Agrotourismustag: Höfe öffnen ihre Türen

Von Jette Westermann
Auf zur Landpartie: Landwirtschaftlicher Aktionstag auf 22 Höfen zwischen Ködnitz und Trebgast. Foto: red Foto: red

Mehr als ein Jahr haben die Vorbereitungen gedauert – jetzt ist es so weit: Zum ersten Mal überhaupt haben sich 22 Bauernhöfe aus den Gemeinden Trebgast und Ködnitz zusammengefunden und veranstalten kommenden Sonntag gemeinsam einen Tag des Agrotourismus. Vergleichbar mit einem Tag der offenen Tür laden die Teilnehmer in ihre jeweiligen Höfe ein und stellen ihre Produkte und deren Herkunft vor.

 
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„Die Idee zum Tag des Agrotourismus kam auf, weil mich viele meiner Urlaubsgäste fragten, wo sie gute regionale Produkte kaufen können. So entstand der Gedanke, die Höfe der Region als Kollektiv zu bündeln“, sagt Landwirtin und Mitinitiatorin Anita Sack vom Maierhof Ködnitz. Diesen Sonntag haben die Besucher die Gelegenheit, verschiedene Bauernhöfe zu besichtigen und hinter die Kulissen der Herstellungsweise von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu blicken.

Wohlfühlmatratzen aus Stroh

In Sacks Fall ist das biologische Viehzucht. Rund 90 Tiere leben derzeit in artgerechter Haltung auf dem Familienbetrieb. „Der Tag bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich vor Ort den Kuhstall, den Melkroboter sowie unsere vier Ferienwohnungen anzusehen. Außerdem wird Bio-Käse verkostet, den wir zwar nicht selbst herstellen, aber für den wir die Milch liefern.“

Besonders an ihrem Hof sind die sogenannten Wohlfühlmatratzen aus Stroh für die Kühe. Sehr schonend für die Gelenke der Tiere seien sie; man sehe direkt, wie gut es ihnen dadurch gehe, sagt die Landwirtin. „Denn nur, wenn es den Tieren gut geht, funktioniert der ganze Kreislauf auf unserem Hof“, davon ist Sack überzeugt.

"Wollfra" und Filzerin

Was alle Teilnehmer eint, ist der Glauben daran, dass in Zeiten von großen Supermärkten und Online-Shopping der Dialog zwischen Erzeuger und Verbraucher nicht abreißen darf. „Ich bin eine Kämpferin dafür, dass kleine Höfe nicht untergehen. Man sollte wissen, woher Produkte wie Milch, Eier und Fleisch kommen und sich mit den Landwirten unterhalten können“, sagt Silvana Pezzi von der Heidelmühle bei Neudrossenfeld.

Sie, die sich selbst gerne als „Wollfra“ bezeichnet, ist Filzerin aus Leidenschaft. „Jegliche Art von Wolle findet bei mir Verwendung", erklärt sie. In der Industrie werde, wenn überhaupt, nur weiße Wolle verwendet, farbige oder minderwertigere Ware werde weggeschmissen.

Dass überhaupt mit Schafswolle gearbeitet wird, werde immer seltener, weil sich das kaum noch rentiere, sagt Silvana Pezzi. Auf ihrem eigenen Hof hält sie derzeit zehn Coburger Fuchsschafe, doch auch Wolle von den Schäfern der Region kommt bei ihr zum Einsatz.

Die wird dann verspinnt oder verfilzt, und so entstehen Dekoartikel, Behältnisse und Kleidung. Am Tag des Agrotourismus hat sie ihren Aktionsstand nicht auf dem heimischen Hof, sondern am Ferienhaus Hübner in Ködnitz.

Kein Ort der Landflucht

Für Projektleiter Klaus Schaumberg vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach stehen zwei Dinge besonders im Fokus: Einerseits möchte er aufzeigen, „dass der ländliche Raum kein Ort der Landflucht ist, sondern dass es hier viel zu entdecken gibt.

Zahlreiche Bauernhöfe und Genusshandwerker haben ein besonderes Angebot an lokalen Spezialitäten.“ Andererseits möchte er erreichen, dass sich die Höfe untereinander kennen lernen, um so als Kollektiv beispielsweise die Vermarktung zu stärken.

Dabei hatte es die Region zwischen Trebgast und Ködnitz in der Vergangenheit nicht immer einfach: Sie ist geographisch schwer einzuordnen, gehört weder richtig zum Fichtelgebirge oder zur Fränkischen Schweiz, noch in den Frankenwald. „Somit fiel sie bei der Bewerbung um touristische Projekte stets raus. Also hatten wir die Idee, einen Tag der offenen Tür speziell dieser Region zu widmen“, sagt Schaumberg.

 

Info

Das Programm, weitere Informationen sowie eine Landkarte der teilnehmenden Höfe finden Sie auf den Internetseiten der Gemeinden Trebgast und Ködnitz sowie auf der des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach.

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