Amokfahrt soll kein Anschlag sein

 Foto: red

Samstagnachmittag in Münster: In den historischen Gassen der Altstadt sitzen die Menschen draußen in der Sonne - es ist einer der ersten warmen Frühlingstage. Doch ein furchtbarer Zwischenfall erschüttert die Idylle in der nordrhein-westfälischen Stadt: Ein Kleintransporter wird in eine Menschengruppe gelenkt. Es gibt Tote und Verletzte, wie die Polizei mitteilt. Vier Menschen sterben - unter ihnen ist nach Polizeiangaben auch der mutmaßliche Täter.

 
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Unter den rund 30 Verletzten seien sechs schwer Verletzte, von denen einige in Lebensgefahr seien, heißt es aus Sicherheitskreisen. Die Einsatzkräfte untersuchen außerdem einen verdächtigen Gegenstand im Auto. Spezialisten untersuchen den Wagen auf Sprengstoff.

Die Menschen sitzen den ersten Erkenntnissen zufolge vor der historischen Gaststätte Kiepenkerl, als das Auto in die Gruppe fährt. Der mutmaßliche Täter habe sich danach in dem Wagen erschossen, heißt es bei der Polizei. Zu einem möglichen Motiv gibt es zunächst keine Informationen.

Mitarbeiter eines Restaurants, das ganz in der Nähe des Tatorts liegt, berichten später von einem lauten Geräusch: «Tschack tschack tschack», hätten sie gehört, dann sei alles ganz schnell gegangen und sie hätten das Restaurant verlassen müssen. Gesehen haben sie nichts.

Die Polizei sperrt die Gegend ab. Rot-weißes Flatterband spannt sich über die Bergstraße an der Apostelkirche. Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen in der Straße. Ein Polizeihubschrauber kreist über der Stadt. Immer wieder bleibt er in der Luft stehen, als wolle die Besatzung aus der Höhe einen bestimmten Punkt anvisieren.

Auf Bildern ist zu sehen, dass zwischen Einsatzwagen der Polizei und Rettungsfahrzeugen zunächst noch zahlreiche Menschen in den verwinkelten Gassen unterwegs sind. Manche scheinen noch gar nichts von dem Zwischenfall mitbekommen zu haben.

Die Polizei bittet die Bevölkerung via Twitter mehrfach und eindringlich, nicht zu spekulieren - und den Innenstadtbereich zu meiden. Es gebe Gerüchte, wonach zwei weitere Menschen aus dem Transporter gesprungen und geflohen seien. Das sei aber nicht sicher und müsse nun verifiziert werden, sagte ein Sprecher der Polizei. Die «Westfälischen Nachrichten» schreiben unter Berufung auf die Polizei, dass Autos an den Zufahrtsstraßen kontrolliert würden. Die Polizei twittert auch: «Bitte postet keine Bilder vom Einsatzort. Damit unterstützt Ihr uns nicht.»

Offenbar kein Terrorakt

Es liege offenbar kein terroristischer Hintergrund vor, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Die Wohnung des Täters werde derzeit nach Sprengstoff durchsucht. Dafür gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. In Münster war ein Kleintransporter in eine Menschenmenge gerast. Laut Bundesinnenministerium starben nach aktuellem Informationsstand vier Menschen. Darunter war auch der mutmaßliche Täter, der sich laut Polizei im Wagen erschossen hat.

«Ganz Münster trauert über dieses schreckliche Ereignis. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Getöteten. Den Verletzten wünschen wir schnelle und baldige Genesung», sagt der Oberbürgermeister der Stadt, Markus Lewe, vor Journalisten. Er ergänzt: «Wir wissen bislang nicht, welchen Hintergrund dieses Ereignis hatte.»

Die Bundesregierung spricht den Opfern und ihren Angehörigen wenige Stunden nach dem Vorfall ihr Beileid aus. «Furchtbare Nachrichten aus Münster», schreibt die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer auf Twitter. «Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.» Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) dankt auf Twitter den Rettungskräften vor Ort. «Müssen alles tun, um Hintergründe der Tat aufzuklären», schreibt sie. (red/dpa(

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