Bäcker Roland Herzog und Gemüsehändler Christian Huttarsch sammeln alles, was nicht niet- und nagelfest ist Alte Schätze in der alten Scheune

Von Klaus Trenz

Bäcker Roland Herzog und Obst- und Gemüsehändler Christian Huttarsch haben Hobbys, die unterschiedlicher nicht sein können. Der eine ist leidenschaftlicher Motorradfahrer, der andere ein Sammler alter Sachen. Eines aber haben sie gemeinsam: Sie hassen es, etwas wegzuwerfen, das vielleicht irgendjemand noch brauchen könnte.

 
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Gemeinsam haben sie deshalb in Troschenreuth eine Trödelscheune eröffnet. Ein mal im Monat – jeweils am ersten Sonntag ab Mittag – kann dort nach Lust und Laune gestöbert werden unter Hunderten von Trödel- und rund 100 000 Motorradteilen.

Herzog hat in Troschenreuth einen verlassenen Bauernhof gepachtet, mit einem Haus auf einem traumhaften Grundstück und einer Scheune nebendran. Das Haus wurde zum Lager für Motorradteile umfunktioniert, die Scheune birgt Trödel auf dem Heuboden. Huttarsch hat dort das gelagert, was im Laufe der Jahre zusammengekommen ist. Schon im Kindesalter habe ihn Sperrmüll fasziniert, der damals noch vor dem Haus zum Abholen bereitgestellt wurde. „Ich fand es schade, was die Leute wegschmeißen“, erinnert er sich und hat dafür auch heute noch kein Verständnis dafür.

Sein erstes Fahrrad habe er sich selbst zusammengebastelt. Er hat eine Leidenschaft für Dinge entwickelt, die für viele früher wertvoll und schön waren. Nun hat sich seine Sammelleidenschaft kanalisiert: Er sammelt Uhren, Spielzeug und Radios, die er an sicherer Stelle aufbewahrt. Huttarsch geht selbst auf Flohmärkte, um nach seinen Schätzen zu schauen. Das reicht aber nicht, um an die begehrten „speziellen Sachen“ zu kommen. Viele Pegnitzer wissen, dass man bei Huttarsch kistenweise Trödel loswerden kann – aus dem Keller, vom Dachboden oder aus Haushaltsauflösungen. Was Huttarsch nicht selbst gebrauchen kann, wird nicht weggeworfen. Deshalb hat sich im Laufe der Jahre ziemlich viel angesammelt, das er auf Flohmärkten oder in der Trödelscheune an den Mann bringen will. Hauptsache nichts wegschmeißen. Wenn dann doch mal etwas auf dem Müll lande, „hat es wirklich nur noch Schrottwert“. In der Trödelscheune kann übrigens jeder seine alten Sachen ausstellen.

Roland Herzog ist schon mit fünf Jahren Moped gefahren – auf Privatgrund – und fährt jetzt seit 47 Jahren Zweirad. Mit dem Vater, der alte und kaputte Motorräder sammelte, hat er daraus fahrtüchtige Maschinen zusammengebaut. Der gelernte Industriemechaniker ist heute Bäcker und Wirt, hat aber seine Leidenschaft für das Motorrad nicht verloren. Seit 30 Jahren schraubt und repariert er. Motorräder, die andere in die Schrottpresse werfen würden, schlachtet er aus und hebt die Teile auf. Rund 100 000 Gebrauchtteile, schätzt er, habe er gelagert, und nach Gruppen sortiert: Zahnräder, Auspuff, Verkleidungen, Sitze..... In Insiderkreisen weiß man das. Bei Herzog könnte man Teile bekommen, die nicht mehr oder nur sehr teuer zu haben sind. Mittlerweile gibt es auch eine Facebook-Gruppe namens Trödelscheune Pegnitz mit 600 Mitgliedern.

Kaputt ist für Herzog nicht gleich kaputt. „Ich hebe den kaputten Rasenmäher, bei dem vielleicht nur eine Feder gebrochen ist, eben auf. Irgendwann habe ich dann einen zweiten, bei dem das defekte Teil noch ganz ist und schon habe ich ein funktionierendes Gerät.“ So einfach läuft auch der Umgang mit Leuten, die ein Ersatzteil suchen. „Wenn jemand etwas will, bekommt er den Schlüssel.“

Und wenn man dann vielleicht auch noch was anderes findet, kann man mit Herzog auch reden. So wie kürzlich, als ein Interessent einen Motor gekauft hat, der auf einem alten Bett lag. Das hat dem Mann so gut gefallen, das er das auch gleich mitgenommen hat.

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