AfD: Die Maske fällt

Von Martin Ferber
 Foto: red

Frauke Petry kann schon mal den Champagner kalt stellen. Sie hat es wieder einmal geschafft. Man redet über sie und ihre Partei. Und je heftiger die Kritik der Altparteien ausfällt, desto enger rückt die AfD-Familie zusammen. Bei zwölf Prozent liegt die „Alternative für Deutschland“ derzeit, der Einzug in die Landtage von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt am 13. März ist sicher.

 
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Wie keine andere Partei profitiert der Neuling auf der politischen Bühne von der aktuellen Flüchtlingskrise und all den teilweise berechtigten, teilweise aber auch maßlos übertriebenen Sorgen, Ängsten, Nöten und Problemen, die mit dem Ansturm der Migranten verbunden sind. Aber es kommt noch mehr hinzu. Wie Donald Trump in den USA, Viktor Orbán in Ungarn oder Jaroslaw Kaczynski in Polen versteht sich die AfD nach der Abspaltung ihres eher wirtschaftsliberalen Flügels um Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel als eine zutiefst anti-modernistische und extrem national ausgerichtete Bewegung, die die gesamte politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung der Nachkriegszeit und damit des Westens ablehnt. Der freie Markt mit den offenen Grenzen ist ihr ebenso zuwider wie die Emanzipation der Frau und die Auflösung der familiären Strukturen; die Kritik an Multikulti wie an der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, an den Bildungsreformen und dem „Genderwahn“ eint ihre Mitglieder, Anhänger und Wähler.

In ihrer Ablehnungen der bestehenden Werte- und Gesellschaftsordnung geht die AfD allerdings so weit, ihre Positionen unter Verweis auf „das Volk“ geradezu absolutistisch zu überhöhen und alle anderen als „Volksverräter“ zu brandmarken, die Vertreter der Parteien und der Medien ebenso wie Ausländer. Frauke Petry, Björn Höcke und Co. überschreiten dabei bewusst eine rote Linie nach der anderen. Mit ihrer Forderung, notfalls an den Grenzen Waffen einzusetzen, hat die bislang so bieder auftretende AfD-Chefin endgültig die Maske fallen gelassen und einen wohlkalkulierten Tabubruch ohnegleichen begangen. Mit Mauer und Schießbefehl würde sich Deutschland auf eine Stufe mit Nordkorea stellen.

Gerade weil in der AfD das antifreiheitliche, antidemokratische und antiwestliche Gedankengut weit verbreitet ist, müssen die Volksparteien die Auseinandersetzung mit ihr suchen. Auch im Fernsehen. Nicht um sie aufzuwerten, sondern zu entlarven als eine Kraft, die mit den Ängsten der Menschen spielt, Hysterie schürt und mit ihrem verbalen Radikalismus den Nährboden für Gewalt liefert. Nach dem Rückzug Luckes offenbart die AfD ihr wahres Gesicht. Sie will mehr sein als nur eine Alternative für Deutschland, sie will ein völlig anderes Land. Das aber darf sich auf keinen Fall wiederholen.