Experte sagt: Gelände der Ex-Brauerei Polster rechnet sich nicht für ein solches Projekt Abriss statt Hotel-Träumereien

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Bürgermeister Edmund Pirkelmann hatte schon einen Investor an der Hand. Und der wiederum einen Betreiber. Doch jetzt sind alle Planspiele für ein Hotelprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Polster-Bräu in Nankendorf hinfällig.

 
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Stellte doch Experte Axel Kehrer in seinem Gutachten über die Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorhabens unmissverständlich fest: Das rechnet sich nicht. Die Stadträte nahmen diese Botschaft in ihrer Sitzung am Dienstagabend recht gelassen hin. Nun bleibt nur der Abriss, was dann mit dem Areal passiert, ist noch unklar.

Axel Kehrer kennt sich aus, stammte selbst aus dem Hotelleriewesen, ehe er sich mit seiner Beraterfirma selbstständig machte. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Fränkische Schweiz, die er bereits für diverse Auftraggeber auf ihre Hoteltauglichkeit hin untersucht hat. Was er dabei häufig festgestellt hat, trifft für Waischenfeld besonders zu: So wichtig der Tourismus für diese Region ist, so vielfältig das Leistungsangebot auch sein mag - „es konzentriert sich fast ausschließlich auf den Sommer, im Winter ist so gut wie nichts los“.

Im Winter nichts los

Das sei schon mal grundsätzlich schlecht für die Ansiedlung eines Hotelbetriebs. Weil sich das nur rechne, wenn die Auslastungsquote stimmt. Und die sei nur gewährleistet, wenn das ganze Jahr über etwas los ist. Was in Nankendorf erschwerend hinzukommt: „Die Fläche ist einfach zu klein, auch das Umfeld passt nicht.“ Ganz zu schweigen von der schlechten Nahverkehrsanbindung. Da helfe auch die Nähe zur Therme Obernsees nicht viel weiter. Angesichts dieser Rahmenbedingungen lasse sich ein Hotel hier nicht wirtschaftlich führen.

Machen regionale Produkte Sinn?

Was laut Kehrer denkbar ist: Ein Gästehaus mit rund 15 Appartements, eventuell ergänzt durch eine Brotzeitstube, eine Tourist-Info und einen kleinen Laden, in dem es regionale Produkte zu kaufen gibt.

Standort passt nicht

deal sei der Standort aber auch für ein solches Vorhaben nicht, zumal ein Investor da wohl auch schon um die zwei Millionen Euro in die Hand nehmen müsste. Die beste Lösung, so Kehrer, wäre, den Platz komplett freizulegen und damit den Blick auf die imposante Felswand hinter der Brauereiruine mit ihrer Höhlenstruktur freizugeben.

Bitte auch für Familien

Was Waischenfeld - wie andere Gemeinden in der Fränkischen Schweiz auch - wirklich bräuchte, sei ein Impulsgeber in Gestalt eines großen Hotels. Ein richtiges Ferienhotel sollte das sein, das für junge, sportbegeisterte Menschen ebenso attraktiv ist wie für Familien. Und wie gesagt: Groß muss es sein: „Denn erst ab 80 Betten lässt sich mit einem Hotel Geld verdienen“, sagt Kehrer.

Geld verdienen ab 80 Betten

100 Zimmer seien noch besser. Dazu natürlich ein Restaurant und am besten auch Wellnessangebote. So mit 17 bis 18 Millionen Euro an Kosten müsse man da schon kalkulieren. Es müsste also neben einem passenden Standort - „nicht jeder ist geeignet“- vor allem ein Investor gefunden werden, der über das nötige Kapital verfügt. Kehrer machte den Stadträten trotz seiner vielfältigen Kontakte wenig Hoffnung: „Also ich kenne im Moment keinen.“ Waischenfeld leide wie die gesamte Fränkische Schweiz unter dem Problem, dass es zu viele kleine, familiengeführte Betriebe gebe, die mehr schlecht als recht über die Runden kommen. Und denen es damit auch an der finanziellen Kraft fehle, zu investieren.

Entwicklung duchaus positiv

Wobei für Waischenfeld durchaus eine positive Entwicklung zu erkennen sei. Das dokumentierten die seit Jahren kontinuierlich ansteigenden Gästezahlen. Aber eben fast ausschließlich im Sommer. Und: 98 Prozent der Urlauber kommen aus dem Inland. Potential für einen Ausbau Waischenfelds als Tourismusort sei also genug vorhanden. Jetzt gilt es „nur“ noch, einen willigen Investor aufzutreiben.

Abriss kostet richtig Geld

Wenn auch sicher nicht für Nankendorf. Dort muss jetzt die Kommune aktiv werden, muss das Grundstück erwerben und den Abbruch in die Wege leiten. Was ,wie mehrfach berichtet ,mit Kosten von 300 000 Euro plus x verbunden ist.

Ohne Zuschüsse läuft nichts

Allein kann und will die Stadt das nicht schultern, so Bürgermeister Pirkelmann, der Kehrers Analyse als „schlüssig und nachvollziehbar“ bezeichnete. Daher werde die Kommune bei der Regierung einen Antrag auf einen Zuschuss aus dem Topf der Städtebauförderung stellen. Voraussetzung dafür ist jedoch wiederum ein Konzept zur künftigen Nutzung der Polster-Fläche. Das muss nun erarbeitet und dann vom Stadtrat diskutiert und verabschiedet werden.

en.

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