AfD-Funktionär wird neuer Schulleiter

Von Debora Schießl
Die Grund- und Mittelschule in Oberkotzau hat sich das Motto "Schule ohne Rassimus" auf die pädagogische Fahne geschrieben. Jetzt wird ein AFD-Mitglied neuer Schulleiter. Foto:Jochen Bake Foto: red

Im Umfeld der Oberkotzauer Grund- und Mittelschule gibt es derzeit fast nur ein Thema: Gerd  Kögler soll zum neuen Schuljahr den Chefsessel besetzen. Aber Kögler ist auch im Kreisvorstand Hochfranken der Alternative für Deutschland aktiv. Und die Schule in Oberkotzau ist Mitglied im Verbund "Schule ohne Rassismus".

 
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So zumindest könnte man die Reaktion des Schulamtes deuten, als die "Frankenpost" nach der Personalie fragt. Es sei nicht ungewöhnlich, dass ein Schulleiter zu einer Partei gehört, heißt es. Aber weitere Fragen solle man bitteschön an die Regierung von Oberfranken richten. "Eine Lehrkraft ist zu politischer Neutralität verpflichtet und muss sich von persönlichen politischen Überzeugungen distanzieren", erklärt dann Heike Hampl, Pressesprecherin der Regierung Oberfranken.

Hampl verweist auf Artikel 84 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen. Demnach ist Werbung für politische Parteien tabu, Meinungsäußerungen sind nicht gelitten. Außerdem müssen Beamte sich zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekennen und für deren Erhaltung eintreten - Punkte, für die die AfD bislang nicht ausnahmslos stand.

Der Regierung wurde es nun offenbar etwas mulmig. Montagnachmittag bestellten sie Kögler zu einem Gespräch. Mit in der Runde saßen der fachliche Leiter der staatlichen Schulämter in Landkreis und Stadt Hof. Dort habe man "Rechte und Pflichten beamteter Lehrkräfte im Zusammenhang mit einer politischen Tätigkeit eingehend erörtert".

"Schuldienst und Politik trenne ich strikt"

Die Runde ging wieder auseinander, Hampls Fazit: "Es liegen derzeit keine Erkenntnisse vor, dass Rektor Kögler sich nicht an die genannten Bestimmungen gehalten hätte." Der bisherige Leiter der Hofer Münsterschule hatte seine Entscheidung für die AfD allein mit der Euro-Krise begründet.

Trotzdem hat die Regierung Oberfranken mit Gerd Kögler eine Vereinbarung getroffen, dass er sich zu diesem Thema nicht mehr öffentlich äußern solle. Nun berichtet Kögler, der nicht gerne über die "berühmten zwölf Jahre" spricht, gegenüber der Frankenpost: "Schuldienst und Politik trenne ich strikt. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun." Spannungen zwischen seiner Arbeit im Kreisvorstand der AfD und seinem Schulalltag sehe er noch nicht, weder unter Kollegen, Eltern oder Schülern.

Bald soll es auch innerhalb der Schule Gelegenheit zur Diskussion geben. Kögler wird sich bei einer Lehrerkonferenz dem Kollegium der Grund- und Mittelschule vorstellen und das Gespräch suchen. Auch der Kontakt zu Elternbeirat und der derzeitigen Schulleitung soll alsbald hergestellt sein.

Siegfried Müller, derzeitiger Schulleiter der Grund- und Mittelschule Oberkotzau, beschreibt seine Situation ambivalent: "Natürlich ist man nach so einer langen Zeit an der Schule etwas wehmütig. Aber ich gehe davon aus, dass ein kompetenter Nachfolger gefunden wurde." Und Kögler hält auch große Stücke auf seinen Vorgänger. Er wolle, sagt er, das Haus genauso gut weiterführen wie bisher. Eben auch mit dem Prädikat "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage", das die Grund- und Mittelschule trägt.

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