Finanzstaatssekretär Albert Füracker spricht beim CSU-Neujahrsempfang für Markus Söder Albert Füracker: Ewiger Stellvertreter

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Finanzstaatssekretär Albert Füracker hielt beim CSU-Neujahrsempfang in Creußen die Hauptrede für Markus Söder. Foto: Klaus Trenz Foto: red

„Ich habe erst heute realisiert, dass ich vergangenes Jahr schon mal da war“, stellte Finanzstaatssekretär Albert Füracker beim CSU-Neujahrsempfang in Creußen augenzwinkernd fest. Dabei war er eigentlich gar nicht eingeladen. Er kam, weil ihn sein Chef Markus Söder darum gebeten hatte. Denn der konnte nicht, musste kurzfristig nach Berlin zu den Sondierungsgesprächen.

 
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Und Füracker hat mit launigen Worten die rund 175 Besucher gleich auf seiner Seite. Den schönsten Platz in der Halle hat er bekommen, sagt er. Umringt von fünf Damen: Ex-Landtagsvizepräsidentin Anneliese Fischer, Ortsvorsitzender Petra Preißinger und den Abgeordneten in Brüssel, Berlin und München, Monika Hohlmeier, Silke Launert und Gudrun Brendel-Fischer. „Entschuldigen Sie, dass ich schon wieder gekommen bin“, sagt Füracker und verspricht, dass er nächstes Jahr nun aber nicht komme. Er spielt ein bisschen den Verlegenen: „Mein Rede im vergangenen Jahr war ja sensationell, was ich gehört habe. Da muss ich diesmal etwas anderes sagen.“ Von Creußen selber kennt er nur den Veranstaltungsort, die Mehrzweckhalle, gibt er später auf Kuier-Nachfrage zu. „2017 kam ich ja auch erst, als es finster war“, so Füracker. Aber klar, gerne kommt er auch mal zum Gemeindebesuch, wenn er eingeladen wird.

Söder per Videobotschaft

Markus Söder konnte zwar nicht wie geplant selber kommen, aber er sprach zu den Creußenern per Videobotschaft von der Wand herunter. Er erinnert daran, dass er schon zweimal zum Neujahrsempfang da war. Einmal als frisch gewählter CSU-Generalsekretär, einmal als Finanzminister. Auch wenn es Creußen und Deutschland gut gehe, liege ihm die Stadt doch sehr am Herzen. „Ich wäre gerne da gewesen“, so der designierte Ministerpräsident. Und das will er noch im ersten Quartal des Jahres nachholen, hat er am Vortag in Bayreuth beim Neujahrsempfang versprochen. Aber er habe seinen besten Mann geschickt, auch wenn Füracker ein Oberpfälzer ist. „Franken, Oberfranken und Creußen werden von mir unterstützt“, spricht Söder zu den Creußenern.

Anekdoten vom Balkon

Zum dritten Mal muss Füracker am Sonntag nun seinen Chef kurzfristig vertreten, eine Neujahrsrede halten. Und er fängt mit einer Anekdote auf dem Balkon des Heimatmuseums in Nürnberg an. Wenn der Club deutscher Meister wird, wolle er von dort aus einen Empfang machen, so Söder. „Wir haben aber nur einen Mietvertrag für 20 Jahre“, habe er – überzeugter Bayern-Fan – dann entgegnet.

Und dann spult Füracker sein klassisches Redeprogramm ab. Es ähnelt doch sehr den Worten vom Vorjahr, nur die eingestreuten Zahlen sind aktualisiert. „Als Finanzstaatssekretär bin ich der große Nein-Sager des Freistaats“, bekennt er. Geldzusagen dürfe nur der Minister machen, er müsse darauf aufpassen. Füracker spricht von notwendigen Steuererhöhungen, dem kommunalen Finanzausgleich, der jedes Jahr höher wird. Er plädiert für die Abschaffung des Solidaritätsbeitrags, findet mahnende Worte zum Koalitionsvertrag, den geplatzten Jamaikaverhandlungen. Seine Forderung nach Neuwahlen in Berlin führt aber zu ablehnendem Gemurmel im Publikum. Der Rundumschlag geht weiter von Martin Schulz über die Präsidenten der USA und Frankreichs, Donald Trump und Emmanuelle Macron. Es geht natürlich um die Asylpolitik, aber auch um die Mütterrente und den Wohnungsbau und die Breitbandversorgung, die in Bayern bald umgesetzt sei. „Hier fehlt es nicht am Geld, sondern an den Baggern“, hat er die Besucher wieder mit launigen Worten auf seiner Seite.

Keiner kann Doktorarbeit prüfen

Und auch beim Thema Bildungspolitik gibt sich Füracker ganz bürgernah. Er habe kein Abitur und studiert. „Da kann wenigstens niemand meine Doktorarbeit nachprüfen“, sagt er. Trotzdem ist er als gelernter Landwirt Finanzstaatssekretär geworden. Und, dass er immer nur Stellvertreter war und ist – als Bürgermeister, Landrat, JU-Vorsitzender und von Markus Söder jetzt – hat er auch gut verkraftet. Getröstet haben ihn dabei mal die Worte eines Geistlichen: „Auch der Papst ist nur Stellvertreter.“ Zum Schluss hat er neben den obligatorischen Neujahrswünschen auch einen Trost für die Besucher: „Söder hätte eine halbe Stunde länger gesprochen.“

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