AfD: Aufregung um vermeintliche Weidel-Mail

Alice Weidel, Spitzenkandidatin der Alternative für Deutschland (AfD) für die Bundestagswahl. Foto: Michael Kappeler/dpa Foto: red

Von der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel soll eine E-Mail mit rassistischen Bemerkungen und Demokratie-verachtenden Thesen aufgetaucht sein. AfD-Sprecher Christian Lüth bezeichnete die Mail auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur als "Fälschung". Die 38-jährige Ökonomin, die mit ihrer Lebenspartnerin gemeinsam zwei Kinder großzieht, verbindet ein bürgerliches Image mit oft scharfen Tönen, spricht vom "Kollaps der Sozialsysteme" durch "illegale Migration" und "Asyl-Chaos".

 
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Der "Welt am SonntagS" ("WamS") zufolge wird in der E-Mail vom 24. Februar 2013 der Vorwurf erhoben, die Regierenden zerstörten durch eine Überschwemmung mit "kulturfremden Völkern wie Arabern, Sinti und Roma" systematisch die bürgerliche Gesellschaft, um sie als Gegengewicht auszuschalten. "Diese Schweine sind nichts anderes als Marionetten der Siegermaechte des 2. WK", zitiert das Blatt weiter aus der Mail, die Alice Weidel an einen damaligen Bekannten geschrieben haben soll.

Gauland: "Diese E-Mail ist nicht ihre sprache, passt garnicht zu ihr."

Weidels Kollege, AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland, sagte der "Bild"-Zeitung: "Diese E-Mail ist nicht ihre Sprache, passt gar nicht zu ihr. Es ist der üble Versuch, die AfD um jeden Preis aus dem Bundestag zu halten." Er unterstellte "eine erbärmliche Kampagne, an der sich auch die Medien beteiligen". Umfragen zufolge könnte die rechtskonservative Partei unter dem Spitzenduo Gauland/Weidel bei der Bundestagswahl am 24. September als drittstärkste Partei ins Parlament einziehen.

Die "Welt am Sonntag" sagt, ihr liege eine eidesstattliche Versicherung des Mail-Empfängers, eines früheren Bekannten Weidels, vor. Eine falsche eidesstattliche Versicherung kann eine Geld- oder Freiheitsstrafe nach sich ziehen.

Scheuer übt Kritik

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kritisierte Weidel scharf. "Hinter der pseudo-bürgerlichen Fassade von Frau Weidel verbirgt sich die erschreckende Ideologie einer Reichsbürgerin", sagte er der "Welt" (Online). Reichsbürger lehnen die Bundesrepublik ab und behaupten, das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 bestehe fort. Scheuer weiter: "Die AfD von Gauland, Höcke, Meuthen und Weidel ist in Wahrheit eine Lügenpartei, die die deutsche Staatsordnung ablehnt und bekämpft." Unionsfraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer fragte: "Biederfrau als Brandstifter? Wie rassistisch und völkisch denken @Alice_Weidel und Teile der AfD wirklich?"

Auch SPD-Vize Ralf Stegner attackierte Weidel. "Wer rassistische und demokratieverachtende Mails schreibt, gehört nicht in den Deutschen Bundestag", sagte er der "Welt". "Um das zu verhindern hilft nur: Wählen gehen und demokratische Parteien wählen." Linksparteichef Bernd Riexinger schrieb dazu auf Twitter: "Wir müssen verhindern, dass diese Nazis und Rassisten in den nächsten Bundestag einziehen. Diese Mail ist eine Offenbarung."

Spitzname Weidels in den E-Mails

Der Empfänger der Mail führte gegenüber der "WamS" zur Begründung für Weidels Urheberschaft an, dass sich die Mail in der Betreffzeile auf ein Gespräch mit ihm beziehe und wie bei Weidel damals üblich von "Lille" unterzeichnet sei. Nach dpa-Informationen war "Lille" früher ein Spitzname Weidels.

Weidel ist relativ neu in der Politik. Zu der Zeit, aus der die angebliche Mail stamme, soll Weidel nach Angaben der Zeitung noch nicht AfD-Mitglied gewesen sein. Die frühere Unternehmensberaterin, die auch viel in China unterwegs war, habe aus Protest gegen die Eurorettungspolitik der Bundesregierung begonnen, sich im AfD-Vorläufer "Wahlalternative 2013" zu engagieren, schreibt die "WamS".

Verhältnis zu Frauke Petry

Ihr Verhältnis zu Parteichefin Frauke Petry war lange Zeit sehr gut. Beide stimmten im Bundesvorstand dafür, ein Parteiausschlussverfahren gegen den Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke einzuleiten. Nachdem sich Weidel beim Bundesparteitag im Frühjahr dieses Jahres entschloss, gemeinsam mit Gauland das Spitzenteam zu bilden, ist das Verhältnis abgekühlt.

dpa

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