Altstädter Pokaltraum platzt in 92. Minute

Von Herbert Steininger

Der Traum vom Einzug in die erste DFB-Pokalrunde ist für die SpVgg Bayreuth einmal mehr geplatzt. Im Viertelfinale des bayerischen Verbandspokals zogen die Altstädter am Mittwoch Abend vor 720 Zuschauern auf dem Sportgelände des SC Kreuz Bayreuth gegen den Regionalliga-Klassenkameraden FC Memmingen unglücklich 2:3 (0:1) den Kürzeren und schieden aus. Das entscheidende Gegentor kassierten die Gelb-Schwarzen in der zweiten Nachspielminute.

 
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„Wir haben uns einfach zu dumm angestellt. Wir hätten den Ball einfach vorne halten sollen, so haben wir uns durch einen Ballverlust diesen Konter eingefangen“, erinnerte sich der SpVgg-Kapitän Kristian Böhnlein an die Szenen vor dem Treffer durch einen 20-m-Schuss von Branko Nikolic, der unhaltbar für Torwart Jonas Hempfling im linken unteren Eck einschlug. Der Altstädter Pokaltraum war vorbei.

Vorausgegangen war eine echte Schlacht, an die sich die begeisterten Zuschauer sicher noch lange erinnern werden. Es begann denkbar schlecht für das Team von Marc Reinhardt: Bereits nach 115 Sekunden lagen die Allgäuer, die mit der Empfehlung von sechs Siegen aus den letzten sieben Spielen angereist waren, in Führung. „Da waren wir noch nicht so ganz auf dem Platz“, sagte Böhnlein.

Und die vom Rückstand geschockten Altstädter hatten Glück, dass die Memminger dies nicht zu weiteren Treffern ausnutzten. Die Bayreuther liefen meist nur hinterher, an einen geregelten Spielaufbau war nicht zu denken. Immer wieder deckten die quirligen und giftigeren Gäste Schwachstellen in der Hintermannschaft auf, vor allem Chris Wolf stand auf der linken Abwehrseite meist neben sich. Die erste Gelegenheit, sich auszuzeichnen, hatte FC-Torwart Martin Gruber, als er einen Scharfschuss des frei vor ihm auftauchenden Anton Makarenko in Klassemanier klärte (27.).

Ulbricht-Aus kurz nachdem 1:1-Blitzausgleich

Dies war die Initialzündung für die Altstädter Steigerung, die sich dafür aber erst im zweiten Durchgang belohnten. Nach gerade einmal 13 Sekunden glich Böhnlein aus, als er eine Hereingabe von Makarenko aus dem Gewühl über die Linie drückte. Die Partie nahm an Fahrt auf. „Wir waren am Drücker“, unterstrich Sturmführer Tobias Ulbricht, „aber danach habe ich nicht mehr viel vom Spiel gesehen“. Der Grund: Nach einem Foul von David Anzenhofer musste der Mittelstürmer mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausscheiden (48.). Diese Verletzung und die zusehends härter werdende Gangart der Allgäuer stachelte das Reinhardt-Team noch mehr an. Und als Patrick Weimar durch sein Traumtor aus 20 Metern mit links in die rechte obere Ecke auf 2:1 gestellt hatte, schien viel auf ein Weiterkommen hinzudeuten (58.), zumal nun die Rädchen immer besser griffen.

Zehn Minuten später war die Führung wieder Makulatur. „Diese Standardsituation war richtig ärgerlich“, kommentierte Trainer Marc Reinhardt. Nachdem Torwart Jonas Hempfling zweimal in Klassemanier gegen Stefan Heger und Stefan Schimmer geklärt hatte, war er beim Kopfball des völlig frei stehenden Anzenhofer nach der vierten FC-Ecke machtlos.

"Ein richtig blödes Gegentor"

„Das war ein richtig blödes Gegentor“, gestand Hempfling. „Vielleicht hat uns Tobias Ulbricht als langer Spieler in dieser Szene gefehlt“, ergänzte Anton Makarenko. Chancen blieben in der Folge eher Mangelware, viel deutete auf eine Entscheidung vom Punkt hin. Bei unentschiedenem Ausgang hätte es keine Verlängerung, sondern sofort ein Elfmeterschießen gegeben.

Eine große Chance hatten die Altstädter aber dann doch noch: Einen Freistoß von der Strafraumkante zirkelte Böhnlein in Richtung Torraumeck, wo urplötzlich der erst zehn Sekunden zuvor eingewechselte Sebastian Glasner auftauchte. Dessen wuchtigen Kopfball kratzte aber Torwart Gruber in der 89. Minute von der Torlinie. Doch dann kam die Nachspielzeit. . .

Die würde Trainer Marc Reinhardt am liebsten aus dem Gedächtnis streichen. „Es ist bitter, wenn man durch den zweiten Memminger Schuss aufs Tor in der zweiten Halbzeit verliert. Schade für den Verein und die Stadt.“ Dabei habe seine Mannschaft im zweiten Durchgang mehr als Paroli geboten: „Wichtig war der schnelle Ausgleich und dann lagen wir ja auch verdient vorne.“ Aber dann kam das ärgerliche 2:2 und das Fehlverhalten vor dem entscheidenden Treffer.

Statistik

SpVgg Bayreuth: Hempfling – Wolf (88. Glasner), Dengler, Hannemann, Horter – Weimar, Schmitt, Krämer, Böhnlein, Makarenko (76. Strangl), Wolf – Ulbricht (49. Özdemir).

FC Memmingen: Gruber – Zweckbronner, Anzenhofer, Schmeiser, Lutz – Krogler (78. Buchmann), Heger, Nikolic, Eisenmann (73. Boyer) – Salemovic (72. Kircicek), Schimmer.

SR: Brütting (Effeltrich); Zuschauer: 720.

Tore: 0:1 Heger (2.), 1:1 Böhnlein (46.), 2:1 Weimar (58.), 2:2 Anzenhofer (68.), 2:3 Nikolic (90.+2).

Gelbe Karten: Böhnlein, Weimar, Horter, Strangl/Salemovic, Schimmer, Anzenhofer, Heger, Buchmann.

Gelb-Rote Karte: Weimar (Bayreuth/90.+3).

Bilder