Adidas hat einen neuen Chef

Als Henkel-Manager war Kasper Rorsted erfolgreich. Dennoch dürfte es für ihn nicht leicht werden, in seinem neuen Job als Adidas-Chef die Erfolge seines Vorgängers zu toppen. Die Erwartungen der Anleger sind hoch.

 
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Der frühere Henkel-Chef Kasper Rorsted (54) hat beim Sportartikelhersteller Adidas das Ruder übernommen. Als Nachfolger des aus Altersgründen ausgeschiedenen Herbert Hainer rückte der Däne am Samstag offiziell an die Spitze des fränkischen Dax-Unternehmens. Dem Vorstand selbst hatte der neue Vorstandschef bereits seit Anfang August angehört, die Zeit bis zu Hainers Ausscheiden am vergangenen Freitag aber zur Einarbeitung genutzt.

Gut aufgestellt

In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag) sagte Ex-Adidas-Chef Hainer (62), sein Nachfolger übernehme ein „gut aufgestelltes Unternehmen“. Adidas habe aber noch großes Wachstumspotenzial. „Auch die operative Marge muss noch besser werden.“ Nach seiner Einschätzung gehört Adidas heute zu den „nachhaltigsten Unternehmen der Welt“: Adidas gehe mit den Beschäftigten, Aktionären, Lieferanten und Kunden gut um. „Erfolg ist mehr als Kennzahlen und schiere Größe.“

54.000 Mitarbeiter

Von den Aktionären war Hainer Mitte Mai mit stehenden Ovationen verabschiedet worden, nachdem er ihnen zum 16. und letzten Mal Rechenschaft abgelegt hatte. Kein aktueller Chef eines Dax-Konzern kann auf eine so lange Dienstzeit an der Spitze zurückblicken. Und: In den mehr als 15 Jahren unter seinem Vorsitz hat Adidas seinen Umsatz verdreifacht, der Gewinn stieg gar um das Fünffache. Für dieses Jahr hob der Konzern mit seinen 54.000 Mitarbeitern mehrmals die Gewinnprognose an.

Profitabilität steigerungsfähig

Allerdings: Seit Adidas 2014 von dem wesentlich kleineren Rivalen Under Armour auf dem wichtigen US-Markt überrundet wurde, liegen die Herzogenauracher dort nur noch auf Platz drei. Weltmarktführer Nike ist meilenweit entfernt, auch wenn Adidas zuletzt bei den amerikanischen Verbrauchern wieder punkten konnte. Außerdem lässt die Profitabilität der Franken im Vergleich zum großen Konkurrenten noch zu wünschen übrig. Die Gewinnmarge von Nike lag zuletzt mehr als doppelt so hoch.

Leidenschaftlicher FC-Bayern-Fan

Rorsted, leidenschaftlicher Läufer, Skifahrer und FC-Bayern-Fan, der mit seiner Familie in München lebt, gelang bei Henkel eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Hainer bei Adidas. Denn der Däne hatte Henkel im Jahr 2008 in einer ähnlich schwierigen Situation vorgefunden, wie dies bei Adidas zu Hainers Start vor 15 Jahren der Fall war. Der Börsenwert von Henkel ist seit Rorsteds Amtsantritt um das Dreifache gestiegen. Im letzten von ihm verantworteten Geschäftsjahr – dem Jahr 2015 – sorgte er bei dem Waschmittel- und Klebstoffhersteller für eine Rekordbilanz.

Zu den Verdiensten von Ex-Adidas-Chef Hainer gehört es, Adidas nach schwerer Krise 2014 schnell wieder auf Erfolgskurs gebracht zu haben. Die harte Kritik, der er damals ausgesetzt gewesen sei, ärgere ihn heute noch, bekennt Hainer: „Das hat mich natürlich geärgert und verletzt, weil ich die Kritik für total unfair und überzogen hielt. Alles, was vorher gut war, war auf einmal schlecht. Da habe ich bei mir gedacht: So, ihr Deppen, jetzt zeige ich es euch noch mal.“ Über Rorsted sagte er: „Ich denke, er passt sehr gut in unser Unternehmen.“⋌dpa

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