Der Bayreuther Mitteldistanz-Triathlet im Porträt Andreas Dreitz: Ein Spätstarter startet durch

Von
Andreas Dreitz vom SV Bayreuth hat sich auf die Mitteldistanz spezialisiert und gehört auf dieser Strecke zur Weltspitze. Foto: Tobias Köpplinger Foto: red

Mehr als 260.000 Zuschauer standen am Sonntag an der Strecke beim Challenge Roth – einer von ihnen war Andreas Dreitz: „Was für eine Atmosphäre – hier will ich auch mal angefeuert werden.“ Dieser Traum wird wohl in naher Zukunft in Erfüllung gehen. Auf der 70.3-Mitteldistanz (halber Ironman) ist der Bayreuther bereits Weltspitze, will demnächst auch auf der Langdistanz ganz vorne mitmischen – und das, obwohl ihn noch vor zwei Jahren niemand auf der Rechnung hatte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dreitz war in seiner Jugend ein starker Hobbyläufer, fuhr gerne Rad. An Profisport war allerdings noch nicht zu denken. Auch nicht, als er mit 19 Jahren seinen ersten kleineren Triathlon absolvierte. „Die Vielseitigkeit dieser Sportart hat mich sofort beeindruckt, ich hatte gleich viel Spaß“, erinnert sich Dreitz. „Allerdings musste ich das Schwimmen noch lernen.“

35 Trainingsstunden in der Woche

Und er feilte viel an der Schwimmtechnik, verstärkte die Trainingsintensität auch in den anderen beiden Disziplinen, zwischen 25 und 35 Trainingsstunden kommen wöchentlich zusammen – und dann wagte er nur sechs Jahre nach dem ersten Rennen den Schritt zum ehrgeizigen und selbstbewussten Profisportler. „Wenn ich an den Start gehe, dann will ich ganz vorne mitmischen. In jedem Rennen.“

Durchbruch auf Mallorca

Und so verblüffte er im Mai 2014 die gesamte Weltelite, als er den Ironman 70.3 auf Mallorca gewann, das weltweit teilnehmerstärkste Mitteldistanzrennen. „Das war mein Durchbruch“, sagt Dreitz, der für den SV Bayreuth und das Team Erdinger alkoholfrei an den Start geht. „Und spätestens, als ich wenig später diese Leistung bestätigte und mit Ansage den Citytriathlon Heilbronn gewonnen habe, hatten mich alle Konkurrenten auf dem Schirm.“

Der gebürtige Michelauer (Landkreis Lichtenfels) geht seine spät gestartete Karriere sehr offensiv an, genauso wie die Rennen. Im Schwimmen möglichst vorne dran bleiben, im Radfahren an die Spitze fahren und einen Vorsprung holen und diesen dann im Laufen verteidigen. „Eine richtig schwache Teildisziplin habe ich aktuell eigentlich nicht“, sagt Dreitz. „Aber Radfahren ist schon meine Lieblingsdisziplin.“ Mit 1:57,21 Stunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 46 km/h auf 90 Kilometer hält Dreitz die beste jemals gefahrene Radzeit innerhalb eines 70.3-Triathlons.

Dreitz’ einziges Problem: Er hat sich die Triathlondisziplin ausgesucht, die in der Öffentlichkeit am wenigstens Aufmerksamkeit bekommt. Auf der Kurzdistanz werden olympische Medaillen vergeben, die langen Ironman-Rennen auf Hawaii, in Roth oder Frankfurt elektrisieren die Massen – aber Ironman 70.3 ist kaum bekannt. Bei der noch jungen Disziplin wird ein halber Ironman absolviert: 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer auf dem Rad und als Abschlussdisziplin wird ein Halbmarathon (21,1 Kilometer) gelaufen. Die Gesamtdistanz von 113 Kilometer sind umgerechnet 70,3 Meilen.

Mitteldistanz als Sprungbrett

Doch die Mitteldistanz soll für Dreitz nur ein Sprungbrett sein. „Ich liebe es, die Grenzen meiner körperlichen Leistungsfähigkeit zu testen und sie weiter zu verschieben.“ Logisch, dass Dreitz da irgendwann die Herausforderung auf der Langdistanz suchen wird.

„Aber der Wechsel erfolgt erst, wenn ich auch bei den großen Ironman-Rennen eine reelle Siegchance habe. Nur Mitlaufen wird es für mich nicht geben.“

In Bayreuth heimisch

Bis dahin heißt es, sich weiter zu steigern – und die optimalen Trainingsbedingungen dafür findet er in der Region Bayreuth. „Ich habe hier kurze Wege, bin gleich im SVB-Schwimmbad, es gibt schöne Lauf- und Radstrecken und im Winter kann ich zum Ausgleich im Fichtelgebirge Skilanglaufen. Warum also wegziehen?“

Zudem kann er in Bayreuth sein Sportökonomie-Studium weiter vorantreiben. Dreitz schreibt gerade an seiner Masterarbeit. Das fast abgeschlossene Studium gab Dreitz beim Einstieg in den Profisport Sicherheit, denn das Leben als Profitriathlet ist auch ein Risikospiel. „Man muss oft in Vorleistung gehen und das sind keine geringen Summen“, sagt der 26-Jährige. „Ohne Sponsoren ist es nicht möglich.“

Ziel ist der EM-Titel

Oder man verdient sich den Lebensunterhalt durch Preisgelder. Die 50.000 US-Doller durch den zweiten Platz beim höchstdotierten Mitteldistanzrennen weltweit, der Challenge Bahrain, waren im vergangenen Jahr eine willkommene Finanzspritze. Gut für Dreitz, dass dieses Rennen im Dezember erneut auf dem Plan steht. Doch seine Saisonhöhepunkte sind die Augustrennen um die Europa- und Weltmeistertitel. Bei dem kontinentalen Wettbewerb zählt für ihn nur der Sieg, doch auch bei der WM peilt er eine Topplatzierung an.

Viel Trainingszeit bleibt da nicht mehr, und so war Dreitz am Sonntag in Roth nicht nur Zuschauer. Während seine zukünftigen Konkurrenten auf der Strecke um die Plätze kämpften, legte er im Landkreis Roth einige Trainingskilometer ein. „Wir Triathleten sind eben auch ein verrücktes Volk.“

Autor

Bilder