Altenheim für Brauerei-Gelände

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Soll Teil eines Altenheimprojekts werden: Das alte Brauereigelände in Bindlach. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept - kurz Isek - soll Bindlach die Leitplanken der Entwicklung für die nächsten knapp 20 Jahre vorgeben. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Montagabend drei Stunden lang über die unterschiedlichen Prioritäten beraten, sich viel für die nächsten acht Jahre vorgenommen. Und eher nebenbei ein wichtiges Entwicklungsprojekt verraten: Ein Seniorenheim soll aufs alte Brauerei-Gelände.

 
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Hinter verschlossenen Türen wird über dieses Projekt schon längere Zeit gesprochen. Im Sommer hatte der Bindlacher Bürgermeister Gerald Kolb (WG) entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigt. Allerdings mit dem Hinweis, dass die Gespräche in einer wichtigen Phase seien und dass er noch keine Aussagen treffen könne. Jetzt ist klar: Ein Investor - der gleiche, der gerade in Warmensteinach ein Seniorenwohnheim baut - möchte auf dem Areal der Bad Bernecker Straße 1 bis 5 ein Seniorenwohnheim bauen. Eine Grundstück, das mitten im Sanierungsgebiet liegt. Und das zentraler Bestandteil der Voruntersuchungen der Stadtplaner des Büros Quaas war, die zusammen mit den Bindlacher Gremien das Isek festgezurrt haben.

Planungswerkstatt soll kommen

Die Projektsteuerer Ute Burkhardt-Heinlein und Heinz Barth (Immotec aus Offenbach), die den Investor vertreten, sind am Montagabend Zuhörer im Gemeinderat. Das Projekt wollen sie - auf Antrag des dritten Bürgermeisters Werner Hereth (SPD) - in der ersten Sitzung des Gemeinderats im Januar vorstellen. Nach weit mehr als zwei Stunden Diskussion über die Verschiebung der Prioritäten einzelner Isek-Punkte wird es gerade deshalb im Gemeinderat leicht hektisch, denn: die Regierung wünscht sich genau für das Areal der ehemaligen Brauerei im Rahmen den des Isek eine bürgernahe Planungswerkstatt, wie Anja Thor sagt. Ob das tatsächlich wegen der drängenden Zeit notwendig sei, fragt Jürgen Masel (SPD). Unterstützung bekommt Masel von seinem Fraktionskollegen Hereth: Man sei "seit acht Jahren an dem Thema dran. Wir sind als Gemeinderat froh, dass da was passiert. Und: Die Regierung kann der Gemeinde Bindlach in der Sache nicht ans Bein pinkeln". Für Thor - und schließlich auch den Gemeinderat - schließen sich die weitere Entwicklung des Geländes und eine parallele Planungswerkstatt nicht aus.

Projektsteuerer: Erst einmal keine Gefahr

Wichtig allerdings sei, sagt Barth, "dass schnell ein Bebauungsplanverfahren angestoßen wird". Denn: Die Projektsteuerer seien seit eineinhalb Jahren an dem Grundstück in der Bindlacher Ortsmitte dran, sagen Barth und Burkhardt-Heinlein im Gespräch mit unserer Zeitung. "Die Sache mit dem Isek haben wir aber erst vor drei Wochen mitbekommen", sagt Barth. Eine Gefahr für das Projekt sehe er aktuell nicht. "Wenn es so weiterläuft, ist es erst einmal nicht gefährdet."

Isek-Schwerpunkt auf dem Ortskern

Der Schwerpunkt des Isek liegt, sagt Anja Thor von Quaas am Montagabend in der Sitzung, "auf dem Ortskern", der "starken Mitte", denn: Die Mitte der seit den 70er Jahren "auf das 13-fache ihrer ursprünglichen Größe gewachsenen Gemeinde" ist nach den Worten von Anja Thor "Bindlach und der Bindlacher Berg. Das soll in Zukunft auch so bleiben. Da wohnen die meisten, da sind auch die meisten Betriebe. Die große Aufgabe wird sein, das zu erhalten und die individuellen Charakter der Ortsteile zu stärken." Bindlach ist der zentrale Ort, "der Versorgungspunkt für die umliegenden Orte".

Acht Handlungsfelder bis 2035

Die Projekte in den acht Handlungsfeldern des Isek - ein 75 Seiten dicker Katalog - sollen nach zeitlichen Vorgaben umgesetzt werden: Die wichtigsten bis 2025, die längerfristig wichtigen bis 2035, andere, zeitlich nicht eingrenzbare, werden im Isek mit dem Vermerk ohne Priorität geführt. "Impulsmaßnahmen sind dabei Projekte, die mit vergleichsweise geringem Aufwand, aber hoher Signalwirkung umgesetzt werden können", sagt Thor. Zu den Schlüsselprojekten gehörten "klar die Maßnahmen im Ortskern".

Just: Verkehrsprobleme im ganzen Ort betrachten

Neben den von Berthold Just, dem CSU-Fraktionsvorsitzenden, vehement angemahnten Betrachtung der Verkehrsproblematik, "die auf die gesamte Ortslage betrieben werden muss, nicht nur auf die Kreuzung", die nach Justs Worten am besten nicht mehr als Schönheiter-Kreuzung bezeichnet werden soll, gehört zu den Schlüsselprojekten "die Sanierung des Bindlacher Ortskerns", sagt Thor. Um die "zum Teil unerträglichen Zustände" auf der Ortsdurchfahrt, wie es der CSW-Fraktionsvorsitzende Werner Fuchs nannte, zumindest an einigen wenigen Stellschrauben ändern zu können, hat der Gemeinderat einstimmig eine vorbereitende Verkehrsuntersuchung beschlossen. Wobei: Das Straßenbauamt habe bereits signalisiert, dass die Ortsdurchfahrt weiter "die Aufgabe einer Staatsstraße erfüllen muss", sagt Thor. Was bedeute: Mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen - wie etwa den von Just angeregten stundenweisen Beschränkungen auf Tempo 30 - sei man sehr eingeschränkt.

Die Chancen der Gemeinde

Die Gemeinde Bindlach, sagt Anja Thor vom Stadtplanungsbüro Quaas, sei "eine Gemeinde am Scheidepunkt". Bindlach habe "sowohl dörfliche als auch städtische Strukturen, kann die Vorteile großer Orte ausspielen". Allerdings müsse man sich entscheiden: "Will man die Kleinteiligkeit erhalten, oder weiter wachsen? Vielleicht sogar mit der Stadt Bayreuth? Das sind Fragen, die man im Hinterkopf behalten sollte", sagt Thor. Wie aus dem Urkataster hervorgehe, sei Bindlach mehr als 100 Jahre kaum gewachsen, seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts "ist Bindlach aber um das 13-fache gewachsen". Eine durchaus positive Entwicklung, sagt Thor.

Allerdings zeige ein Blick auf die Bevölkerungsprognose, dass Bindlach bis zum Jahr 2034 660 Erwerbstätige weniger als 2014 haben wird" - bei gleich bleibender Bevölkerungszahl. Ein möglicher Weg, Ausgleich zu schaffen: Pendler dazu bringen, sich in Bindlach niederzulassen. Dazu müsse Bindlach beispielsweise nicht nur versuchen, neue Wohngebiete auszuweisen, sondern könne sich auch vorhandener Substanz bedienen: "Es gibt von außen sichtbaren Leerstand in Wohngebieten aus den 1960er Jahren. Man muss Möglichkeiten schaffen, junge Familien in diese Gebiete zu bringen", sagt Thor.

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