AfD-Gegner sammeln für Flüchtlingsarbeit

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Ein Euro für einen Rechten: Unter den Gegendemonstranten sind auch die Initiatoren einer Spendensammlung (Plakat links). Am Ende haben rund 280 Euro zusammengetragen, die sie dem Bayreuther Verein für Ausländerarbeit "Come and see - house for all nations" übergeben. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Die Gemeinde Neudrossenfeld und die Bräuwerck AG wollten die AfD nicht in in ihrem Brauereigasthof haben. Doch die Rechtspopulisten klagten sich ein. Eine kleine Gruppe von Bürgern machte daraus eine kreative Spendenaktion: Für jeden Rechten einen Euro.

 
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Die Idee entwickelten Kathrin Müller-Ludwig, Kathrin Küfner und Dorothea Kamper spontan. „Sonst war aus dem Ort keine Initiative geplant, weder von den Kirchen noch von den Parteien“, sagt Müller-Ludwig dem Kurier. Sie ist nicht parteipolitisch engagiert, nennt sich aber selbst „politisch bewegt“.

Also überlegten die Frauen, wie sie ihren Protest gegen die Kundgebung mit Alexander Gauland am wirksamsten ausdrücken könnten. „Wir wollten nicht hetzen, sondern für Menschlichkeit werben.“ Da fiel ihnen der Spendenlauf ein, der vor zwei Jahren in Wunsiedel für viel Aufmerksamkeit gesorgt hatte. „Deshalb haben wir uns Wunsiedel zum Vorbild genommen“, sagt Müller-Ludwig.

Wunsiedler Spendenlauf als Vorbild

Weil in Wunsiedel Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß begraben war, demonstrierten dort jahrelang Rechtsextreme ihre nationale Gesinnung. 2011 wurde das Familiengrab zwar aufgelöst, aber immer noch pilgern Rechte nach Wunsiedel. Der Neonazi-Marsch zum Volkstrauertag 2014 wurde von der Nazi-Aussteigerorganisation Exit, der Bürgerinitiative „Wunsiedel ist bunt“ und der Projektstelle gegen Rechtsextremismus in Bad Alexandersbad fantasievoll untergraben: Für die 250 Neonazis sammelten sie zehn Euro pro zurückgelegtem Meter, so dass insgesamt 10.000 Euro zusammengekommen waren. Das Geld ging als Spende an Exit.

Protest ohne Aggression und Provokation

Die Neudrossenfelderinnen münzten das ein wenig um: Bei der Gegendemo sammelten die Frauen mit ihren Kindern für jeden AfDler oder AfD-Anhänger einen Euro. Das Geld streckten sie teils vor - und brachten die Ein-Euro-Münzen aus eigener Tasche mit. Zudem sammelten sie es unter den Demonstranten ein. "Wir wollten keine aggressive Demo mit lautem Geschrei", sagt Kathrin Küfner. "Vielmehr wollten wir ein Zeichen setzen, dass es auch anständige Menschen gibt." Als Empfangskommittee an der Feuertreppe zu stehen, die von den Versammlungsteilnehmern benutzt wurde, trauten sie sich dann doch nicht.

Spendenkanne füllte sich nach und nach

Auch Kathrin Müller-Ludwigs Tochter Hannah klapperte mit der roten Spendenkanne und rief zum Mitmachen auf. „Uns hat es Spaß gemacht und es hat uns gutgetan“, sagt Müller-Ludwig. „Aber ich weiß nicht, ob alle etwas davon mitbekommen haben.“ Unter den vielen anderen Plakaten und Transparenten sei ihr Spendenaufruf womöglich ein wenig untergegangen. Trotzdem sei sie stolz auf die rund 50 Neudrossenfelder, die vor dem Bräuwerck dabei waren. Der Brauereigasthof wollte Gauland nicht bewirten, musste laut Gerichtsbeschluss den Saal zur Verfügung stellen.

Den Erlös, rund 280 Euro, erhielt der Verein „Come and see - house for all nations“. Der kirchliche Verein kümmert sie um ausländische Menschen. Einige Neudrossenfelderinnen organisieren für den Verein in Bayreuth regelmäßige Kaffeetreffs. Darunter ist auch Margit Schönauer, die sagt: „ Das Schöne ist, dass egal ist, aus welchem Land die Menschen zu uns kommen, die Botschaft Jesu ist für alle verständlich.“ Bei der Demo versorgte Schönauer die Protestierenden mit Glühwein und warmem Apfelsaft. „Ich habe mich gefreut, dass so viele Menschen zur Gegendemo gekommen sind.“ Der Verein arbeite für und mit Ausländern und sei auf Spendengelder angewiesen. „Dafür war die Aktion toll, denn die Menschen spendeten automatisch für etwas Gutes, ob sie wollten oder nicht.“

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