Leukämiekranke Pegnitzerin ist wieder im Krankenhaus Amanda (13) geht es wieder schlechter

Von Ines Dicker
Der leukämiekranken Amanda (13) geht es wieder schlechter. Die Knochenmarkspende von ihrem Bruder Fabian (links) muss erstmal warten. Foto: red Foto: red

Ihren 13. Geburtstag feierte Amanda vor ein paar Tagen noch daheim, einen Tag später war sie schon wieder im Krankenhaus. Das an Leukämie erkrankte Mädchen (der Kurier berichtete mehrfach) hatte wieder so schlechte Blutwerte, dass sie Antibiotika nehmen muss.

 
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Ihr Vater Bernhard Scholz erzählt: „Seit der Krankheit kann man nichts mehr planen, wir haben immer gepackte Krankenhaussachen im Auto.“ Im Blut von Amanda wurden wieder hohe Entzündungswerte entdeckt und sie muss jetzt eine unglaubliche Anzahl von 28 Tabletten täglich schlucken. „Das verträgt sie nicht gut“, meint der Vater. Deshalb ist sie im Krankenhaus, weil dort eine gewisse Zahl der Medikamente durch Infusionen ersetzt werden können. „Die Tabletten erbricht sie leider oft.“ Außerdem ist Amanda dort gut gegen Infekte abgeschottet. In ihr Zimmer dürfen bloß die Familie und die Ärzte. „Wenn sie zu Hause war, mussten die Gäste immer Mundschutz tragen“, erklärt er. Die Abwehrkräfte sind einfach so geschwächt, dass sie zu anfällig für Erreger wäre.

In der Klinik bekommt das Mädchen für jede Behandlung, die sie durchmacht, eine bunte Perle, die sie auf eine Kette fädelt. „Amanda hat mittlerweile zwei davon, die aus der ersten Behandlung war drei oder vier Meter lang, ich hoffe, dass die zweite jetzt nicht mehr so lang wird“, sagt Amandas Papa. Er erklärt, dass es bei der Chemotherapie festgelegte Blöcke gibt, die alle noch vor der geplanten Knochenmarkstransplantation mit ihrem Bruder Fabian abgearbeitet werden müssen. Aber die ständigen Infekte seien im Moment ein großes Problem. Dadurch verschieben sich die Behandlungspläne, und erst wenn die durch sind, kann man mit der Transplantation beginne. „Auch da kommt noch einige auf uns zu“, meint der dreifache Familienvater.

Erfolgreiche Typisierungsaktion

Er freut sich aber erst mal, dass die Typisierungsaktion im Gymnasium so erfolgreich verlaufen ist. Er erzählt: „Wir hatten sogar Spender aus größerer Entfernung wie Bamberg, Wunsiedel, Bayreuth und Weidenberg, wobei diese Aufstellung sicherlich nicht vollständig ist. Manche haben sich schon im Vorfeld des Aktionstages erkundigt, ob sie als Spender infrage kommen. Die Hilfsbereitschaft war einfach grandios.“ Auch ist viel Geld geflossen: „Einschließlich des Kuchen- und Getränkeverkaufs sind bis Ende Juli etwa 37 800 Euro zugunsten der Aktion Pegnitz und Amanda für das Leben eingegangen. Der Kontostand ist in der ersten Augustwoche sogar auf über 39 200 Euro angestiegen. Das ist eine recht hohe Summe, und es fehlen somit nur noch 1700 Euro zur Vollfinanzierung der Laborkosten von 40 900 Euro für die Typisierung der 818 Spender.“ Die Familie hofft nun, dass neben Privatpersonen auch noch einige Pegnitzer Firmen spenden werden.

Er und seine Frau sind immer noch begeistert von der Unterstützung, die sie an dem Tag der Typisierung erfahren hatten: „Am Aktionstag waren in der Halle knapp 80 Helfer beschäftigt. In der Aula haben etwa 20 Helfer für Verköstigung, Kinderbetreuung und Verkauf von Seidentaschen, Buttons und Popcorn gesorgt. Auch möchten wir den Kuchenbäckern, Auf- und Abbauhelfern, sowie den über 60 Austräger der Flyer inklusive Amandas Klassenkameraden aus der 6 c, die alleine schon über 4000 Flyer verteilt hatten, danken.“ Die evangelische Kirche hat laut Bernhard Scholz nicht nur mehrfach Geld überwiesen, sondern auch mit Küchenutensilien ausgeholfen.

Der Kicker – gespendet von Schülern der Realschule und der KSB Lehrwerkstatt – ist für einen zweistelligen Betrag nach Lindenhardt gegangen. Er hat neben einem Strom- auch einen Druckluftanschluss. Leider habe man diese Technik in der Turnhalle nicht in Betrieb nehmen können. Alle Spender haben auf den Kicker bieten können, er war beim Hallenausgang hinter der Endkontrolle aufgestellt.

Scholz resümiert: „Allein die Gewissheit, dass aus den 818 neu registrierten Spendern statistisch gesehen etwa acht Stammzellspenden entstehen werden, macht uns sehr zufrieden mit der Aktion, und ist eine schöne Gewissheit für die Bewohner der Stadt.“ Diese Zahl lasse sich aus den fast 4,6 Millionen bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registrierten Spendern ableiten, die bisher zu über 43 700 Stammzellspenden geführt haben. „Die Aktion war also alle Mühen wert. Ich glaube fest daran, dass langfristig gesehen weitere Lebensretter in Pegnitz gefunden werden.“

Jetzt ist Familie Scholz erst mal wieder in der „Krankenhaus-Routine“ drin, wie sie sagen. Ständig ist einer der Ehepartner in Erlangen und sie übernachten oft dort. Eine große Belastung für die ganze Familie – auch für die Geschwister. Carolin (10) und Fabian (11) waren jetzt auf einer Jugendfreizeit. Das hätte es vorher auch nicht unbedingt gegeben, da wurde zusammen Urlaub gemacht. „Das Familienleben ist einfach nicht mehr das, was es mal war.“ Sie hoffen nun alle, dass die Transplantation im Oktober stattfinden kann, sie ist schon um einen Monat verschoben worden. Aber die Familie lebt jetzt erst mal von einem zum anderen Tag. „Es ist ein hartes Los“, meint Scholz, „so etwas wünscht man keinem.“