Alter Bauhof: Reif für den Abriss?

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Was passiert mit dem alten Stadtbauhof? Das Junge Bayreuth macht sich für den Abriss stark. Die Mieter und der Denkmalschutz sehen das anders. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Bruchbude oder Schatzkästlein? Der alte Stadtbauhof gilt als zwar Denkmal. Aber Stefan Schuh, Fraktions-Chef des Jungen Bayreuth, will ihn abreißen und günstige Wohnungen dort hinstellen. Denkmalschützer und Mieter runzeln die Stirn.

 
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Kunst, Humor und Freundschaft – alles, bloß keine Politik. Dem haben sich die Ritter des Männerbundes Schlaraffia verschrieben. Und ausgerechnet jetzt zieht die Politik wieder in ihre „Burg“, den alten Stadtbauhof in der Badstraße. Dort nämlich sind sie seit mehr als 25 Jahren Mieter, der wichtigste sogar. „Wer über das Gebäude spricht, weiß nicht, welch ein Schatz das ist. Von außen ist das nicht zu sehen“, sagt Peter Nürnberger (73), Bayreuths oberster Schlaraffe. 1500 Arbeitsstunden haben seine Ritter ehrenamtlich vor 27 Jahren in ihre Unterkunft gesteckt, Dämmung, Toiletten, „alles, was man braucht“, dazu eine Viertelmillion Mark.

Junges Bayreuth hält den Wert für fragwürdig

„Es steht zwar unter Denkmalschutz, allerdings halten wir den Wert zumindest für fragwürdig“, sagt dagegen Stefan Schuh vom Jungen Bayreuth, dessen Fraktion den Abriss fordert. „Es ist ein Funktionsbau.“ Nach mehr als einem Jahr habe die Stadt noch immer keine Nutzung gefunden. Bereits im vergangenen Jahr hätten JB und CSU einen interfraktionellen Antrag gestellt, den Alten Bauhof für Museumszwecke zu nutzen und die Schlaraffia „unberührt im ersten Stock belassen. Das sei, sagt Schuh am Sonntag, von der Verwaltung geprüft und negativ beschieden worden. Jetzt gelte es, „Nägel mit Köpfen“ zu machen, „denn das Gebäude kostet uns Jahr für Jahr einiges an Unterhalt“, sagt Schuh.

Keine Millionen für den Unterhalt

Wie viel, das listet die Stadtbaudirektorin Urte Kelm auf: Heizkosten, Grundsteuer kommen auf insgesamt 1815 Euro, Bau-Unterhalt 2230 Euro, dazu einmalig vor zwei Jahren die Absicherung von 9500 Euro. Also keine Millionen-Summen. Grundsätzlich könne die Stadt das Baudenkmal auch abreißen. „Dies bedarf eines Erlaubnis-Verfahrens“, so Kelm in ihrer schriftlichen Stellungnahme.

Stadtbildprägendes Gebäude

Das Gebäude soll einst das Stadtbild geprägt haben, wenn man aus Richtung Süden kam. Es besteht aus zwei Kopfbauten mit Walmdach und Zwerchhäusern, von denen das nördliche mit einer Art Gerüst gesichert ist. Im südlichen Haus wohnen noch Mieter. Im Garagenbau mit der „leicht ausschwingenden Hoffront und Dachreiter“, sagt Dorothee Ott.

Seit zehn Jahren in der Denkmal-Liste

Die Sprecherin des Landesamtes für Denkmalschutz in München verweist darauf, dass der Bau aus dem Jahr 1928 stammt, so steht es auch seit fast zehn Jahren in der Liste der bayerischen Denkmäler. Die Denkmalschützer seien „natürlich für die Erhaltung von Denkmälern“, sagt Ott. Im Innern des fast symmetrischen Baus ist fast alles so erhalten, wie es 1926 bis 1928 hingestellt worden war.

Denkmalschutz "kein Totschlag-Argument"

Aber: Inwieweit die Stadt geknebelt sein solle, „diesen Bau, koste es was es wolle, zu erhalten“ – diese Frage stellt Schuh. Besser sei es, das Areal umzuwidmen für den sozialen Wohnungsbau. Drei oder vier Vollgeschosse hält Schuh für möglich. Denkmalschutz sei kein „Totschlag-Argument“, wichtiger sei es, eine Entscheidung zu fällen für „die Bedürfnisse der Bayreuther auf günstigen Wohnraum“. Das solle „Vorrang haben“. Man könne es zwar sanieren, aber das werde teuer, sagt er und beruft sich auf die Millionen teure Schätzung, als der Stadtbauhof noch für das Stadtarchiv vorgesehen war. Was es wirklich kostet, steht nicht fest. „Es gibt keine Kostenschätzungen, wie teuer eine Sanierung kommen würde, da diese nur bezogen auf eine konkrete Nutzung seriös erstellt werden kann“, schreibt Kelm.

Teilweise steht der Bau auf Sandstein

Der nördliche, abgesicherte Bau, steht auf keinem guten Grund: im Schwemmgebiet des Mühlkanals. „Die Hauptstraße rüttelt und schüttelt daran“, sagt Schlaraffia-Ritter Nürnberger, „der wird sicher große Sprünge bekommen.“ Aber der Rest stehe fest auf Sandstein, das hätten Grabungen gezeigt. Er schlägt vor, die Räume für die Kunsterziehung der Kinder zu nutzen, die im Moment in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum in schlecht geeigneten Räumen in der Fußgängerzone untergebracht seien. „Hier kann man für wenig Geld viel machen.“ Oder den zahlreichen „kleinen Museen, die über die Stadt verteilt sind, eine konzentrierte Heimstatt bieten.“ Schuh dagegen spricht von „Mauerrissen, durch die man eine ganze Hand stecken“ könne. „Im hinteren Bereich geht wegen Einsturzgefahr gar nichts mehr“. Der Stadtrat hat das Thema wohl in diesem Jahr auf der Tagesordnung.

Schlaraffia wäre in der Existenz bedroht

Wenn das Gebäude abgerissen wird, sieht Schlaraffe Nürnberger den 100 Jahre alten Traditionsverein „in seiner Existenz bedroht“. Die 60 Mitglieder „wären hilf- und mittellos“.

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