtet und stellte den Angestellten deswegen zur Rede. „Er hat behauptet, dass wir Alkohol trinken, es war aber nur Limonade“, schilderte der 23-Jährige das Gespräch. Er gab zu, dass er dabei den Ausdruck „Missgeburt“ verwendet und dem 37-Jährigen die Kamera aus der Hand geschlagen hat, weil der noch einmal eine Aufnahme von ihm machen wollte. Für die Beleidigung entschuldigte er sich vor Gericht und versprach auch, der Stadt den Sachschaden zu ersetzen.

Den Vorwurf, sein Gegenüber bei diesem Schlag auch am Arm verletzt und ihn zu Boden geschubst zu haben, wies der junge Kulmbacher allerdings zurück. Ein Mädchen aus seiner Gruppe bestätigte diese Schilderung. Ein anderer zufälliger Zeuge des Geschehens untermauerte andererseits mit seiner Aussage die Schilderungen des Angestellten.

In Hof hinter Gittern

Richterin Sieglinde Tettmann machte zwar deutlich, dass sie den Angeklagten für schuldig hält. Aus formalen Gründen verzichtete sie jedoch darauf, ihn zu verurteilen. Der 23-Jährige sitzt ohnehin bereits für längere Zeit in Hof hinter Gittern. Das Amtsgericht Kulmbach hatte ihm darüber hinaus erst im November wegen einer Verkehrsstraftat weitere sechs Monate Haft aufgebrummt.

Gegen dieses Urteil läuft allerdings noch das Berufungsverfahren beim Landgericht. Verteidiger, Rechtsanwalt Alexander Schmidtgall, bot dem Gericht jetzt an, diese Berufung zurückzuziehen, als Gegenleistung dafür, wenn das aktuelle Verfahren eingestellt wird. Nachdem dies zu Papier gebracht wurde, folgten Gericht und Staatsanwalt diesem Vorschlag. Ein paar Monate Haft mehr hätten bei dem 23-Jährigen – auf gut deutsch gesagt – „den Braten auch nicht mehr fetter gemacht“.

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