Eine Hommage an Erich Kästner hat das Schlosstheater neu im Programm Andenken an einen Freigeist

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Mit spitzer Feder geschriebene Satiren und Gedichte, aufklärerisch, friedliebend und manchmal frivol: Das ist die andere Seite des Schriftstellers Erich Kästner, den viele vor allem als Kinderbuchautoren kennen, etwa von „Emil und die Detektive“ (1929) und „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933). Im Thurnauer Schlosstheater im Torwärterhaus am Rathaus erlebt man jetzt die andere Seite des Autors.

 
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Kästner, 1899 in Dresden geboren, war nämlich auch Satiriker und Moralist, Journalist und Autor von Kabarettstücken und Drehbüchern. Statt Lehrer zu werden, entschied er sich nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft für eine Existenz als Zeitungstheaterkritiker. Nebenbei verfasste er Verse, Gebrauchslyrik, in einer leicht verständlichen, milieugeprägten Sprache. Humorvoll bis sarkastisch im Ton hält er dem kleinen Mann auf der Straße und den Großen in der Politik den Spiegel vor. Eine Auswahl seiner Gedichte, Kurzprosa und Aphorismen trugen Wolfgang Krebs, Tanja Schaller (Flöte, Akkordeon) und Thomas Schimmel (Piano, Gitarre) beim Kästnerabend am Samstag vor. Gesprochen, größtenteils aber gesungen präsentierten sie die musikalisch vertonten Stücke. Eine Premiere, die ursprünglich bereits im Dezember stattfinden sollte, aber krankheitsbedingt verschoben werden musste. Nun ging sie reibungslos, abgesehen von klitzekleinen sprachlichen Unsicherheiten, über die Bühne.

Nach dem Motto „Satire darf alles, nur nicht sterben“, in diesen Tagen eine bittere Erkenntnis, hörten wir schlaglichtartig Auszüge aus dem Kästner’schen Werk, zum Beispiel „Wir sind so frei“ oder dem „Vorgefertigten Lebenslauf“. Zu hören war Wehmütiges und Ironisches über die Liebe („Einsam bist du sehr alleine“) und die Kindheit und Jugend („Der Konfirmand“). Antimilitaristische („Das Land wo die Kanonen blühn’“) und spöttische Töne („Der nackte Mensch“), Sinnsprüche und Scherzhaftes („Wenn irgendeine Tür zufällt, hab’ ich die Finger drin“): Kästners Welt umkreist das Urmenschliche und die vergebliche Sehnsucht des modernen Menschen nach Idylle und Heimat. Es ist ein anderer Humor, als der, dem das Schlosstheater im vergangenen Jahr bei der Heinz-Erhardt-Revue huldigte, feinsinniger und hintergründiger. Den Nazis war Kästners Werk ein Dorn im Auge, weshalb es der Bücherverbrennung zum Opfer fiel. Trotzdem emigrierter er nicht und verlegte sich auf humoristische Unterhaltungsliteratur. 1942 wurde er dennoch mit einem Berufsverbot belegt, weil er unter Pseudonym ein Drehbuch über Münchhausen geschrieben hat. Nach dem Krieg veröffentlichte er ein Tagebuch, schrieb Verse für die Münchner Kabaretts „Die Schaubude“ und „Die kleine Freiheit“.

Info: Weitere Termine: Sonntag, 22. März; Sonntag, 19. April, je 17 Uhr; nächste Premiere: Samstag, 14. März, 20 Uhr, mit dem Einpersonenstück „Emmas Glück“; Freitag, 29. Mai, 20 Uhr, Komödie „Butterbrot“ (Wiederaufnahme).

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