Dreitz’ einziges Problem: Er hat sich die Triathlondisziplin ausgesucht, die in der Öffentlichkeit am wenigstens Aufmerksamkeit bekommt. Auf der Kurzdistanz werden olympische Medaillen vergeben, die langen Ironman-Rennen auf Hawaii, in Roth oder Frankfurt elektrisieren die Massen – aber Ironman 70.3 ist kaum bekannt. Bei der noch jungen Disziplin wird ein halber Ironman absolviert: 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer auf dem Rad und als Abschlussdisziplin wird ein Halbmarathon (21,1 Kilometer) gelaufen. Die Gesamtdistanz von 113 Kilometer sind umgerechnet 70,3 Meilen.
Mitteldistanz als Sprungbrett
Doch die Mitteldistanz soll für Dreitz nur ein Sprungbrett sein. „Ich liebe es, die Grenzen meiner körperlichen Leistungsfähigkeit zu testen und sie weiter zu verschieben.“ Logisch, dass Dreitz da irgendwann die Herausforderung auf der Langdistanz suchen wird.
„Aber der Wechsel erfolgt erst, wenn ich auch bei den großen Ironman-Rennen eine reelle Siegchance habe. Nur Mitlaufen wird es für mich nicht geben.“
In Bayreuth heimisch
Bis dahin heißt es, sich weiter zu steigern – und die optimalen Trainingsbedingungen dafür findet er in der Region Bayreuth. „Ich habe hier kurze Wege, bin gleich im SVB-Schwimmbad, es gibt schöne Lauf- und Radstrecken und im Winter kann ich zum Ausgleich im Fichtelgebirge Skilanglaufen. Warum also wegziehen?“
Zudem kann er in Bayreuth sein Sportökonomie-Studium weiter vorantreiben. Dreitz schreibt gerade an seiner Masterarbeit. Das fast abgeschlossene Studium gab Dreitz beim Einstieg in den Profisport Sicherheit, denn das Leben als Profitriathlet ist auch ein Risikospiel. „Man muss oft in Vorleistung gehen und das sind keine geringen Summen“, sagt der 26-Jährige. „Ohne Sponsoren ist es nicht möglich.“
Ziel ist der EM-Titel
Oder man verdient sich den Lebensunterhalt durch Preisgelder. Die 50.000 US-Doller durch den zweiten Platz beim höchstdotierten Mitteldistanzrennen weltweit, der Challenge Bahrain, waren im vergangenen Jahr eine willkommene Finanzspritze. Gut für Dreitz, dass dieses Rennen im Dezember erneut auf dem Plan steht. Doch seine Saisonhöhepunkte sind die Augustrennen um die Europa- und Weltmeistertitel. Bei dem kontinentalen Wettbewerb zählt für ihn nur der Sieg, doch auch bei der WM peilt er eine Topplatzierung an.
Viel Trainingszeit bleibt da nicht mehr, und so war Dreitz am Sonntag in Roth nicht nur Zuschauer. Während seine zukünftigen Konkurrenten auf der Strecke um die Plätze kämpften, legte er im Landkreis Roth einige Trainingskilometer ein. „Wir Triathleten sind eben auch ein verrücktes Volk.“